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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe
Autoren: Uschi Zietsch
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berührt. Also hatte tatsächlich nur Raëlle, die Berenvil für sich geschaffen hatte, eine Bindung zu ihnen gehabt, Lurdèa aber nicht. 
    Darüber wollte sie jedoch nicht weiter nachdenken, der Schmerz um den Verlust ihres Bruders war grausam genug.

    Als die Ordnung einigermaßen wiederhergestellt war, ließ Lurdèa eine Trauerfeier für Ragdur und Lurion ausrichten. Dies war zugleich der Zeitpunkt ihrer offiziellen Inthronisation.
    Ymde kam am Ende der Feier zu ihrer Tochter. »Es wird Zeit für mich«, sagte sie. Sie wirkte ätherischer und abwesender denn je, als würde sie sich schon bald in die See auflösen.
    »Du musst nicht fort, Mutter«, sagte Lurdèa.
    »Ich weiß.« Ymde strich in einer zärtlichen Geste durch Lurdèas Haare und lächelte. »Aber mein Schutz ist hier nicht mehr vonnöten, du bist jetzt hier. Ich bin nun frei und werde in die Weite der See zurückkehren. Auch dort werde ich wissen, wie es dir geht.«
    Lurdèa nickte. »Lebe wohl und in Frieden, Mutter.«
    Als Ymde schon auf dem Weg war, rief Lurdèa ihr nach: »Eine Frage habe ich noch!«
    Die ehemalige Hüterin hielt kurz inne und hob leicht den Arm, ohne sich jedoch umzudrehen. »Nichts geht verloren, Tochter! Hab Vertrauen.« Dann schwamm sie weiter und war bald im Blau der Tiefe verschwunden.

    Zeit zum Verweilen hatte Lurdèa nicht, es gab noch eine Menge zu tun. Der Aufbau musste weitergehen, neue Ordnungen geschaffen und ein Nachrichtensystem zwischen Karund und Darystis eingerichtet werden, aber auch zu den anderen Reichen, damit die Völker künftig besser zusammenarbeiten konnten und die Möglichkeit hatten, sich einander besser kennenzulernen.
    »Herrin«, sagte eines Frühdämmers ihre Leibdienerin zu ihr, während sie die Hochfürstin zurechtmachte: »Euch ist bewusst, dass Ihr wieder heiraten müsst, jetzt in Eurer hohen Position, nicht wahr? Vor allem die Nices sind da recht … engstirnig.«
    »Ich will ja auch noch Kinder«, stimmte Lurdèa zu. »Aber wen soll ich denn wählen? Das wird nicht leicht.«
    »Nun, bei den Adligen gibt es nicht gerade viel Auswahl.«
    »Pah, das genügt mir nicht! Ich will jemanden, der mir gefällt, der jung ist und hübsch und mich anbetet.« 
    »Dann veranstaltet einen Wettbewerb«, schlug die Dienerin vor. »Das ist ohnehin üblich bei derart wichtigen Ereignissen. Man stelle sich nur vor, die Hochfürstin als Hauptgewinn! Da werden sich die Männer schon richtig ins Zeug legen und beweisen müssen.«
    Ein schelmisches Glitzern trat in Lurdèas Augen. »Oh, ich weiß schon, wie ich den Wettbewerb gestalten werde. Berenvil hat mir offenbart, dass eine naurakische Frau nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen schwanger werden kann. Und um Kinder geht es hier doch, nicht wahr? Die Gründung einer neuen Sippe, das Wiedererstarken des Volkes.«
    Die Dienerin sah sie neugierig an. »Gewiss, Gebieterin.«
    »Nun … dann werde ich es so halten: Derjenige, der mich schwängert, wird mein Gemahl!«
    Die Dienerin ließ alles fallen und errötete so tief wie ein balzender Butt. »Also, das ist … das ist nicht nur unzüchtig, das ist … unziemlich, unanständig und … und …« Sie fand keine Worte mehr.
    Lurdèa lehnte sich zurück. »Und der reinste Genuss, darauf möchte ich wetten«, seufzte sie, und dann prusteten beide Frauen los.

    Am meisten freute sich Lurdèa, dass sie die Tradition des Marktes aufrechterhalten konnte. Schon bald ließ sie überall verbreiten, dass der Markt für sämtliche Völker zum gewohnten Zeitpunkt und am gewohnten Ort stattfinden würde. Sie wollte dafür selbst die Waren zusammenstellen, die verkauft werden sollten, und gab Anweisung, wie sich die Nauraka kleiden, schmücken und verhalten sollten, um einen möglichst guten Eindruck zu machen. Denn diesmal, das ließ sie weithin, auch über Boten an Land verkünden, würde das Volk der Tiefe heraufkommen und mit den Landgängern in deren Welt verhandeln. Natürlich mussten die Nauraka vorher die Umstellung üben, aber  Lurdèa hatte genügend Ideen, sie dazu zu bringen. 
    Sie holte anschließend die acht Brautkörbe aus ihrem Versteck tief im Vulkan, die ihr noch geblieben waren, und zeigte sie dem Wächter der Schmiede, Xenes. Daraufhin ließ er sie anstandslos in den berüchtigten Gang. Voller Herzklopfen schwamm Lurdèa ins glutrote Herz des Vulkans und verhandelte mit dem Meisterschmied.
    Sie erzählte keinem jemals von dieser Begegnung, das blieb ihr großes Geheimnis. Doch das Ergebnis wurde bald
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