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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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Bewegung schwer.
    »Nun mach schon!«, forderte Regina, doch der Angesprochene hob die Waffe.
    »Nur die Ruhe, erst mal wollen wir den Zeitungsfritzen erledigen, und dann haben wir noch was zu klären.«
    Marie zitterte jetzt am ganzen Leib. »Bitte!«, flüsterte sie. »Bitte! Tun Sie das nicht!«
    »Wie süß! Sie hat Angst um ihr kleines Täubchen!«
    Der Mann stand stöhnend auf und drückte das Licht an. Geblendet wandten Marie und Adrian ihre Köpfe ab. Wie durch einen plötzlichen Krampf krümmte sich der Mann nach vorne; Adrian erinnerte sich dumpf an seine Scherenschnappaktion und wandte sie unter Aufbringung aller Lebenskraft, die er noch hatte, ein zweites Mal an. Mit wenig Widerstand fiel der Angeschossene um. Ein Schuss löste sich und bohrte sich irgendwo in die Wand.
    Dann tauchte plötzlich ein Schatten auf! Etwas Schweres fiel, dann war Stille; selbst Regina Meester fiel kein Fluch mehr ein. Verdutzt hob Adrian den Kopf. Marie fasste mit ihrem gesunden Arm nach seiner Hand. Elke stand im Eingang. Zu ihren Füßen lag ihr Freund und ein Stein, groß wie ein Handball, lag dicht neben seinem Kopf, um den sich langsam eine Blutlache bildete. Elke starrte erst auf ihre geöffneten Hände, dann auf das leblose Gesicht des Mannes.
    »Du hast ihn umgebracht, du dämliche Ziege!«, brüllte Regina, die immer noch zappelnd am Boden lag.

50er Jahre: Ende der Geschichte
    »Es ist wahr, der Antiquitätenhändler hat sein Geschäft mitten in Düsseldorf, und in seiner Nachbarschaft erzählt man sich, dass es ihm selbst zu Kriegszeiten immer gut gegangen sei.«
    Konrad redete weiter, während er seinem Besuch Kaffee servierte. Lene, Martha und er saßen in seinem Wohnzimmer um den Couchtisch herum, den er mithilfe einer Kurbel auf die Höhe eines Kaffeetisches gebracht hatte. Marthas Hände zitterten, als sie ein paar mitgebrachte Törtchen auf einen Teller legte.
    »Und weiter?«, fragte Lene, die Konrad interessiert ansah.
    »Nun ja, ihr werdet es nicht glauben! Herr Adler hatte Söhne.«
    »Hatte?« Martha horchte auf.
    »Ja, zwei sind gestorben und einer lebt mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Geschäfts.«
    »Ja, und?« Martha leckte sich ihre Finger ab, an denen Sahnereste kleben geblieben waren.
    »Der älteste Sohn hieß Hans und ist im Krieg gestorben; der zweitälteste hieß Karl und ist ebenfalls im Krieg gestorben.«
    »Sag das noch mal!« Lene saß nun kerzengerade. »Ja, du hast richtig gehört.«

    »Karl? Bist du ganz sicher?«

    »Natürlich. – Die Nachbarn haben übrigens noch mehr erzählt. Also, da es der Familie immer recht gut ging, wunderte man sich, wie sie das schaffte. Doch dass sie mit den Nazis zusammengearbeitet hat, liegt auf der Hand. Als die politische Lage dann kippte, sind die Adlers für eine Weile ins Ausland gegangen. Ach ja, noch was: Herr Adler senior hatte immer guten Kontakt zu den Italienern, der eben nur gegen Ende des Krieges abbrach, aber man munkelt, dass es davor einigen Handel mit Antiquitäten aus dem Süden gegeben hatte. Ein alter Mann erzählte mir bei einem Glas Bier – ihr glaubt gar nicht, wie redselig der wurde – dass der älteste Sohn eines Tages ganz aufgeregt auf seinen Bruder Karl gewartet habe. Dass da was nicht mit rechten Dingen zuging, muss offensichtlich gewesen sein, denn die Brüder verstanden sich nicht besonders gut. Nur wenn’s ums Geschäft ging, waren sie sich einig.«
    Konrad hatte die Kaffeetassen gefüllt, griff nach einem Törtchen und sprach weiter: »Dann kam die Todesnachricht. Die Eltern waren ganz bestürzt, und zu allem Unglück kam einen Tag später die Todesnachricht von Hans. Recht bald danach sind sie ins Ausland gegangen. Und heute läuft der Laden wieder. Der jüngste Sohn, Ernst, hat ihn übernommen.«
    Triumphierend sah er die beiden Frauen an.
    »Und das hast du in so kurzer Zeit herausbekommen?«, fragte Lene erstaunt.
    »Ja, es war ganz einfach. Aber auch nur, weil so viel Zeit vergangen ist. Ich glaube, zu Kriegszeiten hätte niemand auch nur ein Sterbenswörtchen erzählt. Es hatten ja alle Angst.«
    »Ja, so wie wir«, sagte Lene nickend und überlegte weiter: »Dann war Hans also unser Kontaktmann, der vor unseren Augen gestorben ist. Aber wer hat ihn auf dem Gewissen?«
    »Das wird wohl ein Geheimnis bleiben, aber es gibt noch etwas«, Konrad biss in sein Gebäck und sprach kauend weiter, »die Familie Adler hat sehr oft Taschen benutzt, auf die ihr Emblem genäht war.«
    »Das überrascht mich
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