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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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lange Kette?«
    Xavier lief rot an, während er ihre Sanduhrfigur betrachtete. »Ähm, wohl kaum. Tut mir leid, Ma’am. Bitte sehr.«
    »Dieses Terrorismus-Getue wird langsam lächerlich«, beschwerte sich Manny bei dem Mann, der zufällig mit ihr im Lift fuhr. »Den lieben langen Tag schikanieren sie friedliche Bürger, dabei kampieren wahrscheinlich längst irgendwelche Al-Qaida-Leute eine Meile vom Pentagon entfernt.«
    Der Mann sagte nichts, rückte aber ein wenig von ihr ab, als sie zum x-ten Mal den Knopf für den siebten Stock malträtierte. Als der Fahrstuhl sie endlich wieder freigab, war Manny so richtig geladen, und wehe dem Staatsanwalt, der ihr quer kam.
    »Philomena Manfreda. Ich will Brian Lisnek sprechen«, erklärte sie der Frau am Empfang, die hinter kugelsicherem Glas saß.
    Sie hob schon einen Finger, um auf einen Stuhl im Wartebereich zu deuten, doch ein Blick auf Mannys angespannte Kieferpartie belehrte sie eines Besseren, und sie verständigte Lisnek unverzüglich über die Sprechanlage. »Sie müssen sich anmelden. Und Sie müssen die ganze Zeit diesen Besucherausweis tragen.« Sie sprach, als wäre sie uniformiert und bewaffnet.
    Lisnek, ein untersetzter rothaariger Mann im zerknitterten grauen Anzug, öffnete die Sicherheitstür. Bald darauf saß Manny in einem typischen Beamtenbüro – fensterlos, sauerstoffarm, voller Aktenstapel, Metallschreibtisch und alte verschrammte Holzstühle sowie ein Computer, auf dessen Monitor der amerikanische Wappenadler prangte.
    »Wo ist mein Mandant, Travis Heaton? Ich will mit ihm reden, bevor ich mit Ihnen rede.«
    »Der ist unten in einer Zelle mit einem unserer Leute. Ich lass ihn in ein Anwaltszimmer bringen. Seine Mutter ist auch unten, im Besucherbereich, für den Fall, dass wir sie brauchen.«
    »Sie meinen, für den Fall, dass ihr ihre Unterschrift unter einer Aussage braucht, die es ihrem Sohn erlaubt, eine Straftat zu gestehen, die er gar nicht begangen hat. Das können Sie vergessen. Sagen Sie Ihrem Kumpel, er soll sofort mit der Vernehmung aufhören. Mein Mandant nimmt sein Recht auf Aussageverweigerung in Anspruch.«
    Lisnek schien unbeeindruckt, als hätte er jeden Tag irgendwelche Allerweltsverteidiger in seinem Büro sitzen. Der arrogant herablassende Ausdruck im rundlichen Gesicht des Staatsanwalts trieb Mannys Blutdruck in die Höhe. »Was wirft man ihm vor?«
    »Terroristischer Angriff auf Eigentum der Vereinigten Staaten von Amerika. Und natürlich versuchter Mord. Dazu kommen ein paar untergeordnete Anklagepunkte, Verschwörung, eventuell Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und noch so einiges mehr.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Wer auch immer das getan hat, Sie wissen genau, dass es bloß ein Dummerjungenstreich war mit einer bedauerlichen, unbeabsichtigten Körperverletzung.«
    »Ms Manfreda, ein Mordanschlag auf einen Bundesrichter ist keine bedauerliche, unbeabsichtigte Körperverletzung‹. Und im Großraum New York gibt es heutzutage keine Dummenjungenstreiche mehr.«

    »Gott sei Dank, dass Sie da sind!«
    Manny hätte die Frau, die sie im Besucherbereich begrüßte, niemals für die Mutter eines Schülers der Monet Academy gehalten. Sie war leicht übergewichtig, und tiefe Sorgenfalten zerfurchten ihre Stirn. Am Ringfinger ihrer rechten Hand steckte ein schlichter Goldreif, und sie hatte offenbar hastig Jeans und Sweatshirt übergestreift, als sie den Anruf bekam, dass ihr Sohn in Untersuchungshaft saß. Keine Brillanten, kein Carrier, keine botoxgestraffte Haut. Maureen Heaton sah zu normal aus, zu abgearbeitet, um zu der Sorte Mütter zu gehören, die die Geldmittel und Beziehungen spielen lassen konnten, die notwendig waren, um ihren Sohn auf die exklusivste Privatschule der Stadt zu schicken.
    Manny streckte ihre Hand aus. »Philomena Manfreda, Mrs Heaton. Ich möchte mit Ihrem Sohn reden und herausfinden, was genau passiert ist. Aber das ist hier schwierig. Wir müssen uns per Telefon durch eine Sicherheitsglasscheibe unterhalten. Und gemäß dem neuen Antiterrorgesetz können unsere Gespräche sogar überwacht werden, falls der Verdacht besteht, dass ich Botschaften an seine Komplizen weiterleite.«
    »Aber doch nur, wenn er schuldig wäre«, protestierte Mrs Heaton. »Mein Travis ist ein guter Junge. Sie müssen ihn hier rausholen. Die dürfen ihn nicht festhalten. Und Sie müssen verhindern, dass man ihn ins Gefängnis steckt. Er ist doch fast noch ein Kind. Bitte.«
    »Wie alt ist Travis,
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