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Narben

Narben

Titel: Narben
Autoren: Jonathan Kellerman
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ärgerlichen Handbewegung zum Schweigen.
    »Was meinen Sie genau, wenn Sie Geständnis sagen?« fragte MacHenny.
    »Ein schriftliches Schuldbekenntnis zu den begangenen Taten.«
    »Was ist mit dem Kokain?« fragte MacHenny.
    »Wenn Sie sich mit den Bundesbehörden einigen, brauchen Sie sich darüber keine Gedanken zu machen; aber nur , wenn seine Informationen direkt zu Lowells Verurteilung führen und wenn er in Lompoc bleibt. - Leah, warum holen Sie nicht schnell die Akten, damit wir wissen, was wir Mr. Ape zu fragen haben?«
    Sie sah aus, als würde sie jeden Moment explodieren. Wutentbrannt lief sie aus der Verhörzelle und an mir vorbei, ohne mich zu beachten.
    Ape hatte eine kurze Besprechung mit MacHenny und begann, ihm zu diktieren. Bleichert nutzte die Unterbrechung, um in sein Büro zu gehen.
    »Warten Sie hier?« fragte er mich.
    »Ja, bis Detective Sturgis kommt.«
    Als Milo zwanzig Minuten später immer noch nicht zurück war, begann ich mich zu fragen, was los war. Er hatte eigentlich nur Lucy nach Hause bringen wollen.
    Eine weitere halbe Stunde später hörte MacHenny auf zu schreiben.
    Bleichert, der in den Verhörraum zurückgekehrt war, fuhr mit einem Finger die Zeilen entlang, erst sehr schnell, dann beim zweiten Mal langsamer. Als er durch war, bemerkte er:
    »Hier steht nichts darüber, wer Mellors erschossen hat.«
    »Ein Kerl namens Jeffries«, sagte Ape, als spielte es keine Rolle. »Leopold Jeffries. Vor fünf Jahren ist er selbst erschossen worden. Das können Sie im Polizeiarchiv nachsehen.«
    »Was hatten Sie mit Jeffries’ Tod zu tun?«
    Die Frage brachte Ape zum Lächeln. »Nichts. Es war die Polizei - ein vereitelter Raubüberfall. Sein voller Name war Leopold Earl Jeffries. Prüfen Sie es nach.«
    Bleichert las das Geständnis noch einmal durch.
    »Gut, für den Anfang soll das genügen.« Er steckte es in seine Tasche. »Und jetzt erzählen Sie mir, was mit Trafficant passiert ist.«
    »Es gibt Tonbänder in meinem Haus am Arrowhead. Die können Sie haben, sogar ohne Durchsuchungsbefehl. Sie sind in einem Safe im Keller. Ich gebe Ihnen die Kombination. Ich habe alles mitgeschnitten, was Trafficant mir erzählt hat. Ich dachte, es könnte eines Tages von Interesse sein. Terry hatte die Nase voll von Lowells Manipulationen und betrachtete mich als Vertrauensperson. Schließlich hatte ich pünktlich für die Filmrechte bezahlt, ebenso für ein Drehbuch, das er für mich geschrieben hatte.«
    »Sie haben im voraus gezahlt?«
    »Ich gebe zu, er hat ein gutes Geschäft gemacht. Mir hat es keinen Cent eingebracht.«
    »Was war das für ein Drehbuch?« fragte Bleichert.
    »Es war nur ein Fragment, ein Konzept für einen Horrorstreifen mit einem Wahnsinnigen, der Frauen in Stücke hackt.«
    »Und der Titel?«
    »Die Braut.«
    Das mußte das Geschmiere sein, das Ape mir zu lesen gegeben hatte. Es stammte also von Trafficant, und den Titel hatte er einem Toten gestohlen. Das war wohl seine Art von Humor.
    »Ich dachte, ich könnte etwas damit anfangen«, redete Ape weiter. »Ein paar Änderungen hier und da… Wenn Terry nicht verschwunden wäre, hätte ich es wahrscheinlich durchgezogen.«
    »Das ist alles sehr interessant, aber kommen Sie jetzt bitte zur Sache.«
    Ape setzte seine nachdenkliche Miene auf. MacHenny reichte ihm das Wasser, und er trank bedächtig einen Schluck, bevor er verkündete: »Der Schlüssel zu dem Ganzen ist Lowells Schreiblähmung, unter der er seit dreißig Jahren leidet. Er konnte sich nie davon befreien, vielleicht wegen des Alkohols - oder weil er einfach nichts mehr zu sagen hat. Trafficant hatte den größten Teil seiner Jugend im Gefängnis verbracht und dabei Lowell entdeckt. Er schrieb ihm einen schmeichelhaften Brief, und so begann die Korrespondenz zwischen den beiden. Trafficant fing an, Gedichte zu schreiben. Er führte ein Tagebuch, das er später Lowell schickte. Der war beeindruckt und setzte sich für Trafficants Begnadigung ein. - Soweit das allgemein Bekannte. Weniger bekannt ist jedoch, daß Lowell und Trafficant einen Handel eingingen, noch während Trafficant im Gefängnis war. Lowell erzählte Trafficant, daß man mit Lyrik kein Geld verdienen könnte, daß es fast ausgeschlossen wäre, einen Verleger zu finden. - Es sei denn, man hat einen Namen. Lowell versprach, die Trommel zu rühren, bis Trafficant freikäme. Gleichzeitig bearbeitete er dessen Gedichte und reichte sie unter seinem eigenen Namen zur Veröffentlichung ein. Der Handel
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