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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe
Autoren: Uschi Zietsch
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Sie wuchsen schnell, waren immer hungrig, quirlig und kaum zu bändigen. Bald hatten sie ganz Darystis erobert, jeder Nauraka wollte mit ihnen spielen und sie im Arm halten, und sie ließen sich alles kichernd gefallen. Sie hatten vor nichts Angst und waren immer guter Laune, und Lurdèa benötigte drei Ammen und vier Wachen, damit wenigstens einer immer wusste, auf welcher Entdeckungsreise die Zwillinge gerade waren.
    Solange sie so beschäftigt war, verschob die Königin ihre eigenen Heiratspläne und dachte bei sich, der Richtige würde eines Tages schon kommen. Ihr fehlte derzeit nichts, und das Reich musste sich erst wieder erholen, bevor man sich über ihre Ehelosigkeit mokieren würde. Für die Zeit, da Erenwins Kinder klein waren und sie brauchten, würde sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen.
    Bald würde der Tag sich jähren, an dem Alrydis die Kinder zu ihr gebracht hatte, und Lurdèa war gespannt, ob sie tatsächlich zum Markt kommen würde. Sie hatte keine Nachricht nach Ardig Hall geschickt und auch keine empfangen. Diese Dinge brauchten Zeit. Wahrscheinlich würde Lurdèa eines Tages mit den Kindern dorthin reisen, doch das sollte noch einige Korallenringe dauern.
    Zunächst hoffte sie, dass Sternsang ihre Freundin überreden konnte, das Versprechen einzuhalten. Die Kinder wollten sicher ihre leibliche Mutter sehen. Bald würden sie zu sprechen anfangen und nach ihr fragen.
    Aber bis es so weit war, mussten die beiden erst einmal ordentlich erzogen werden, wenigstens für die Zeit des Marktes. Lurdèa hatte sich vorgenommen, jeden Helldämmer mit ihnen zu üben, denn die Reise war nicht ungefährlich, schließlich führte sie durch die Weite, und der Markt selbst barg auch Risiken. Und nicht zuletzt sollte die edle Alrydis keinen Schock erleiden, dass ihre Kinder sich wie ungezähmte Seeschwärmer aufführten.
    Und schon fingen die ersten Schwierigkeiten an. Weder Ammen noch Wachen wussten, wo Ylwa und Rowarn waren, und Lurdèa musste sich selbst auf die Suche machen.
    Wo steckten die beiden Rangen nur? Genau wie ihr Vater , dachte Lurdèa halb wütend, halb belustigt. Sie verwöhnte die beiden viel zu sehr.
    Schließlich entdeckte sie sie … in der großen, lichtdurchfluteten Kaverne im Vulkan, wo es zur Schmiede ging. Ein unbestimmtes Gefühl hatte sie dorthin geführt.
    Selbstvergessen spielten die kleinen Rabauken und hörten Lurdèas Rufe überhaupt nicht. Sie jauchzten und lachten und tanzten mit … mit … einem anderen Wesen? Was war es nur? 
    So eines hatte Lurdèa noch nie gesehen, weder hier noch anderswo. Obwohl es klein war, gerade mal armlang, sah es nicht ungefährlich aus, mit seinem Rachen voller spitzer Zähne. Doch anscheinend hatte es Vergnügen am Spiel mit den kleinen Nauraka. Es schwamm mit ihnen um die Wette, wand sich um sie herum, schlug Haken …
    Lurdèa hätte beinahe laut aufgeschrien. Sie kannte diese Bewegungen, so, als wären es ihre eigenen. Seit frühester Kindheit waren sie ihr vertraut. Es gab nur einen, der so geschwommen war. 
    Sie raste los, fuhr wie ein wütender Molch zwischen die Spielenden, drängte die verdutzten Zwillinge beiseite und baute sich vor dem kleinen Wesen auf, das sich allerdings wenig beeindruckt zeigte. Es bewegte sich so schnell vor ihr auf und ab, dass sie es auch aus der Nähe nicht genau betrachten konnte.
    »So!«, sagte sie stirnrunzelnd und mit ihrer strengsten Stimme. »Und was bist du für einer?«
    Statt einer Antwort wuselte das Geschöpf davon, verharrte kurz, drehte sich auffordernd zu ihr, und schwamm weiter, immer höher hinauf. Ab und zu hielte es an und sah sich nach ihr um. Es wollte, dass Lurdèa folgte!
    Es ist ziemlich dumm, was ich da mache , dachte sie. Handeln, ohne zu denken – meine hervorstechendste Eigenschaft. Sie fuhr zu den Zwillingen herum, die ausnahmsweise einmal brav warteten. Sie hielten sich an den Händen und blickten sie erwartungsvoll an. »Ihr bleibt hier, verstanden? Ich bin gleich zurück!«
    Aus dem Gang zur Schmiede tauchte ein Tentakel hervor, und das kam ihr gerade recht. »Xenes, du passt auf die zwei auf!«
    Der Hüter der Schmiede zeigte sich nicht, aber seine Stimme polterte heraus: »Ich? Auf die? Da werfe ich mich lieber gleich in die Vulkanglut!«
    »Das werde ich persönlich erledigen, wenn du nicht tust, was ich sage!«, fauchte sie.
    Dann beeilte sie sich, dem Wesen nachzuschwimmen, das oben schon in einem Höhlengang verschwand. Es tauchte sehr schnell und sie
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