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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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Verfolgung und Mördern erzählen.«
    Er ging auf einen kleinen Tisch zu und bückte sich, um das Telefon zu greifen.
    Das Geräusch war leise. Es hörte sich nicht nach viel mehr an als einem »Plopp«. Herr Jansen sah mehr erstaunt als erschreckt auf seine Brust. Sein Hemd hatte plötzlich ein Loch und Blut sickerte ins Gewebe. Er fasste sich an die Brust. Es ertönte ein zweites Plopp, dann splitterte Glas. Der Hund fing an zu bellen und Herr Jansen fiel hin.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«
    Maries Stimme war spitz und überschlug sich. Sie zog Adrian, der schon halb weggedöst war, auf den Fußboden.
    »Was ist los?«, fragte Adrian erschrocken.

    »Sie haben den Mann erschossen!«
Marie bemühte sich, herauszufinden, woher die
    Schüsse gekommen waren. Sie reckte den Kopf ein wenig. Dann fiel ein dritter Schuss und das Projektil traf die Wand hinter ihr. Die beiden kauerten sich vor der Couch auf den Boden. Adrian war schlagartig wach. Der Hund lief zur Terrassentür und bellte die Dunkelheit an. Marie nahm ein Kissen von der Couch und warf es mit Kraft gegen die Stehlampe. Die Lampe kippte und das Licht ging aus.
    Draußen sah sie einen schwachen Lichtschein, der sich durch die Dunkelheit bewegte. Motorengeräusch. Die Verbrecher waren mit dem Auto gefolgt! Marie und Adrian robbten von der geborstenen Terrassentür fort. Keine Chance für den netten Herrn Jansen. Doch zum Trauern blieb keine Zeit. Ihre Synapsen arbeiteten auf Hochtouren. Sie blickten sich im Zimmer um. Die Finsternis machte es ihnen nicht leicht, sich in dem fremden Raum zu orientieren, doch nach wenigen Sekunden hatten sich die Augen vollständig an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt. An den Wänden hingen mehrere Bilder, dazwischen Jagdtrophäen. Marie blickte auf den Hund: ein Münsterländer.
    »Ob Herr Jansen Jäger ist?«, flüsterte sie Adrian zu.
    Maries Herz trommelte wild. Sie sah sich weiter um. Da, eine Fotografie, direkt neben ihr auf der Kommode. Herr Jansen mit zwei weiteren Männern. Sie grinsten, hatten alle drei Hüte auf, drei Hunde saßen daneben: Jäger, alles Jäger …
    »Das bedeutet, es muss Waffen in diesem Haus geben!«
    »Okay«, flüsterte Adrian zurück, »ich suche da und du da!«
    Keine Zeit zum Trauern und keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln. Adrian dachte, wenn sie schon in Lebensgefahr seien, müssten sie sich nicht auch noch siezen.
    Sie krochen voneinander weg.
    Marie lauschte, ob von draußen was zu hören war. Leise Schritte waren zu vernehmen. Ihr Herzrasen steigerte sich. Sie drehte sich kurz zu Adrian um, aber der war schon nicht mehr zu sehen. Ein Kribbeln, das sich rasend schnell im ganzen Körper ausbreitete, mahnte sie zur Eile; fast meinte sie, einem Schwindel zu erliegen.
    Bleib dran, Marie!, sagte sie sich, bleib dran! Es kommt auf jede Sekunde an! Als sie an dem Haus angekommen waren, war ihr der hohe Zaun um den Garten aufgefallen – nicht leicht zu überwinden; das beruhigte sie flüchtig.
    Sie robbte durch das Wohnzimmer. Der Hund stand immer noch an der kaputten Tür und bellte. Der Schimmer der Autoscheinwerfer verschwand. Himmel! Wo waren die Mörder jetzt? Marie riss Schubladen heraus und öffnete Schranktüren, doch dabei passte sie auf, dass ihr Kopf nie mehr als einen Meter in die Höhe kam. Sie riss an allem, was keinen Widerstand bot, doch sie fand keine Waffe.
    Mist! Mist! Mist!, dachte sie und robbte aus dem Zimmer hinaus in den Flur. Von irgendwoher hörte sie einen unterdrückten Fluch. Wo war die Haustür? Dort drüben, gut, vor ihr die Garderobe, da die Tür zum Bad, ein weiterer Schrank. Sie ging auf die Knie und rüttelte an einer Schranktür, hinter der sie Mäntel vermutete. Der Schrank war abgesperrt.
    Vielleicht sind hier die Waffen, dachte sie hoffnungsvoll und rüttelte wieder. Hektisch sah sich um. Huschte da nicht jemand vor der Haustür herum? Mein Gott, gleich haben sie uns! Sie wollte schreien, doch ihre Kehle zog sich zu; es raubte ihr fast den Atem. Tränen flossen plötzlich.
    Nicht weinen, Marie, das bringt nichts, sieh dich um, sie hin! Du musst den Schrank aufbrechen!
    Adrian! Wo war er nur? Sie wagte nicht, nach ihm zu rufen. Hoffentlich war er nicht zusammengebrochen!
    Sie robbte weiter, stieß mit dem Kopf am Schirmständer an, riss irgendetwas von der Wand und tastete sich an ihr entlang. Dann spürte sie einen Spalt, tastete weiter und fand einen Wandschrank. Der Schlüssel steckte von außen. Sie öffnete ihn, griff in ein Gewirr von
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