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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter
Autoren: Alfred Komarek
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verführerisch, das alles.“
    „Hm. Also weiter im Programm.“
    Max hatte getan, was er konnte, Käfers Gesicht spannte unter einer dicken, cremigen Schicht. Sieglinde Köberl klopfte mit den Fingerkuppen einen munteren Rhythmus auf sein Knie. „Die Mamma ist unterwegs nach Ebensee.“ Sie kicherte. „Ist sie ja öfter. Na ja, Sie brauchen jedenfalls was Gscheites zum Anziehen für Salzburg. Dieser Eustach Schiller und ein gewisser Mertens werden rechtzeitig mit dem Auto nach Ischl kommen und Sie begleiten.“
    „Wie zwei Aasgeier. Aber halt – haben Sie Mertens gesagt? Er ist also wieder da?“
    „Schaut so aus. Und sag du zu mir und zum Benni. Genug erlebt hätten wir ja miteinander, was?“
    „In Ordnung. Wo ist er denn überhaupt?“
    „Da kommt er. Schaut aus, als hätt er sich grad ein paar frische Jungfern zum Frühstück gerissen, nicht wahr?“
    „Na ja.“
    Der Glatzkopf stand nun dicht vor Käfer und streckte ihm eine schaufelförmige Hand entgegen. „Benjamin Steinkogler, alias Benni, vulgo Glatzenpolierer. Steinkogler gibt’s nämlich fast so viele wie Loidln in Ebensee. Daher der Spitzname.“
    „Sehr erfreut. Und warum hast du mich damals in Aussee in den Schnee gestoßen?“
    „Das Freundlichste, was mir eingefallen ist.“
    „Und in Ebensee, als du mir den Weg versperrt hast?“
    „Haben die Sieglinde, ihre Mutter und ich in Ruhe miteinander reden wollen.“
    „Übers Wetter?“
    „Nein, was Heikleres.“
    „Übrigens …, der Mann, der dich damals mit der Flasche angegangen ist …, ich war unterwegs mit ihm, heute Nacht.“
    Benni erschrak sichtlich. „Mit dem Feuersalamander! Da kannst froh sein, dass du nicht im Spital liegst. Der Mensch ist bösartig und jähzornig. Auf mich hat er einen Hass wegen der Sieglinde und dich mag er erst recht nicht, wegen der Familie Köberl.“
    Käfer stöhnte auf. „Mein Kopfweh und eure Rätsel – das ist mehr als ich aushalte.“
    Benni nahm Platz, Sieglinde setzte sich auf seine Knie und schlang einen Arm um seinen Nacken. „Alle Männer sind patschert und kompliziert, Daniel. Es ist ganz einfach: Der Benni und ich wollen heiraten, wenn er mit der Lehre und der Berufsschule fertig ist.“
    „Was lernt er denn? Killer?“
    „Gärtner und Florist. In Aussee waren damals übrigens die Anna und ich mit dem Benni im Auto unterwegs. Als dann deine Sabine mitfahren wollte, hab ich dem Benni gesagt, dass er aussteigen und auf uns warten soll. Na ja, es ist dann noch recht lustig geworden, und … irgendwie haben wir auf den Benni vergessen. Da ist er also im Schnee gestanden mit einer Mordswut im Bauch. Was hätt er anderes anfangen sollen mit dir? Ja, und der Feuersalamander … da war einmal fast was zwischen ihm und mir. Aber dann ist er lästig geworden. Und eines Tages hat ihm mein Vater eine gegeben, eine Ordentliche.“
    „Schön langsam begreife ich. Und den Benni mag er auch nicht?“
    „Doch, den schon. Aber er ist halt altmodisch, der Vater, typisch Lehrer und Heimatforscher.“
    „Hätt er den Benni gern mit Krawatte und Wasserscheitel? Oder im adretten Trachtenanzug?“
    „Ach wo, er gibt sich sogar richtig Mühe, tolerant zu sein. Wenn der Benni nur auf die Hälfte seiner Piercings verzichtet, hat er neulich gesagt, verzichtet er auf seine väterlichen Vorurteile.“
    „Klingt doch ganz gut, oder?“
    Benni räusperte sich. „Ja stimmt. Aber es geht ums Prinzip. Kann man ein Prinzip halbieren? Nein, sag ich.“
    „Mir fehlt der Verstand zum Diskutieren. Aber so viel hab ich jetzt begriffen: Mutter und Tochter waren in diplomatischer Mission nach Ebensee unterwegs.“
    Sieglinde nickte nachdrücklich. „Es gibt keine bessere Mamma auf der Welt.“
    „Und warum dann, zum Teufel, diese Anspielungen im Faschingsbrief und eure blöde Maskerade? Entschuldige, Sieglinde.“
    „Was im Faschingsbrief steht, weiß sowieso fast jeder. Man wird halt ein bissl gepflanzt damit. Und dich haben wir mit der Wirklichkeit zum Narren gehalten, damit wir auch unseren Spaß haben. An alles denkt so ein gscheiter Mensch wie du, nur nicht daran, dass es ganz einfach so ist, wie es ist.“
    „Wenn’s nur immer so wäre!“
    Christine Köberl betrachtete Daniel Käfer eingehend. „Man tät’s nicht glauben. Schaut aus wie ein Mensch, der Daniel, fast.“
    „Das täuscht leider. Ich bin ein Wrack, unfähig zu denken oder zu handeln. Salzburg kann ich mir sparen.“
    „Feigling.“
    „Ja, sollst Recht haben. Warum kommen Mertens und
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