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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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sein Mobiltelefon. Mit der grauen Staubschicht auf Gesicht und Haaren wirkte er viel älter als die siebenunddreißig Jahre, die er tatsächlich zählte. Wenn er beim Sprechen die Stirn runzelte, gruben sich tiefe, dunkle Falten in seine Haut.
    »Selbstverständlich«, sagte er gerade. »Ich gebe Ihnen völlig recht. Dass es sich hier um einen sehr ernsten Zwischenfall handelt, dürfte niemand bestreiten.« Er hielt inne, weil er einen heftigen Wortschwall über sich ergehen lassen musste. »Einen Augenblick bitte! Wir sollten nicht übertreiben«, wandte er schließlich ein. »Es hätte deutlich schlimmer kommen können.« Sein Gesprächspartner jedoch fuhr fort, auf ihn einzureden, als hätte er kein Wort gesagt.
    Blakes Augen folgten einer jungen Frau, die über den Parkplatz zu einem roten Toyota eilte. Sie trug ein weißes Tanktop und einen kurzen Jeansrock, was ihre gebräunten Arme und Beine vorteilhaft betonte. Als sie Blakes Blick bemerkte, lächelte sie ihm flüchtig zu. Ihre Beine waren für seinen Geschmack etwas zu dick, registrierte er ein wenig enttäuscht, doch der Inhalt des Oberteils sah vielversprechend aus. Als das Mädchen sich umdrehte, um ihre Einkäufe im Kofferraum zu verstauen, stellte sie fest, dass sein Blick ihr noch immer folgte, und runzelte die Stirn. Blake lächelte sie freundlich an, doch sie ließ die Kofferraumtür rasch ins Schloss fallen, klemmte sich hinter das Steuer, ließ den Motor unnötigerweise laut aufheulen und fuhr davon.
    Man kann nicht alle haben, dachte Blake und widmete sich wieder seinem Telefonat. Er verspürte eine schier unwiderstehliche Lust, sich eine Zigarette anzuzünden, doch er wusste genau, dass der gestrenge Mr Browne am anderen Ende der Leitung das Klicken des Feuerzeugs und den ersten genüsslichen Zug richtig interpretieren und keinesfalls gutheißen würde. Das war der deutliche Nachteil, wenn man sich auf amerikanische Geldgeber einließ: Toleranz für den mäßigen Genuss von Alkohol und Nikotin war für sie ein Fremdwort. Widerwillig lauschte er der rauen Stimme seines Gesprächspartners, die immer wieder die gleichen Punkte zur Sprache brachte.
    »Ich brauche absolute Gewissheit, dass alle Mitglieder Ihres Teams unverletzt sind, Blake.«
    »Ich sagte Ihnen doch bereits, dass das der Fall ist. Sie sind samt und sonders in Sicherheit.«
    »Gut. Außerdem brauche ich eine Liste aller Schäden, die im Labor entstanden sind, und zwar detailliert. Mailen Sie mir umgehend, welche Geräte ersetzt werden müssen. Sie sollten so schnell wie irgend möglich die Arbeit wieder aufnehmen. Bei Ihrem Auftrag handelt es sich um eine Art Wettrennen, und wir können es uns beim besten Willen nicht leisten, auf dem zweiten Platz zu landen.«
    »In Ordnung. Ich muss Sie allerdings darauf hinweisen, dass es wahrscheinlich einen Augenblick dauern wird, bis ich einen funktionsfähigen Computer gefunden habe.« Er räusperte sich. Der verdammte Staub kroch in jede Ritze, und der einzige Weg, ihn wieder loszuwerden, war vermutlich ein doppelstöckiger Whisky. Dabei wäre es ihm sogar egal, wenn der Drink mit Eiswürfeln und Sodawasser gepanscht wäre.
    »Welche Sicherheitsmaßnahmen haben Sie in die Wege geleitet? Sie müssen zusehen, dass diese Irren Ihnen nichts anhaben können.«
    »Unser Sicherheitsbeauftragter wird sich direkt mit Ihnen in Verbindung setzen«, sagte Blake müde. »Ich finde, das Wichtigste ist tatsächlich, das niemandem etwas passiert ist. Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind wirklich hervorragend, und dass die gesamte Belegschaft mit heiler Haut davongekommen ist, beweist doch, dass wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben.« Jetzt rede ich schon genauso geschwollen daher wie Mr Browne, dachte Blake angewidert.
    »Ich verstehe durchaus, dass Sie es eilig haben, nach Hause zu kommen, Blake. Sie sehnen sich sicherlich nach einer Dusche und einem starken Drink, aber ehe Sie gehen, müssen wir noch ein, zwei Dinge klären.«
    »Ich muss unbedingt mit dem Team reden. Und dann muss ich …«
    »Schon gut, ich merke, dass Sie am Ende sind.« Das Mitgefühl in Mr Brownes Stimme klang nicht echt. Blake fühlte geradezu, wie sein Name mit einer negativen Markierung versehen wurde. »Leider ist es nun einmal so, dass irgendwer in Ihr Labor marschiert ist und dort eine Bombe gelegt hat. Es fällt mir nicht leicht, Ihnen Ihre Illusionen zu rauben, Blake – aber wenn Ihr Sicherheitssystem wirklich so gut ist, wie Sie behaupten, dann muss jemand aus Ihrem
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