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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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zuzugehen«, wandte Sam ein und lehnte sich weiter nach vorn, um besser sehen zu können. »Ich würde fast sagen, die beiden da unten streiten sich.«
    »Hoffentlich erklärt er seinem Kumpel, was für ein Volltrottel er ist«, meinte Greg.
    »Der Kerl ist ein gutes Stück größer als Con«, sagte Kerri.
    Die Menge geriet in Aufruhr, und sie verloren die beiden Streithähne kurz aus den Augen. Irgendwann streckte Lucy den Arm aus und rief: »Da ist er!«
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?«, erkundigte sich Kerri.
    »Zumindest sehe ich kein Blut«, flachste Lucy. »Allerdings sieht er stinksauer aus.«
    »Das ist doch nichts Neues«, höhnte Greg.
    Conor entfernte sich mit gesenktem Kopf und sichtlich verärgert vom Labor.
    »Warum haben die beiden sich wohl gestritten?«, überlegte Kerri.
    Sie bekam keine Antwort. Die Menge auf der Straße skandierte jetzt wieder lautstark ihre Parolen und schwenkte die Spruchbänder im Takt dazu. Der Anführer ließ sie einige Zeit gewähren, ehe er wieder das Megafon an die Lippen hob und sich laut, deutlich und langsam an die Fenster des Labors zu wenden schien. »Wir gehen jetzt. Niemals aber vergessen wir die Verbrechen, die hier begangen werden. Ihr werdet wieder von uns hören!«
    Mit einem Lächeln auf dem hageren Gesicht wandte er sich um und führte die Demonstranten die Parks Road hinunter in Richtung High Street. Die Kundgebung löste sich nun offenbar auf, denn ihm folgte nur noch eine Handvoll Unermüdlicher. Binnen kürzester Zeit war es auf dem Platz vor dem Labor still und friedlich wie zuvor.
    »Das war’s mit dem Unterhaltungsprogramm«, sagte Greg. Ihm schien eingefallen zu sein, dass er der Senior der Gruppe war. »Zurück an die Arbeit.«
    In diesem Augenblick jedoch hob sich das Dach, auf dem sie standen, wie ein Schiffsdeck und sackte sofort wieder zurück. Die vier jungen Leute hatten Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Sie waren starr vor Schreck. Fast im gleichen Moment fuhr ein Donnerschlag durch das ganze Haus. Man hörte das Prasseln kleiner Steine.
    Dann war es still.
    »War das ein Erdbeben?«, flüsterte Lucy.
    Zumindest glaubte Sam, so etwas verstanden zu haben. Lucys Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme konnte er kaum hören, obwohl er unmittelbar neben ihr stand. Ein hoher, unangenehmer Pfeifton schrillte in seinen Ohren.
    Greg zu seiner Linken beugte sich hustend und spuckend über die Brüstung, um nachzusehen, was passiert war. Er deutete nach unten. Sam lehnte sich ebenfalls über das Mäuerchen.
    »Himmel!«, murmelte er.
    »Was ist los?« Auch Kerris Frage musste Sam ihr von den Lippen ablesen. Sie schüttelte Sams Arm, traute sich aber nicht, selbst nach unten zu schauen. Tränen der Angst liefen ihr über das staubige Gesicht.
    Greg schüttelte den Kopf. Hinter ihm sah Sam eine dicke, mit Papierfetzen durchsetzte Staubwolke aufsteigen.
    Lucy kam mit unsicheren Schritten ebenfalls auf Sam zu und beugte sich über die Brüstung.
    Nein, kein Erdbeben – eher eine Explosion, dachte Sam. Tief in seinem Kopf summte es noch immer.
    »War das eine Bombe?«, schrie Kerri, doch ihre Stimme klang für Sam wie das Piepsen eines kleinen Vogels.
    Sam streckte die Hand aus, um sie zu trösten. Er spürte, wie ihr Arm unter seinem Griff zitterte, zog sie von der Brüstung fort, wies auf die Tür und winkte den anderen, ihm zu folgen. Falls eine weitere Explosion folgen sollte und das Gebäude zusammenbrach, wäre das Dach nicht gerade der sicherste Aufenthaltsort.
    Greg jedoch schüttelte den Kopf und bedeutete dem Grüppchen, an Ort und Stelle zu bleiben, bis er das Treppenhaus untersucht hätte. Wenig später kehrte er zurück, nickte und ging ihnen mit erhobener, zu Vorsicht mahnender Hand voran nach unten.
    Kerris Mund stand offen. Möglicherweise stöhnte sie oder schrie sogar, doch keiner von ihnen konnte sie hören.
    Lucy griff nach Kerris freier Hand, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Sie und Sam hielten sich auf der Treppe dicht neben dem Mädchen. Die Beleuchtung war ausgefallen, und natürlich hatte keiner von ihnen eine Taschenlampe dabei. Unsicher und zögernd tasteten sie sich die Stufen hinunter. Jetzt erst wurde ihnen klar, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste.
    Die ersten Sirenen von Feuerwehr und Polizei waren zu hören, doch die vier jungen Leute vernahmen nichts als das schrille Pfeifen in ihrem Kopf.

Kapitel 3
     
    Blake Parker hatte sich auf dem Institutsparkplatz eine ruhige Ecke gesucht und sprach eifrig in
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