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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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er das Papier zusammen und warf es auf die Rückbank. Dann startete er den Motor und nahm den ersten Bissen Backfisch. Kauend wendete er den Wagen und fuhr los Richtung Willich.

Karla
    Beim Eintreten in die Redaktion zog Adrian eine Fett- und Fischfahne hinter sich her. Das ölige Brötchenpapier warf er in den nächsten Papierkorb – oder er versuchte es zumindest, doch er ignorierte geflissentlich, dass es stattdessen daneben landete.
»He, pass doch auf!«, ermahnte ihn sein Kollege Frank, der sich bückte, um mit spitzen Fingern das Papier in den Eimer zu werfen. »Kannst du nicht mal reinkommen, ohne Müll fallen zu lassen oder die Tür zu knallen?«
»Ne, kann ich nicht, dann hättest du ja nichts zu meckern.«
Adrian hockte sich mit einer Pobacke auf den Schreibtisch, der üblicherweise als Empfang genutzt wurde, verschränkte die Arme und fragte: »Was macht der Bartwuchs?« Er beobachtete, wie sein junger Kollege, der seit einem halben Jahr versuchte, sich einen Vollbart wachsen zu lassen, blass wurde.
»Du kannst mich mal!«, sagte Frank schroff und warf hinterher: »Sollst zu Karla kommen – sofort!«
»Pfh, immer langsam, bin schließlich nicht zum Hektiker geboren.«
»Sie wartet seit einer halben Stunde auf dich«, erwiderte Frank süffisant, »sie hat eine Story für dich, die dich umhauen wird.« Frank grinste wissend.
»Sie ist doch wohl nicht immer noch mit diesem alten Mann aus Süchteln dran?« Adrian stand auf und griff nach Block und Stift.
»Oh doch!« Frank baute sich vor Adrian auf. »Du bist doch der beste Schreiber hier, du wirst es richten,« sagte er und schlug ihm mit generöser Geste auf die Schulter.
»Leck mich!« Adrian schubste Frank zur Seite und zog vernehmlich den Rotz hoch, bevor er an Karlas Tür klopfte. 

    Karla thronte hinter ihrem Eichentisch und sog gerade mit gekonnt gespitzten Lippen an ihrer Zigarettenspitze, als wolle sie ihre Vorliebe für antiquierte Einrichtung und ebensolches Verhalten beweisen.
    »Auch schon da, junger Freund?«, sagte sie mit beleidigtem Unterton und atmete lautlos den Rauch aus, ohne Adrian anzusehen.
»Ich musste erst zur Fischbude«, gab er mit wichtigem Ton zu bedenken.
    »Das ist unschwer an deinem Geruch zu erkennen – setz dich!«
    »Als ob du durch den Qualm da was riechen könntest«, nuschelte Adrian und ließ sich in einen der beiden Ohrensessel fallen, die vor dem Schreibtisch standen. »Was ist so dringend, dass ich nicht mal in Ruhe einen Backfisch essen kann?«
    »Na ja, dein Job scheint dir manchmal nicht dringend genug, mein Freund. Du weißt genau, dass du dir Professor Wiedener vornehmen sollst.«
    »Oh bitte, liebste Chefin, was soll so ein oller Knochen schon Wichtiges zu vermelden haben?« Adrian lehnte sich nach vorn und blickte Karla provozierend an.
    »Genug, du machst die Story, und damit basta! Ansonsten bist du raus!«
Karla zog wieder an ihrer Zigarettenspitze und blies den Rauch mit Absicht in Adrians Richtung. Er hustete übertrieben laut und antwortete mit dem Unterton eines beleidigten Kindes, er habe bisher seine Aufträge ja wohl alle zur Zufriedenheit erledigt und große Teile ihres Erfolges der letzten Monate seien nur ihm zuzuschreiben. Ohne ihn wäre ihre kleine, mickrige Zeitung noch nicht so weit gekommen. Die NiederRheinWoche brauche Reporter wie ihn und sie könne so nicht mit ihm umspringen, so nicht!
    Karla antwortete lächelnd: »Frei nach dem Motto: Ein echter Reporter muss nicht gefallen, sondern auffallen, was? Gratuliere! Aber glaub ja nicht, du wärst der einzige mit Talent. Und erinnere dich bitte daran, wer dir hier eine Chance gegeben hat, nachdem die großen Zeitungen dich nicht wollten. Und jetzt mach den verdammten Termin mit dem Professor! Er wartet schon seit einer Woche auf unseren Rückruf. Und außerdem bin ich deine Extratouren leid! Es ist schön, wenn du Ideen einbringst, aber fügen«, sie senkte den Kopf und sah ihn über ihren roten Brillenrand hinweg an, »solltest du dich ab und zu auch mal.«
    »Ja, ja.« Adrian winkte unwillig ab, versuchte jedoch eine weitere Attacke: »Warum schickst du nicht Frank? Der ist doch prädestiniert für solche Buchbesprechungen!« Er stand auf und warf seinen Block und seinen Stift auf Karlas Schreibtisch.
    »Nennst du das ›fügen‹? – Frank ist diese Woche mit Terminen voll bis über beide Ohren und du hast noch Luft, reicht dir das als Antwort?«
    Karla drückte die Zigarette aus und begann, ihre Computertastatur zu
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