Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter
Autoren: Alfred Komarek
Vom Netzwerk:
streckte Schiller die Hand hin.
    Eine Stunde später saßen die Männer noch immer am Tisch, nur Dr. Gabriel war gegangen. Schiller betrachtete seinen neuen Vertragspartner sinnend. „Herr Köberl …, darf ich noch ein Thema ansprechen, das mir am Herzen liegt, auch wenn’s Ihnen bestimmt nicht angenehm ist?“
    „Den Herzmanovsky.“
    „Ja. Ich denke, Sie wollten nicht verkaufen, um das Vermögen Ihrer Frau zu schonen?“
    „Ja, auch.“
    „Was noch? Wenn Sie meinen, dass es mich nichts angeht, verweigern Sie einfach die Antwort.“
    „Die Christine hört diese Geschichte nicht gerne. Aber zum Teil ist sie ja ohnehin bekannt. Der gute Herzmanovsky war offenbar auch ein mystisch verbrämter Lustmolch. Jedenfalls hat er Ebenseerinnen als Tanzmädchen engagiert. Er war davon überzeugt, dass sie durch die Drehung beim Rundtanz im Bereich ihrer Sexualorgane Strahlung freisetzen und damit magische Wirkungen erzeugen. Eines von den Mädchen war die Großmutter von der Christine. Leicht bekleidet getanzt hat sie also, und was sonst noch war, weiß niemand so genau. Jedenfalls hat es der Herzmanovsky für klüger gehalten, sie durch Geschenke freundlich zu stimmen. So ist diese Mappe in den Familienbesitz gekommen. Darum hat’s ja auch Streitereien mit den Erben gegeben. Und an blöden Gerüchten fehlt es erst recht nicht. Muss ja nicht unbedingt sein, dass noch mehr darüber geredet wird, verdammt noch einmal.“
    „Nein, muss nicht. Und gibt es etwas Schöneres, als wissend zu schweigen?“
    Käfer stellte Sabines Auto in der akkurat freigeschaufelten Parknische beim Stoffen ab und dachte mit einiger Befriedigung daran, dass ihm Puntigams schwarzes Ungetüm diesen Platz wohl nie wieder streitig machen würde. Sabine stand in der offenen Eingangstür. „Daniel, Lieber, ich bin so froh, dich zu sehen! Das war vielleicht ein Tag! Komm ins Haus, es ist eiskalt draußen.“
    Käfer trat ein und blieb verwirrt stehen. „Es riecht nach Essen, Sabine. Aber die Maria kocht anders.“
    „Stimmt. Sie ist mit dem Hubert unterwegs – es geschehen Zeichen und Wunder. Was meint deine Nase?“
    „Zitrone, Knoblauch, Weißwein …“
    „Alle Achtung. Feines Kalbsfricassée – was Leichtes, ich habe an deinen lädierten Magen gedacht.“
    „Du hast für mich gekocht?“
    „Zur Feier des Tages, Daniel.“
    „Das ist das erste Mal, seit ich dich kenne.“
    „Siehst du, sogar bei uns gibt’s noch Premieren. Und jetzt komm in die Küche.“
    Sabine servierte. „Wo sind die anderen? Für Mertens hätte es noch gereicht.“
    „So sehr ich den alten Knaben schätze, heute bin ich lieber allein mit dir. Und die drei Spießgesellen haben ohnehin schon im Auto damit begonnen, die wildesten Projekte zu schmieden. Die hocken bestimmt noch irgendwo zusammen.“
    „Welche Projekte?“
    „Neue Bücher, Sabine. Schiller ist jetzt an Köberls Verlag beteiligt und offensichtlich glücklich darüber. Aber ich erzähle besser von Beginn an …“
    „Da ist ja einiges gerade noch gut gegangen, Daniel. Ich gratuliere!
    „Ja, ich bin wirklich erleichtert, andererseits aber nur noch leer und müde. Keine Rede von Frohsinn.“
    „Doch wohl selbstverständlich. Du hast viel aushalten müssen, eigentlich zu viel. Aber wenn du so richtig lange geschlafen hast, wirst kaum noch wissen, wohin mit deiner Tatkraft.“
    „Ich bin da gar nicht so sicher. Ich freue mich natürlich, dass Sepp Köberls Probleme für’s Erste vom Tisch sind. Aber wer hat da Gutes getan? Schiller und Mertens. Ich bin nur Hirngespinsten nachgelaufen. Und Konrad Klett hat mir meinen Aufgabenbereich weitaus weniger euphorisch beschrieben als Puntigam. Und dessen Agenden muss ich vorerst zusätzlich übernehmen. Wird mich ganz schön fordern, das alles. Ich weiß nicht, ob ich es mir antun soll. Eine Mitarbeit im kleinen Verlag von Schiller und Köberl wär doch eine sympathische Alternative. Und dieses hochnäsige Hamburg reizt mich auch nicht wirklich.“
    „Was dann, mein lustloser Held?“
    „Ein Mauseloch mit einer ganz kleinen Höhle dahinter, für Sabine und mich.“
    „Ach du mein lieber Mäuserich, das wird sich kaum einrichten lassen.“
    „Weiß ich. Sag einmal, Sabine, könntest du nicht ein wenig mehr bei mir sein? Komm doch mit nach Graz. Diesen Klett wirst du mögen und beruflich kann er für dich wichtig sein, sogar dann, wenn aus meiner großartigen Karriere nichts werden sollte. Andererseits … mit dir gemeinsam könnte ich mich sogar an Hamburg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher