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Narrentod

Titel: Narrentod
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Beat Dummermuth als Fulehung nicht unumstritten zu sein. Auch privat zeichnet sich einiges an Konfliktpotenzial ab .«
    »So ?« , macht Rüfe. Er tönt überrascht. »Bist du bis zum Schlussumzug so weit ?«
    »Ich tu mein Möglichstes, um Dummermuths Sumpf zu durchpflügen. Jürg Lüthi erhellt derweil die historischen und politischen Hintergründe des Ausschiessets. Bis morgen wissen wir sicher mehr .«
    »Dann viel Erfolg, Hanspudi. Und du denkst daran: Es muss geheim bleiben .«
    Ich nicke und blicke ihm verschwörerisch in das aufgedunsene Gesicht. Es leuchtet rot und glänzt verschwitzt. Da teilt Frau Wenger, eine konstant übermotivierte, aber fachlich unterdotierte Journalistin des Thuner Tagblattes , die Wogen der Massen und steuert wie eine überfrachtete Hochseefregatte in voller Fahrt auf uns zu. Hilfe!
    Hat sie im versiegelten Bug der Geheimhaltung ein erstes Informationsleck ausfindig gemacht? Wo ist jetzt plötzlich der Stapi hin? Spurlos verschwunden!
    Trotz Körperfülle ist es ihm gelungen, rechtzeitig wegzuwieseln. Woher nur haben Politiker diesen Fluchtinstinkt?
    Frau Wenger beginnt bereits zu sprechen, obschon sie noch drei Meter von mir entfernt ist. »Hallo, Herr Feller. Schön, dass ich Sie antreffe. Es ist mir zu Ohren gekommen, dass …«
    Im selben Augenblick hebt die Spielleiterin der Kadettenmusik den Stock. Darauf verunmöglichen die beherzten Klänge der jungen Musiker jedes weitere Gespräch.
    Es geht doch nichts über dröhnende Marschmusik.

11
    Die Tambouren führen den Zug an.
    Die angeheiterte Gesellschaft hat den Apéro beendet und folgt der Musik Richtung Rathausplatz. Um 20.15 Uhr beginnt dort das öffentliche Konzert der Kadettenmusik. Frau Wenger vom Tägu hat inzwischen ein anderes Opfer gefunden. Sie beackert Frau Akert. Weiß die etwas vom Mord?
    Ich suche meinerseits Gelegenheit, mich auf dem Abstieg vom Schlossberg mit Lilo Barben-Bigler zu unterhalten.
    »Hast du jetzt kurz Zeit für mich ?«
    »Hans-Peter ?« , meint sie auffordernd und rückt ihre violette Hornbrille zurecht.
    »Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine Homepage für meine Detektei machen zu lassen«, flunkere ich ihr vor. Irgendwie muss ich unser Gespräch ja auf ihren ehemaligen Lieblingsschüler lenken.
    Lilo wartet ab.
    »Da hab ich dich fragen wollen, ob du mir vielleicht einen Tipp geben könntest. Ich hab gesehen, dass sich deine Schule mit einer gut gemachten Seite präsentiert .«
    »Danke. Ich finde auch, dass unser Informatiker das gut hingekriegt hat. Allerdings war’s etwas teuer. Ich kann mir nicht erklären, warum sich Alfred Weibel nicht zumindest eine Gegenofferte besorgt hat .«
    »Wer erhielt den Zuschlag ?«
    »Es handelt sich um einen ehemaligen Schüler, der sich kürzlich selbstständig gemacht hat. Beat Dummermuth. Du findest ihn im Telefonbuch .«
    Sie zuckt mit keiner Wimper. Nicht das Geringste lässt sie sich anmerken. Die Frau hat Nerven.
    »Dummermuth? Macht der nicht den Fulehung ?«
    »Du weißt genau, dass die Kadettenkommission die Identität nicht offiziell bekannt gibt. Als Privatdetektiv solltest du es aber schaffen, das Rätsel um seine Person selbst zu lösen«, sagt sie schnippisch und kichert anschließend mädchenhaft.
    Zicke, Zicke, Zicke! Ich lasse mir aber nichts anmerken und bleibe möglichst sachlich. »Was sagst du übrigens dazu, dass ausgerechnet Melanie Eichenberger zum Kadettenhauptmann erkoren wurde ?«
    »Das hat sich wohl nicht verhindern lassen. Die Konstellation ist zugegebenermaßen etwas unglücklich .«
    Der Rathausplatz präsentiert sich inzwischen zum Bersten voll. Das Konzert genießt in der Bevölkerung große Beliebtheit. Es werden in erster Linie Märsche vorgetragen. Alte Kameraden und so, aber auch mal ein Song der Beatles oder ein arrangiertes Stück aus einem bekannten Musical. Besonders lustig finde ich, dass die stramme Jugendmusik jetzt gerade den Hippie-Song Let the sunshine in aus dem Musical Hair anstimmt.
    Ausgerechnet beim Erklingen des ersten Refrains bricht nämlich die Abendsonne mit ihrer umwerfenden Strahlenpracht durch die Wolken. Mir schießen augenblicklich Tränen der Rührung in die Augen. Oder belastet mich die Sache mit dem Fulehung mehr, als ich zugeben würde? Vorsorglich zwinkere ich verlegen, als würde ich von der Sonne geblendet.
    Nach dem Konzert treffe ich mich, wie vereinbart, mit Jürg Lüthi auf dem Mühleplatz zu einer hellen Stange. Diese Mal ist er zuerst da und hat schon bestellt. Freundlicherweise
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