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0620 - Teris Jagd

0620 - Teris Jagd

Titel: 0620 - Teris Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wissenschaft. Aber hier fehlt mir das Wissen, die Erkenntnis. Sie wird sterben. Du liebst sie?«
    »Können Sauroiden Menschen lieben?« fragte der Echsenmann.
    »Warum nicht?« gab Gevatter Tod zurück.
    »Sie ist mir sympathisch, und ich fühle und leide mit ihr«, sagte der Echsenmann.
    »Dann bete zu deinen Göttern für ihre Seele«, sagte Gevatter Tod. Er wandte sich um und verließ das Organhaus. Sein Kopf war gebeugt, seine Schritte schleppend. Es fraß an ihm, daß er machtlos gegen dieses Sterben war. So oft hatte er dem Tod schon Einhalt geboten, hatte ihm die Opfer wieder entrissen. Opfer, die er ihm in einem früheren Leben mit dem Schwert auf dem Schlachtfeld gebracht hatte.
    Aber das war die Vergangenheit eines früheren Lebens, das sich seinem Zugriff entzog.
    Es war bitter, dem Tod den Sieg zu lassen. Hier mußte er es tun.
    ***
    Tanaga wußte, daß es zu Ende ging. Und das ausgerechnet jetzt!
    Er hatte vom Tod geträumt. Dreimal hintereinander.
    Tausend Jahre hatte er gelebt, vielleicht mehr. Er wußte es nicht. Erst vor wenigen Wochen hatte er sich erinnern können. Er war ein Silbermond-Druide!
    Aber er fand den Weg zum Silbermond nicht mehr. Es war, als existiere die Heimat der Druiden nicht mehr. Was war geschehen? Tanaga rätselte und fand keine Erklärung.
    Er wußte nur, daß er lange Zeit unter Gedächtnisschwund gelitten hatte.
    Eine Verletzung hatte ihm die Erinnerung genommen. Etwas hatte seinen Kopf getroffen und alles gewaltig durcheinander gebracht. Teile seines Gedächtnisses einfach ausgeknipst wie eine Lampe, wenn man am Lichtschalter dreht.
    Dummerweise war auch die Erinnerung daran erloschen, wie er diese Verletzung wieder heilen konnte. Er war Jahre, jahrzehntelang nicht einmal auf die Idee gekommen, seine Para-Kräfte dafür einzusetzen. Er hatte sich nur manchmal darüber gewundert, daß in seiner Nähe eigenartige, unerklärliche Dinge geschahen oder er plötzlich wußte, was andere Menschen dachten.
    Andere Menschen!
    Er war selbst doch gar kein Mensch. Zumindest kein Mensch des Planeten Erde, auf dem er lebte.
    Er wußte es jetzt. Und er wußte jetzt auch, daß ihm diese Erkenntnis nun nichts mehr nützte.
    Der Tod kam zu ihm auf schnellen Schwingen, kreiste schon über ihm.
    Der scharfe Schnabel eines gewaltigen, überlebensgroßen Adlers senkte sich, um seine Adern zu zerfetzen, sein Blut und sein Leben zu trinken.
    Tanaga wollte sich dagegen wehren. Aber es war zu spät. Er konnte es nicht mehr. Das Sterben hatte begonnen, und im Sterben begriff er, daß er nicht der einzige war, den der Tod jetzt ereilte.
    Er begehrte auf, hatte aber schon nicht mehr die nötige Kraft dazu.
    Die Ära der Silbermond-Druiden fand in diesen Stunden ihr Ende.
    ***
    Die Wolfszunge schlabberte quer über Teris Gesicht. Sie stöhnte auf. »Mistvieh«, murmelte sie und versuchte, den schweren Wolfskörper von sich zu wälzen. »Mußt du blöder Köter mich dermaßen erschrecken? Was machst du überhaupt hier, Bestie?«
    Fenrir leckte ihr noch einmal klatschnaß über Mund und Nase, ehe er sich abschütteln ließ. Teri kam wie eine Katze wieder auf die Beine und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Sie spie aus.
    »Ich lasse dich ausstopfen!« drohte sie.
    Dafür bist du doch viel zu tierlieb, erwiderte der Wolf telepathisch. Natürlich war er keine bösartige Bestie, aber im ersten Moment hatte die völlig überraschte Druidin das nicht erkennen können. Woher hätte sie auch wissen sollen, daß Fenrir sich in Llewellyn Castle befand? Er trottete seine eigenen Wege, tauchte mal hier und mal dort auf, schloß sich zuweilen den Druiden und Zamorra bei Abenteuern an und verschwand dann wieder. Jetzt war er also gerade hier. Er verfügte über annähernd menschliche Intelligenz; um Politiker zu werden, war er sogar überqualifiziert, wie Nicole Duval einmal ernsthaft behauptet hatte. Merlin, der Magier, hatte Fenrirs Telepathie gefördert und geschult. Fenrir gehörte als vollwertiges Mitglied zur Zamorra-Crew; lediglich die Tatsache, daß er auf vier Pfoten lief, einen Pelz trug und bisweilen recht wölfische Eigenheiten auslebte, machte ihn zu etwas Besonderem.
    Für dumme Streiche war er immer gut.
    »Du solltest meine Tierliebe nicht auf die Probe stellen«, warnte die Druidin. »Was machst du hier?«
    Einen guten Eindruck, log Fenrir. Hast du etwas anderes erhofft?
    »Ich dachte, Julian hier finden zu können.«
    Den habe ich auch gesucht, erwiderte der Wolf telepathisch. Er drängte seine
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