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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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konnte sehen, dass auf allen Plakaten in etwa die gleiche Botschaft zu lesen war. Die Menge sammelte sich vor den Universitätsgebäuden.
    Kate drehte um und ging in Richtung Walton Street. Nach Hause wollte sie nicht zurückkehren, sondern versuchen, über Nebenstraßen die High Street zu erreichen und sich von dort zum Cornmarket durchzuschlagen. Als sie an der Boutique mit dem hübschen Rollkragenshirt vorüberkam, hörte sie von Ferne noch immer das Stampfen Hunderter Füße und raue, skandierende Gesänge.

Kapitel 2
     
    An schönen, warmen Sommersonnentagen pflegten sich die jüngeren Mitglieder der Forschungsgruppe von Blake Parker auf dem Flachdach des Laborgebäudes zu treffen und gemeinsam Mittagspause zu machen. Jetzt war es September geworden, und sie genossen die vielleicht letzte Möglichkeit, sich in der Sonne zu aalen.
    Auf dem Flachdach stand ein kleiner Bretterverschlag mit einem fleckigen Holztisch, einem halben Dutzend Klappstühlen und einem verblichenen Schild, auf dem »Kantine« stand, obwohl diese seit gut zwanzig Jahren nicht mehr in Betrieb war. Hartgesottene Mitglieder des Grüppchens suchten sogar an kühlen Regentagen die Hütte auf, um dort ihren Kaffee zu trinken und ihre Brote zu essen, doch an diesem Tag bestand keine Notwendigkeit, Schutz vor der Witterung zu suchen.
    Die drei jüngsten der Gruppe, Sam, Kerri und Conor, hatten ihre Stühle in die pralle Sonne gezogen und genossen ihre Sandwichs. Ein wenig später gesellten sich auch Greg und Lucy zu ihnen.
    In aller Regel achtete Sam nicht darauf, wie seine Kolleginnen gekleidet waren. Ihm fiel lediglich auf, dass Kerri in ihren Hüftjeans und einem kurzen, weißen T-Shirt, das einen hübschen Kontrast zu ihrer sonnengebräunten Haut bildete, ausgesprochen gut aussah. Die knallige Farbenpracht von Lucys Outfit stach jedoch selbst dem Unaufmerksamsten ins Auge.
    »Hat einer von euch Candra gesehen?«, unterbrach Lucy Sams Tagträumerei.
    »Ist sie nicht mit uns nach oben gekommen?«, fragte Sam und ertappte sich bei dem Gedanken, dass Lucys Klamotten nicht nur bunt, sondern geradezu schreiend waren. Sie trug ein Oberteil in Enzianblau, das die Sommersprossen auf ihrer blassen Haut unvorteilhaft betonte und ihre hellgrünen Augen wie Stachelbeeren wirken ließ. Mit ihrem blassroten Haar sollte sie sich wirklich mehr Gedanken um die Farben ihrer Kleidung machen, dachte Sam, und den schwarzroten Rock am besten gleich wegwerfen. Kerri hingegen konnte tragen, was sie wollte – sie sah immer umwerfend aus.
    »Also, ich bin zwar kein Kontrollfreak, was euch angeht«, sagte Greg und legte eine kurze Pause ein, als erwarte er, dass die anderen das als Witz empfanden, »aber ich glaube, ich habe sie vor ungefähr zehn Minuten mit ihrem Lunchpaket und einer Flasche Wasser in Richtung des Universitätsparks gehen sehen.« Er nahm seine neue Brille ab und polierte sie mit einem kleinen Tuch. Sam dachte, dass Greg sich besser nicht für das schmale, schwarze Gestell hätte entscheiden sollen, denn es rückte seine ohnehin schon eng stehenden Augen noch näher zusammen. Die Brille mochte cool aussehen, aber sie stand ihm nicht.
    »Dumm, dass sie das Wasser mitgenommen hat«, meinte Lucy. »Sie hätte mir etwas abgeben können.«
    »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du zu faul bist, ein paar Stockwerke tiefer zum Wasserspender zu gehen?«, stichelte Greg.
    Lucy überhörte den Seitenhieb. »Bestimmt lechzt sie den Typen vom Ruderachter hinterher.«
    »Glaubst du wirklich, dass sich eine Frau, die nichts als Statistiken im Kopf hat, für Kerle in Lycra-Anzügen begeistert?«
    »Ganz zu schweigen von muskulösen, schweißglänzenden Körpern.« Lucy nickte weise.
    »Ich glaube nicht, dass sie wüsste, was sie mit einem muskulösen Männerkörper anfangen sollte – selbst wenn man sie mit der Nase darauf stieße.« Greg grinste.
    »Es sei denn, es handelt sich um Blakes Körper«, gab Lucy zu bedenken.
    »Ich dachte, du hättest ihr längst klargemacht, dass sie in deinen Jagdgründen wildert«, meinte Conor.
    »Candra sitzt gern gemütlich auf einer Bank und füttert Enten«, erklärte Sam, dem es nicht gefiel, wie die anderen hinter ihrem Rücken über die Kollegin tratschten.
    Bei der Vorstellung an derart kindische Vergnügen verzog Conor das schmale Gesicht zu einem durchtriebenen Feixen. »Blake ist übrigens auch noch nicht aufgetaucht«, bemerkte er listig, ohne Lucy aus den Augen zu lassen. »Ob er etwa mit Candra zu den Enten
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