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Narben

Narben

Titel: Narben
Autoren: Jonathan Kellerman
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Erbschaft zu gelangen. Lucys Zinseinkommen aus dem Fonds beträgt zwölftausend Dollar im Jahr, das sind fünf Prozent von einer Viertelmillion. Es sind vier Kinder, also muß sich das Gesamtkapital auf eine runde Million belaufen. - Daß Peter heroinsüchtig war, war leicht herauszufinden. Sie haben ihm war, war leicht herauszufinden. Sie haben ihm bei der Beschaffung der Drogen geholfen. Sie redeten mit ihm über Lucy und erfuhren auf die Weise, wie ihr Tagesablauf war. Dann fingen Sie an, Lucy mit Anrufen zu belästigen, stahlen von Peter den Schlüssel zu ihrer Wohnung und wühlten in ihrer Unterwäsche. Und das war erst der Anfang. Ein paar Tage später gingen Sie in ihre Wohnung und taten ein Schlafmittel in ihren Apfelsaft, den sie jeden Abend vor dem Zubettgehen trinkt. Als sie bewußtlos war, kamen Sie zurück, drehten den Gasofen an und steckten ihren Kopf hinein. Sobald Sie sicher sein konnten, daß man nichts mehr von dem Betäubungsmittel in ihrem Blut finden würde, fuhren Sie sie ins Spital. Als sie wieder draußen war, schoben Sie noch den Drohbrief mit dem Rattendreck nach, nur um sicherzugehen, daß sie nicht zur Ruhe kam. Sie wollten Lucy aus ihrer Wohnung und unter Ihre Kontrolle bekommen. Milo und ich haben brav mitgespielt.«
    Er stand mit dem Rücken zur Tür und hatte die Fäuste geballt. Sein Schweiß stank nach Alkohol.
    »Sie konnten Lucy nicht einfach umbringen, weil man Verdacht geschöpft hätte, wenn zwei Geschwister kurz aufeinander ums Leben kommen und so viel Geld im Spiel ist. Der Plan war, Lucy in Ihre Nähe zu bekommen, so daß Sie den Zeitpunkt wählen und es nach einem Unfall aussehen lassen konnten - ein Treppensturz, nehme ich an. Es war schließlich bekannt, daß das arme Kind zum Schlafwandeln neigte. Bei Peter war es viel einfacher. Er ist nie nach New Mexico gefahren. Als Sie sich am Telefon für ihn ausgaben, war er schon tot. Sie brauchten nicht einmal Ihre Stimme zu verstellen, denn Dr. Embrey kannte Peter nicht, und bei Ihrem Vater kam seine Assistentin an den Apparat. Als Lucy keine Ruhe gab, fuhren Sie schließlich mit ihr los und fanden die Leiche. Peter hatte sich mit Ihnen getroffen, aber nicht zum Essen, sondern um Heroin von Ihnen entgegenzunehmen; ungewöhnlich starken Stoff. Wahrscheinlich setzte er sich seinen letzten Schuß, als Sie noch nicht aus der Tür waren. - Wie gefällt Ihnen die Geschichte bisher? Stimmt alles?«
    Er versuchte, gelassen zu klingen. »Ich glaube, Sie sind ein bißchen durcheinander, aber lassen Sie uns erst mal reingehen und in Ruhe darüber reden.«
    »Bis jetzt habe ich nur von Lucy und Peter geredet, aber was ist eigentlich mit Ihrer Schwester Jodie? Ist sie wirklich abgestürzt, oder war sie vielleicht das erste Opfer auf Ihrer Liste?«
    Er schüttelte den Kopf, als hätte ich einen faulen Witz gemacht. Dann drückte er blitzschnell die Klinke, schob sich durch die Tür und versuchte, sie vor mir zuzuknallen. Ich drückte dagegen. Kraftmäßig war er im Vorteil, doch durch den Ritz konnte ich ihm so in den Magen boxen, daß ihm die Luft wegblieb. Nach meinem zweiten Hieb stolperte er zurück und fiel auf den Hintern. Ich drückte die Tür auf, stürzte mich auf ihn und legte ihn auf den Rücken.
    Hinter mir sagte jemand: »Steh auf, du Idiot, oder ich schieße!«
    Es war eine Frauenstimme. Ich war überrascht und gehorchte. Ken kam hoch und versuchte, mich zu schlagen, aber ich konnte ohne Mühe ausweichen.
    »Dreh dich um!«
    Die Automatik in ihrer Hand war erheblich größer als das Modell, das Graydon-Jones ihr an die Schläfe gedrückt hatte.
    »Steh still, Arschloch!«
    Ken versuchte noch einen Hieb gegen mein Kinn, doch ich hielt seine Hand fest und hätte ihn fast wieder umgeworfen.
    »Hör auf damit«, sagte Nova, »du verschwendest deine Energie.«
    »Das verdammte Arschloch«, lallte Ken.
    »Das hat Zeit bis später. Schau dir nur an, wie du aussiehst! Wie läufst du überhaupt herum?«
    Er wischte sich den Mund ab und stopfte sich das Hemd in die Hose.
    Sie hatte eindeutig Macht über ihn - als würde sie ihn von Kindheit an kennen. Die Narben… sie war eigentlich zu jung für Schönheitsoperationen, es sei denn, sie hatte einen Unfall gehabt.
    »Mein Gott, reiß dich zusammen! Geh dich waschen, und dann komm zurück und hilf mir!«
    Er wankte gehorsam aus dem Zimmer.
    »Sieh mal an, die große Schwester«, sagte ich. »Hey Jodie.« Sie sagte nichts und setzte das gleiche überhebliche Lächeln auf, das ich schon im
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