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0620 - Teris Jagd

0620 - Teris Jagd

Titel: 0620 - Teris Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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funktionierte nicht. Es war kalt in den Räumen, da auch die Heizung nicht in Betrieb war. Das Gebäude wirkte verlassen und trostlos.
    Teri kannte es von früher, als Lord Saris ap Llewellyn hier gewohnt hatte. Auch später, als Lady Patricia mit ihrem Sohn zum Château Montagne nach Frankreich übergesiedelt war, war die Burg noch wohnlich gewesen. Aber jetzt schienen selbst Spinnen und Kakerlaken ausgewandert zu sein.
    Lag es an Julian?
    Hatte er alles Leben, alles Schöne aus Llewellyn Castle vertrieben?
    Und wo war er selbst?
    Teri setzte ihre Druiden-Fähigkeiten ein. Sie sondierte das Innere der Burg telepathisch, fand aber kein Echo. Indessen bedeutete das nicht viel; Julian vermochte seine Gedankenwelt abzuschirmen Er konnte sich also dennoch hier befinden. Vielleicht hockte er irgendwo in der Düsternis und beobachtete die Druidin. Vielleicht amüsierte er sich über ihre Verunsicherung. Es würde, dachte sie, zu ihm passen.
    Er war ein sehr seltsamer Mensch. Nein, eigentlich nicht einmal das, sondern etwas, das man ein magisches Wesen nannte. Seine unglaubliche Macht hatte ihn arrogant werden lassen, und nur langsam bequemte er sich dazu, diese Arroganz stückchenweise wieder abzulegen. Manche hatten ihn früher schlicht, aber treffend einen ›Kotzbrocken‹ genannt.
    »Julian?« rief Teri. »Bist du hier irgendwo? Zeige dich! Ich benötige deine Hilfe! Spiel mir nichts vor.«
    Es kam keine Antwort.
    Statt dessen ein Wolfsknurren.
    Im nächsten Moment sprang ein grauer Wolf aus der Düsternis hervor auf Teri zu. Es ging so schnell, daß sie nicht mehr ausweichen konnte. Der Aufprall des schweren Wolfskörpers warf sie zu Boden. In den Augen des Raubtiers glühte es; die Fänge drohten unmittelbar über ihrer Kehle, bereit, zuzuschnappen, ihre Schlagader zu zerfetzen…
    Wieder glaubte sie die Worte des vogelköpfigen Schattendämons zu hören, die sich unauslöschlich in ihr Bewußtsein gebrannt hatten: Ihr alle seid des Todes. Ihr alle, die ihr vom Silbermond stammt! Dies war nur der Anfang!
    Für Teri war es das Ende!
    Der Wolfsrachen zuckte vor…
    ***
    Himmel, brennend in magischem Feuer. Die Herren der Lüfte mit machtvollem Schlag der gewaltigen Schwingen. Hungernd nach verströmender Lebensenergie, lechzend nach magischer Kraft. Der Kraft von Silbermond-Druiden.
    Ein Wesen, entstanden aus der Macht finsterer Gedanken, wandte sich um. Schattenhaft die Umrisse, ständig zerfließend und sich neu formend, auf den Schultern einen Raubvogelkopf mit Augen und Ohren, die unendlich präziser funktionierten als die von Menschen und anderen Dämonen. Der Vogelköpfige schaute durch die Barriere der Dimensionen und sah die Zielpersonen, ohne ihre Welten betreten zu müssen.
    Welten, die so unterschiedlich waren…
    Der Vogelköpfige bewegte den Schnabel. Er glaubte Blut zu schmecken. Druidenblut.
    »Zu wenige gibt es von ihnen, nur noch viel zu wenige«, krächzte er bedrückt. »Was, wenn sie alle tot sind? Wenn es keine mehr gibt? Wen töten wir dann? Die Unsterblichen? Die Götter werden uns dafür verfluchen…«
    Aber war er nicht selbst einst einer der Götter gewesen?
    Verflucht von seinesgleichen?
    Alles starb. Nichts mehr hatte Bestand. Nach Jahrtausenden zerbrach eine Welt. Doch noch gab es Druiden.
    Auch sie mußten sterben. Es gab keinen anderen Weg.
    ***
    Gevatter Tod beugte sich über Vali. Seine Hand berührte ihre Stirn. Dann richtete er sich wieder auf und sah den Sauroiden an.
    »Sie stirbt«, sagte er.
    »Nein«, krächzte der Echsenmann in seiner knarrenden, bellenden Sprechweise. »Das können wir nicht zulassen.«
    »Sie stirbt«, erwiderte Gevatter Tod.
    Eigentlich stammte er aus einer vergangenen Welt, zu der er niemals mehr zurückfinden konnte, und hieß Padrig YeCairn. ›Gevatter Tod‹ nannten sie ihn, weil er aussah wie ein wandelndes Skelett. Die dünne Haut über seinem Schädel gab ihm ein makabres Aussehen. Niemand ahnte, daß er ein Mann war, der sich dem Leben verschrieben hatte, der alles daran setzte, Leben zu erhalten. Er lebte seit langem auf dem Silbermond. Er hatte die Organhäuser der einst hier lebenden Druiden wiederbelebt, so daß die Sauroiden darin wohnen konnten.
    »Tu etwas dagegen, Gevatter Tod!« kläffte der Sauroide.
    »Ich kann nichts tun. Ich sehe nicht, woran sie stirbt.«
    »Aber du hast schon Wunder vollbracht. Und sie ist die Letzte eines großen Volkes.«
    »Wunder?« YeCairn lachte bitter. »Wunder kann ich nicht bewirken. Was ich anwende, ist
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