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0620 - Teris Jagd

0620 - Teris Jagd

Titel: 0620 - Teris Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stunden später hatte Teri Rheken einen Teil ihres Entsetzens überwunden. Aber es brauchte seine Zeit, mit dem Schreckensbild fertig zu werden. Mit dem Anblick einer jungen Frau, die von einem schattenhaften Ungeheuer ermordet wurde. Dieser gewaltige Adlerkopf, der scharfe Schnabel, der in Fleisch und Adern schlug, blutrot wieder emporzuckte… ein Gesicht, verzerrt von Schmerz und Todesangst, voller Verzweiflung…
    Sie kannte den Dämon nicht, aber sie kannte das Opfer. Vali, eine Silbermond-Druidin! Sie war eine jener Seelen, die von jenseits des Lebens zurückgekehrt war in die Wirklichkeit, der es vergönnt war, weiter zu existieren, nachdem alle anderen wieder geschwunden waren. Vali war die einzige, die übriggeblieben war.
    Einst hatte es viele Silbermond-Druiden gegeben. Doch als die Meeghs, die unheimlichen, spinnenartigen Schattenwesen, das System der Wunderwelten überfielen, hatten die Druiden sich geopfert und den Silbermond in das Zentralgestirn jenes Systems gestürzt, um mit der gewaltigen magischen Entladung die Invasion zurückzuschlagen, den Plan der Bösen zunichte zu machen. Später hatte der Zauberer Merlin durch ein Zeitparadoxon die Zerstörung des Silbermondes rückgängig gemacht, der jetzt um die Erde kreiste - aber unsichtbar für die Menschen. Denn zum einen befand er sich dabei in einer Traumwelt eingekapselt, in einer Scheinrealität, und zum anderen um 15 Minuten in die Zukunft versetzt. Das sollte verhindern, daß es zu größeren Katastrophen und nachträglichen Veränderungen historischer Ereignisse kam, die seit der Zerstörung dieser Druiden-Welt im Rest des Universums stattgefunden hatten.
    Bis auf Vali gab es keine Druiden mehr auf dem Silbermond. Die Schwarzhaarige lebte jetzt dort in Gesellschaft von etwa einer Million Sauroiden, echsenhaften Wesen, die nach der Zerstörung ihrer eigenen Welt hier Zuflucht gefunden hatten.
    Und nun hatte Teri, selbst eine Silbermond-Druidin, Vali sterben gesehen!
    Ihre Unruhe trieb sie nach Schottland. In Llewellyn Castle, im kalten Hochland, hatte sich Julian Peters angesiedelt. Julian, der Träumer. Er hatte den Traum geschaffen, in dem sich der Silbermond jetzt befand, und wer die Traumwelt aufsuchen oder verlassen wollte, konnte das nur über Julian tun. Er war der einzige, der eine Brücke zur Traumwelt öffnen konnte.
    Teri fragte sich, was den jungen Mann bewog, sich hier zu verkriechen. Er war der einzige Bewohner der zur Zeit herrenlosen Burg, und im benachbarten Dorf gab es kaum Menschen seines Alters.
    Aber Julian, der Träumer, war schon immer anders gewesen. Nach einer extrem überlangen Schwangerschaft dennoch ohne Probleme für die Mutter geboren, war er innerhalb eines einzigen Jahres zum Erwachsenen herangereift. Dann erst hatte seine rasende Entwicklung ihr vorläufiges Ende gefunden, und er konnte daran gehen, auch geistig erwachsen zu werden.
    Julian, der Träumer, den selbst die Hölle fürchtete. Der sich auf den Thron des Fürsten der Finsternis gesetzt hatte, um ihn dann schon bald wieder zu räumen, weil es ihm keinen Spaß gemacht hatte, teuflisch zu sein und die Hölle zu regieren… geistig noch kindhaft, hatte er mit seinen Fähigkeiten und seiner geradezu unwahrscheinlichen Macht experimentiert.
    Um sich dann für ein paar Jahre ins tibetische Hochland zurückzuziehen, in eine mit eigenen Händen erbaute Hütte in schneekalter Bergwelt, wo er Kontakt zu Mönchen aufnahm, um von ihnen zu lernen.
    Jetzt lebte er in Schottland.
    Was mag Angelique davon halten? überlegte Teri, während sie Llewellyn-Castle betrat. Angelique Cascal, das Mädchen, das Julian liebte, ihn aber verlassen hatte, weil er ihr gegenüber zu machtbewußt und kindlich zugleich auftrat. Von Zamorra wußte Teri, daß Angelique Julian immer noch liebte. Und Julian schien sie ebenfalls zu lieben - aber warum verkroch er sich dann in einer Gegend, in die Angelique niemals gehen würde?
    Wollte er sie auf die Probe stellen? Wollte er sie reizen?
    Wenn ja, hast du eine Tracht Prügel verdient, mein Junge, dachte Teri.
    Aber das war jetzt nicht von Belang. Sie wollte zum Silbermond, wollte vor Ort herausfinden, was an dem Alptraum Wirklichkeit war -oder was von der Wirklichkeit alptraumhaft.
    Niemand hinderte sie daran, Llewellyn Castle zu betreten. Niemand reagierte auf ihre Annäherung. Es war, als stehe die Burg leer, als gäbe es Julian Peters hier überhaupt nicht.
    Teri bewegte sich durch endlose, düstere Korridore. Das elektrische Licht
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