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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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Besenstil, Putzeimer, Lappen und Flaschen und fühlte etwas Metallenes. An einem Griff zog sie einen Werkzeugkasten hervor. Scheppernd entleerte sie den Kasten, griff nacheinander einen Hammer, Schraubendreher, Spachtel und schließlich einen Meißel. Der erschien ihr passend. Vorsichtig kroch sie zurück zu dem verschlossenen Schrank, setzte den Meißel dicht am Schloss an und wunderte sich, wie schnell es nachgab.
    Sie hatte recht gehabt! Es befand sich eine komplette Jagdausrüstung in dem Schrank, wie sie mithilfe einer Taschenlampe, die ganz vorne gelegen hatte, herausfand.
    »Repetiergewehr«, murmelte sie und griff beherzt nach der Waffe, die ihr zwar nicht vertraut war, die ihr aber auch keine Sorgen bereitete.
    Maries Vater und Onkel waren Jäger gewesen und sie hatte die beiden Männer manchmal begleitet. Mit Schussübungen hatte Herr Lorenz seine Tochter für den Sport zu begeistern versucht, was aber in den Anfängen steckengeblieben war. Maries Wissen reichte gerade, um dieses Gewehr zu laden, was sie mit zitternden Händen tat.
    »Drei Schuss habe ich, das heißt, zwei müssen sitzen. Na toll«, murmelte sie weiter, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Sie legte probeweise an, bewegte den Lauf hoch und runter, hin und her und prüfte den Verschluss.
    »Großwildjagd am Niederrhein – und dafür hab ich Pädagogik studiert!«
    Sie sah zur Eingangstür, lauschte, hockte sich mit der Waffe im Anschlag hin und wurde ganz ruhig. Sekundenlang hörte sie nur ihren Atem. Sie hoffte, Adrian würde nicht auf die Idee kommen hinterherzukommen, und wartete.
    Es dauerte nicht lange, bis ein Stein mit Wucht durch das Glas der Haustür geworfen wurde. Splitter trafen Marie, doch sie blieb regungslos hocken. In einer Entfernung von geschätzten drei Metern würde man sie nicht gleich sehen können, es sei denn, die Mörder würden das Licht anschalten. Doch dafür würden sie keine Gelegenheit mehr haben, schwor sich Marie. Dem Stein folgte ein Fuß, der die restlichen, großen Stücke Glas aus dem Rahmen heraustrat. Dann griff eine Hand durch das Loch nach der Türklinke und öffnete die Tür. Der Kerl mit der Pistole trat in den Flur. Marie zielte. Sie fühlte ihre Handflächen feucht werden und wartete.
    Bitte, dachte sie, bitte …
    Dann tauchte Regina Meester hinter dem Typen auf.
    Ja!, dachte Marie und drückte ab. Blitzschnell lud sie nach, nutzte die Verblüffung, die der Schuss ausgelöst hatte, hörte selber ein Klingeln im Ohr vom Knall und sah, wie dem Angreifer die Waffe aus der Hand fiel. Die ebenso überraschte Frau Meester blieb wie paralysiert stehen – ein Blick, der Marie traf.
    »Nein«, sagte Regina nur.
    »Doch«, antwortete Marie und drückte ein zweites Mal ab.
    Verfehlt!
    Regina hatte sich blitzschnell zur Seite gedreht; der Schuss war ins Leere gegangen. Jetzt sprang sie so geschmeidig wie eine junge Athletin in den Flur und hob die Waffe auf. Marie sah es wie in Zeitlupe. Ihre Hände gehorchten ihrem Kopf nicht mehr; sie blieben erstarrt. Regina hob die Pistole; Marie sah ihr an, dass sie keine Übung mit Waffen hatte, und musste fast lachen. Doch die Kugel, die keine Sekunde später in ihre Schulter drang, erinnerte sie mehr als eindringlich an ihre Situation. Vor Schmerz und Schreck ließ sie das Gewehr fallen und sah, wie Regina erneut zielte …
    Plötzlich polterte es hinter Marie, und bevor sie sich das Geräusch erklären konnte, stürzte sich Adrian mit einem Schrei auf Regina Meester. Die Pistole fiel zu Boden. Mit schier übermenschlicher Kraft holte Adrian das Letzte aus sich heraus und gewann die kurze Rangelei. Marie zog unter Schmerzen ihren Gürtel aus und gemeinsam fesselten sie Reginas Hände auf dem Rücken.
    »Das war keine Sekunde zu früh«, sagte Marie keuchend und sah Adrian mit einem schiefen Lächeln an.
    Adrian ließ sich erschöpft auf den Boden gleiten.
    »Wo ist ein Telefon?«, fragte er, doch bevor Marie eine Antwort geben konnte, fühlte sie sich plötzlich mit starkem Griff am Arm gehalten.
    »So leicht gewinnt ihr nicht!«, sagte der nur angeschossene Komplize Reginas mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er hielt Marie die Pistole vors Gesicht und bedeutete Adrian, neben Marie zu kommen. »Los! Da rüber!«
    Sie hatten den Kerl nicht im Blick gehabt, während sie Regina gefesselt hatten, und das rächte sich. Regina lachte höhnisch und forderte ihre Freilassung. Doch der Mann hatte eine stark blutende Wunde im Bauch und atmete schwer. Offensichtlich fiel ihm jede
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