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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Autoren: Neal Asher
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und betrachtete die Umgebung. Frisk lag vor ihm auf der Erde, ihr Hals verdreht und zertrümmert, die Luftröhre herausgerissen. Er blickte auf die eigenen Hände hinab: Sie waren zu Fäusten geballt, und Fleischfetzen klebten zwischen den Fingern. Der Kontrollbeauftragte schickte einen Befehl an die kybernetischen Motoren der Finger, und langsam öffneten sich die Fäuste. Als sie das jedoch taten, wünschte er sich, er hätte sie nicht geöffnet. Denn sie fühlten sich an, als wären sie mit einem Hammer bearbeitet worden.
    »Hast ihr fast den Kopf abgerissen, wirklich.«
    Keech drehte sich langsam um und hatte dabei das Gefühl, als hätte ihm jemand mit einem Spaten ins Gesicht geschlagen. Und was den Hals anging … Ein Alter Kapitän, den er nicht kannte, saß auf einem Stein in der Nähe. Auf einem kleineren Stein hockte Boris; neben ihm stand die Seepferdchen-SKI aufrecht auf ihrem Schwanz, und in Abständen kehrte topasfarbenes Licht in ihr ausgebranntes Auge zurück. Roach und Peck saßen auf zwei weiteren Felsen. Keech betrachtete diese Szene einen Moment lang, ehe er den Blick auf Forlam senkte, der an einem Felsbrocken unter den anderen lehnte, Arme und Beine festgebunden. Der Seemann hielt die Lippen eingesaugt, als kämpfte er darum, den Mund geschlossen zu halten, und zeigte einen ganz besonders irren Gesichtsausdruck. Es gelang Keech, fragend eine Braue hochzuziehen.
    »Er wird ein bisschen gefährlich«, erklärte der Kapitän. »Wir müssen ihm rasch Kuppelnahrung verabreichen, ehe er zu viele scheußliche Essgewohnheiten entwickelt. Brauche selbst auch was aus den Kuppeln.«
    Ja, dachte Keech, der Kapitän war ausgemergelt und zeigte die gleiche eindeutig bläuliche Färbung und den leicht irren Gesichtsausdruck, den Keech schon bei Olian Tay gesehen hatte – obwohl sein Zustand nicht annähernd so weit fortgeschritten war wie Forlams. Keech fragte sich, was hier passiert war. Forlam starrte, wie ihm jetzt auffiel, schuldbewusst auf die eigenen Füße, aber die Blutegelzunge zuckte jetzt trotzdem immer wieder aus dem Mund hervor. Keech verkniff sich ein Achselzucken – es hätte zu stark wehgetan –, und ließ die Sache einfach auf sich beruhen. Er wollte eigentlich von Forlams Essgewohnheiten nichts wissen; er wusste nicht recht, wie viele Kenntnisse über Hooper er noch verkraftete. Er hob die Hand, tastete die Nackenwirbel ab und hoffte, dass keiner gebrochen war. Dann fragte er sich, was das überhaupt noch für eine Rolle spielte, da er selbst ja inzwischen ein Hooper war. Keech hatte sich von einer Leiche zu jemandem entwickelt, der so entschieden lebendig war, dass selbst ein gebrochenes Genick nur ein geringfügiges Problem darstellte. Und während er diesen Gedanken nachhing, starrte er zu Rebecca Frisk hinüber. Die beiden Schüsse, mit denen er sie getroffen hatte, waren vermutlich der Grund gewesen, dass er jetzt noch lebte. Mit dem zerrissenen Arm hatte sie seinen Hals nicht mehr richtig packen können.
    Der Kapitän stand auf und kam zu ihm herüber. Er streckte die Hand aus und half Keech auf die Beine.
    »Ich bin Drum«, sagte er. »Ich möchte nur, dass Sie sie sehen.«
    Keech sah ihn fragend an.
    Drum deutete auf Frisk, und Keech wandte sich ihr wieder zu. Er sah jetzt, dass ihre Augen offen standen und sie langsam den Mund bewegte. Wie lange brauchte ihr Körper wohl, fragte er sich, um zu genesen? Wie lange, bis sie wieder auf den Beinen war und aufs Neue tötete – und aufs Neue Grauen verbreitete?
    »Sie hat den Körper einer Hooper«, sagte Drum. »Und wir wollen schließlich keine weiteren Skinner hier herumlaufen sehen.« Keech verfolgte mit, wie Drum die Waffe hob. Der Kontrollbeauftragte erkannte darin ein Prador-Modell, jedoch für Menschen – und Leermenschen gedacht.
    »Ich weiß, dass du im Moment nicht sprechen kannst, Rebecca«, sagte Drum. »Ich weiß auch, wie sehr dich verletzen wird, was ich vorhabe. Ich werde mich allerdings bemühen, es schnell zu Ende zu bringen … na ja, im Grunde war das gelogen. Ich werde es so langsam machen wie nur möglich.«
    Drum drehte die Einstellung an der APW herunter und zielte auf Rebecca Frisk.
    »Nein, tu’s nicht!«, brüllte jemand.
    Keech verfolgte, wie der Alte Kapitän die Antiphotonenwaffe senkte und sich verwirrt umsah.
    »Was ist das?«, fragte Boris und deutete mit der Hand auf das Objekt seiner Verwunderung.
    Keech blickte zu dem kleinen Metallgegenstand hinauf, der über ihnen schwebte. Er wollte den anderen
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