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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe
Autoren: Uschi Zietsch
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bekannt. Der Meister prägte neue Münzen mit dem Abbild von Erenwin auf der einen und dem Wappen der Darystis, der mit dem Schwert gekreuzten Sichellanze auf der anderen Seite. Kupfer, Bronze, Gold und Silber, und kostbare Drachenmünzen mit Kristallsplittern im Inneren. Der Neuanfang war getan, und der Handel konnte wieder beginnen.
    Als es so weit war, brach das halbe Volk auf, erwartungsvoll und aufgeregt wie Kinder. Auch von Karund, um das Lurdèa sich in den vergangenen Dämmerungszyklen besonders gekümmert hatte, reisten einige an und wurden willkommen geheißen und aufgefordert, sich anzuschließen. 
    Viele Seevölker warteten schon am Riff und empfingen die Nauraka mit Hochrufen und Applaus, und dies setzte sich fort, als die ersten von ihnen tatsächlich die Grenze des Zwielichts durchschwammen und das Land betraten. Dort wartete allen voran Hallog, und seine Begeisterung steckte die übrigen an. Es war ein großer Moment der Annäherung, auch für das Volk der Tiefe, das seine Rührung kaum verbergen konnte.
    Aber nicht nur die Händler, auch viele Neugierige der unterschiedlichsten Völker waren gekommen, um die legendären Nauraka zum ersten Mal leibhaftig zu sehen, wenn auch zumeist aus schüchterner Distanz. Das Volk der Tiefe bewegte sich stolz, doch voller Freude lächelnd unter den Landgängern, sie reichten vielen die Hände und wechselten ein paar freundliche Worte, und dann fing das Handeln schon an.
    Ein denkwürdiger Tag, von dem man in vielen Ländern hören würde. Man konnte schon die ersten Töne neuer Lieder vernehmen, die die Barden über diesen Anlass komponierten.
    Schlagartig trat Stille ein, als noch jemand aus dem Wasser kam, dessen Anblick sofort alle innehalten ließ. Als die Nauraka, die auf den Korallen lagernden Nices und andere sich verneigten, folgten die Landgänger zuerst hastig, dann mit wachsender Ehrerbietung.
    Hochfürstin Lurdèa stieg auf den höchsten Korallenast, damit sie für alle gut zu sehen war, und hob die Arme.
    »Wir haben uns zu lange versteckt«, begann sie eine weithin schallende Ansprache. Viele Wasserbewohner streckten die Köpfe aus den Fluten, als sie Lurdèas Stimme hörten. »Doch nun sind die Nauraka zurückgekehrt. Habt Nachsicht mit uns. Wir sind nur noch ein kleines, geschundenes Volk und haben einen langen Weg vor uns, um wieder zur Blüte zu gelangen. Doch wir haben unsere Kräfte bewahrt und schützen weiterhin die Umschließende See. Wir sind die Hüter der Stimme des Meeres und werden den Frieden hinbringen, wo er gebraucht wird. Unsere weit verstreuten Reiche werden wieder vereint und einander verbunden sein. Wir werden Rat erteilen und Hilfe gewähren, wann immer wir darum gebeten werden. 
    Wir sind die Nauraka, die Drachenzähmer, die über den Seedrachen gebieten, der großen Seele des Meeres.«
    Sie machte eine kurze Pause und ließ den Blick über die Versammelten, Händler wie Zaungäste, schweifen, die sie mit teils offenen Mündern anstarrten. Niemand regte sich, niemand sprach.
    »Eine neue Zeit beginnt, in der wir uns auch dem Land nicht mehr verschließen werden. Wir werden Handel treiben und Freundschaften schließen. Wir werden auch euch Rat und Hilfe geben, wann immer sie benötigt wird. 
    Seid versichert, wann immer ihr nun das Meer erblickt – wir sind da.«
    Jubelnder Beifall folgte auf ihre Worte, und Lurdèa gab Hallog das Zeichen, den Markt fortzusetzen. Sie stieg von der Koralle hinab, deren letzte Ausläufer bis auf den Strand führten. Ein letztes Mal wollte sie mit ihren Zehen den feinen Sand berühren, ihn fühlen, bevor sie wieder ins Meer zurückging. Hinter dem Strand lag grünes, bewaldetes Land, in dem es derzeit von vielfältigem Leben nur so wimmelte, fast jeder freie Platz war besetzt.
    Die Stimmung war heiter, Stimmengeschwirr erfüllte die Luft, verband sich mit vielen unterschiedlichen Gerüchen nach brutzelnden Speisen, Eintöpfen, frischen Früchten und Kräutern und den Strömungen der vielen Völker, die handelten, scherzten, Geschichten lauschten und vorsichtige Annäherungen wagten. 
    Lurdèa musste lächeln, als sie Yahi von drei kichernden Naurakafrauen seines Alters umringt sah, die staunend die weichen Federn seiner Flügel berührten und ihm ihre Armhäute zeigten. Sie würde sich nicht wundern, wenn nächstes Mal die Meaglea hoch über ihnen Anker werfen würde, und freute sich darauf. 
    Als der Daranil sie bemerkte, winkte er kurz, strahlte über das ganze Gesicht und hob leicht
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