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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe
Autoren: Uschi Zietsch
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helfen. Das betrifft nur Berenvil und mich, es ist unser gemeinsamer Fluch.«
    »Ganz recht!«, donnerte Berenvil. »Und eine Schlange habe ich noch!« Er löste das letzte verbliebene Reptil von seinem Hals, um den es sich geringelt hatte, und schleuderte es in Erenwins Richtung. Die Schlange drehte suchend den Kopf hin und her, dann glitt sie auf den Prinzen zu.
    Zu spät erkannte Lurdèa, was das zu bedeuten hatte, und sie konnte nichts mehr unternehmen, denn etwas anderes geschah.

    Ein anderer fuhr dazwischen. 
    Dullo, der letzte Überlebende der Seeschwärmer, der bereits verloren geglaubt war, schoss plötzlich in einer flirrenden Farbenwolke aus der Tiefe herauf. 
    Und Berenvil, der seine Annäherung genauso wenig wie alle anderen bemerkte, da er nicht mit einem Angriff aus dieser Richtung rechnete, Berenvil der Alte Feind, stieß einen fürchterlichen Schrei aus, als der Seeschwärmer im Verlauf eines einzigen Herzschlags bei ihm war und zuschnappte. 
    Berenvils Schrei ging in einem Gurgeln unter, seine Finger krümmten sich, doch keine Magie strömte mehr hervor.
    Dullo schnappte wieder und wieder zu, riss den Alten Feind in einer sprudelnden Blut- und Blasenwolke in Stücke und verschlang ihn mit wildem Glühen in den Augen.
    Alle verharrten entsetzt und wie gelähmt, ungläubig, konnten nichts anderes tun als zusehen. Nur langsam sickerte Begreifen durch den Bann des Schocks.
    Der Kampf war vorbei.

    Doch nicht alle Opfer gefunden.
    Noch während Darystis, Karunder und jeweilige Verbündete mit der Erkenntnis rangen, dass der Seeschwärmer im Bruchteil eines Augenblicks die tödlichste aller Gefahren, den Schrecken der Vergangenheit ausgelöscht hatte, vollendete der Schlangenspeer seinen Auftrag.
    Unaufhaltsam fand er sein Ziel, das wie alle anderen sprachlos, ahnungslos und ungeschützt verharrte, und schlug mit tödlicher Gewalt ein.

    Erenwin stieß einen überraschten Laut aus und griff sich an die Brust, aus der höhnisch der Speer ragte. Ein Blutschwall drang aus seinem Mund, und mit ihm die Schwarze Perle. 
    Reflexartig fing Erenwin jenes Ding ein, das ihm so viel Leid bereitet und zuletzt den Tod gebracht hatte, und hielt es hoch. 
    Die Perle wuchs in seiner Hand zur ursprünglichen Größe und zog im selben Maße, wie sie wuchs, die Finsternis aus ihm und wandelte ihn zu seiner ursprünglichen Gestalt zurück. Seine Haut wurde hell und perlmuttschimmernd, seine Augen blau und grün gesprenkelt wie die See zwischen Tiefe und Sonnensphäre. Alles, was verwachsen und deformiert war, verschwand, wurde wie eine alte Haut abgestreift, und darunter kam der Prinz der Nauraka zum Vorschein, wie er einst gewesen war, nun kein Jüngling mehr, sondern ein herangereifter Mann.
    »Eri …«, flüsterte Lurdèa und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Schwester«, antwortete Erenwin und sah in die betroffene Stille um sich.
    Niemand wagte es, sich dem tödlich Getroffenen zu nähern, der in seinem letzten Moment hell aufleuchtete wie ein Fanal; er konnte sein eigenes Strahlen selbst sehen, wie es in die See hinausfloss, endlich erlöst von dem bitteren Fluch. Die gesamte Dunkelheit schwand aus ihm, und sein Licht erhellte das Meer.
    Er spürte einen sachten Wellenschlag über sich und hob den Kopf. Das riesige Haupt des Seedrachen näherte sich ihm vorsichtig, und ein Tastfühler griff behutsam nach der Perle und nahm sie an sich.
    Wie von weiter Ferne hörte Erenwin das vertraute Flüstern, und zum ersten Mal seit all der Zeit, endlich, verstand er es.
    Ich werde das Auge an seinen ursprünglichen Platz bringen. Nun kann meine Geliebte in Frieden ruhen. Dieser Krieg ist beendet, für immer. Die Nauraka sind frei. Und ich auch. Kein Fluch, kein Bann hält uns mehr gefangen.
    Erenwin spürte, wie sich sein Verstand umwölkte. Seine Augen, obwohl klar und ohne Schleier, konnten nichts mehr erkennen. Seine Kiemen atmeten Wasser ein und Blut aus. Aber er fühlte keinen Schmerz.
    »Turéor …«, flüsterte er. »Jetzt begreife ich endlich, was du mir damals sagtest, als wir nach Karund reisten und du deinem Schicksal entgegentratest. Vertrauen , das ist es. Das bleibt am Ende, und es ist der Beginn der Hoffnung und Liebe!« Er sammelte in einer ungeheuren Anstrengung seine letzten Kräfte und rief mit klarer Stimme: »Berenvil hat uns das Vertrauen genommen, und damit auch alles andere. Denn dies ist das Letzte, was bleibt, und er hat versucht, es für immer zu zerstören. Aber wir haben es zurückgebracht,
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