Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter
Autoren: Alfred Komarek
Vom Netzwerk:
Buch, Mertens saß ruhig da und starrte auf die Tür.
    Auf die Minute pünktlich betrat ein kleiner, schmaler Mann den Raum, ihm folgte Bruno Puntigam, der einen erstaunten Blick in die Runde warf. „Was für eine illustre Versammlung! Ein ausgebrannter Koksofen, ein k.k. privilegierter Immobilien-Onaneur und du, mein armer Bub.“
    Der schmale Mann nahm schweigend Platz, legte die Hände aneinander und dachte nach. Dann hob er den Kopf. „Guten Tag, die Herren. Mein Name ist Konrad Klett. Ich bin in Ihrer Sache entscheidungsbefugt, Herr Käfer. Glauben Sie mir bitte, dass ich dieses Gespräch nicht gern führe. Haben Sie Probleme? Sie sehen blass aus.“
    „Keine Probleme, einen Kater. Mich hat es heute Nacht schwer erwischt, Herr Klett.“
    „So? Ich will gleich zur Sache kommen. Sie haben von uns einen Vertrag erhalten, und Herr Puntigam hat Sie dringend ersucht, rasch zu reagieren, damit wir wissen, ob und unter welchen Umständen wir mit Ihrer Mitarbeit rechnen dürfen.“
    „Bruno Puntigam hat mir geraten, nicht rasch zu reagieren.“
    „Ach ja. Etwas anderes wiegt schwerer: Sie sind gebeten worden, uns mit einem kleinen Konzept zu zeigen, wie Sie Ihre Aufgabe anpacken wollen. Nichts ist geschehen, im Gegenteil: Sie waren mit diesem Salzkammergut-Buchprojekt hinter unserem Rücken für Ihren alten Arbeitgeber tätig.“
    „Bruno Puntigam …“
    „Hat Sie dazu angehalten, nicht wahr? Machen Sie mich nicht ärgerlich, Herr Käfer. Schließlich, um das traurige Bild abzurunden, das wir von Ihnen bekommen mussten, haben Sie auch noch auf Rechnung von Schaukal & Kappus einen teuren Leihwagen bestellt. Sind Sie übrigens damit nach Salzburg gekommen?“
    „Nein …“
    „Sehr schlau. Auf diese Weise erschweren Sie uns den Zugriff. Aber das sollte kein Problem sein. Wenn es etwas zu sagen gibt, Herr Käfer – ich höre.“
    „Ja, ich möchte Bruno Puntigam fragen, warum er mich erst haben wollte und dann dieses intrigante Spiel mit mir getrieben hat.“
    Puntigam war aufgestanden und ein paar Schritte zurückgewichen. „Ich muss es leider sagen, Daniel: Es riecht nicht gut in deiner Nähe. Mit Zähnen und Klauen habe ich dich verteidigt, trotz deiner Eskapaden, um es einmal höflich zu formulieren.“
    Konrad Klett nickte. „Das kann ich bestätigen.“
    Käfer schaute Puntigam ruhig ins Gesicht. „Ja, du hast mich verteidigt, aber zuvor verleumderisch in eine unhaltbare Position gebracht.“
    „Warum sollte ich, armer, verwirrter Bub? Warum habe dich aufgestöbert in diesem verdammten Schneeloch voller Narren, warum habe ich dich heißblütig und entschlossen umworben? Weißt du eine Antwort darauf, Daniel, eine nur halbwegs vernünftige?“
    „Nein.“
    „Na also. Du machst mich traurig, Bub, es hätte so schön werden können.“
    Daniel Käfer dachte nach. Dann wandte er sich an Konrad Klett. „Bruno Puntigam hat mir Schaukal & Kappus als ein in mancher Hinsicht unkonventionelles Unternehmen geschildert. Wollen Sie sich Zeit für eine närrische Geschichte nehmen oder halten Sie es für vernünftig, das Gespräch jetzt gleich zu beenden?“
    Klett seufzte. „Die Bühne gehört Ihnen. Erwarten Sie keinen Applaus.“
    Käfer nahm einen Schluck Wasser. „Es geht um Masken. Um ein junges Mädchen, das mich als Gewalttäter bedrängt und als schwül duftende Hetäre, um üble Gerüchte, aus denen harmlose Wirklichkeit wird, um ein wüstes, wirres Spiel, das noch nicht zu Ende ist. Heute früh bin ich im Vollrausch auf einer Parkbank in Ebensee eingeschlafen und war knapp daran zu erfrieren. Gerettet hat mich ein glatzköpfiger, tätowierter Kerl mit unappetitlichen Piercings, gemeinsam übrigens mit jenem Mädchen, das ich vor ihm retten wollte. Ich hatte ihn für meinen gefährlichsten Widersacher gehalten. Und heute Vormittag habe ich mit einem greisen Fräulein Goldteufel-Likör getrunken. Sie ist zwar die Freundin eines Freundes, doch wenig geeignet, dessen Ehe zu stören.“
    Klett räusperte sich. „Darf ich unterbrechen? Ganz abgesehen davon, dass Sie uns ein farbiges Bild Ihrer Lebensweise geboten haben … Nichts ist so, wie es scheint … – ist es das, was Sie uns nahe bringen wollen? Dann habe ich begriffen und bitte Sie abzukürzen.“
    „Ich werde nicht abkürzen.
Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg
. Dieser Satz steht im Tagebuch des seltsamen Künstlers Herzmanovsky-Orlando. Auch er gehört ins Maskenspiel. Und natürlich Bruno Puntigam mit seinen vielen Gesichtern. Ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher