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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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worden.«
    »Gute Arbeit, Todd.« Jake erhob sich und winkte den zwei Mitarbeitern von der Leichenhalle, die in Türnähe warteten. »Bringen Sie sie ins Institut. Und belassen Sie den Körper in dieser Position, sonst vernichten Sie Spuren am Rücken. Ich mache morgen früh gleich als Erstes die Obduktion. Todd, falls Sie assistieren möchten, seien Sie um acht Uhr da.«
    Jake sah zu, wie sie den Körper, dessen Extremitäten zum Teil noch immer totenstarr waren, auf eine Bahre legten. Wenn das wirklich die Tat des Vampirs war, wieso hatte er dann von seiner Methode abgewichen? Warum hatte er es für nötig gehalten, dieses Opfer zu töten, wo er doch die anderen nicht einmal ernsthaft verletzt hatte? Der Fall hatte sich verändert. Er war für ihn ein faszinierendes theoretisches Rätsel gewesen, das es zu entschlüsseln galt, und jetzt war daraus Mord geworden. Er hatte bekommen, was er wollte – die Chance, an dem Vampir-Fall zu arbeiten –, aber der Preis dafür war das Leben von Amanda Hogaarth gewesen.
    »Habt ihr schon die Angehörigen verständigt?«, fragte Jake den Detective.
    »Scheint keine zu geben. In ihrem Mietvertrag hat sie einen Anwalt als Kontaktperson für Notfälle angegeben. Wenigstens muss ich keiner untröstlichen Tochter oder Schwester die Nachricht überbringen.«
    Etliche Leute von der Spurensicherung gingen an Pasquarelli vorbei, und er murmelte ein Dankeschön.
    »Viel haben wir nicht gefunden«, sagte der älteste. »Das ist die sauberste Wohnung, die ich je gesehen hab.«
    Jake schob die Hände tief in die Taschen. »Irgendwas ist hier, Vito. Wir müssen nur mit offenen Augen hinsehen. Ich schau mich noch mal genauer um.«
    »Von mir aus.«
    Jake ging die Räume ein weiteres Mal durch, aber die Wohnung wirkte genauso nichtssagend wie zuvor. Doch dann fand er etwas, in der Küche, mitten unter den makellosen Schränken und Geräten. Ganz weit hinter den glänzenden Töpfen entdeckte er einen Hinweis darauf, dass Amanda Hogaarth ein reales Leben geführt und andere Menschen auf diesem Planeten gekannt hatte – ein abgegriffenes Kochbuch mit verblasstem Einband und zittrigen Randbemerkungen auf etlichen Seiten: Recetas Favoritas.
    Jake wiegte es in den Händen. Ein Kochbuch, ein spanischsprachiges Kochbuch, das nicht griffbereit im Regal stand, sondern gut versteckt worden war. Wie Liebesbriefe, dachte Jake. Oder Pornos. Er legte es sachte hin.

6
    Als Manny die Stufen zum Bundesgebäude in Newark, New Jersey, hinaufstürmte, trommelten ihre Absätze einen Kriegstanz. Sie warf die rote Lederhandtasche auf das Fließband, um sie durchleuchten zu lassen, und stürmte durch den Metalldetektor, der postwendend einen schrillen Warnton von sich gab.
    »Zurücktreten, Ma’am«, wies der Marshal sie an. »Haben Sie Schlüssel oder Wechselgeld in den Taschen?«
    »Selbstverständlich nicht«, fauchte sie. Ihr meergrünes Kostüm von Donatella Versace hatte nicht mal Taschen, und wenn doch, hätte sie die schlanke Linienführung auf gar keinen Fall mit einem dicken Schlüsselbund ruiniert.
    »Knöpfen Sie Ihre Jacke auf.«
    Manny tat wie geheißen. »Hoppla. Hab ganz vergessen, dass ich den trage.« Sie öffnete den klassischen doppelgliedrigen Kettengürtel, den sie um die Taille trug, warf ihn in den Korb des Wachmanns und schritt erneut durch den Detektor, diesmal störungsfrei.
    Auf der anderen Seite hielt der Wachmann den Gürtel in der Hand und rief nach einem Maßband.
    »Kommen Sie, geben Sie her«, befahl Manny. »Ich bin in Eile. Ich hab einen dringenden Termin mit einem Mandanten.«
    »Tut mir leid, Ma’am, aber die Sicherheitsvorschriften verbieten Ketten, die länger als ein Meter zwanzig sind. Alles darüber darf ich nicht ins Gebäude lassen. Das sind dieselben Bestimmungen wie für Flugzeuge.«
    »Dieses Accessoire hat mich ein paar Hundert Dollar gekostet. Glauben Sie ernsthaft, ich würde damit einen Staatsanwalt an seinen Schreibtisch ketten?«
    »Ich muss erst nachmessen«, beharrte der Wachmann. »Wo bleibt denn das Maßband?«
    Manny öffnete den Mund, um lautstark ihren Unmut ob der absurden Verzögerung kundzutun. Doch noch ehe das erste Wort herauskam, zügelte sie sich, lächelte und hielt ihre Kostümjacke auf. »Xavier, ich bitte Sie«, sagte sie mit Blick auf das Namenschildchen des Wachmanns. »Sie wollen mich doch wohl nicht beleidigen. Ich weiß, ich trag nicht gerade Kindergröße, aber glauben Sie ernsthaft, ich brauchte um diese Taille eine ein Meter zwanzig
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