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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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sich!«, rief Travis ihr zu.
    Keine große Hilfe. Wahrhaftig keine große Hilfe. Der Hund bellte weiter, ein helles Stakkatogebrüll der Wut und Ungeduld. Bei jedem Bellen zuckte Manny unwillkürlich zusammen, was ihre Arbeit erneut ins Stocken brachte. Endlich hatte sie einen Knoten fertig und machte sich vorsichtshalber daran, noch einen zweiten zu binden.
    Pling.
    Ein so harmloses Geräusch, wie der Backofen ihrer Mutter, wenn er signalisierte, dass die Plätzchen fertig waren. Das Schloss klickte und wurde entriegelt. Der Hund warf sich gegen die Stäbe. Die Tür sprang ein Stück auf. Manny knallte sie zu und versuchte verzweifelt, den zweiten Knoten zu binden.
    Der Hund nahm Anlauf und rammte seine breite Brust gegen die Käfigtür. Sie flog auf und der Strick wurde Manny aus den Händen gerissen. Der Hund sprang glatt über sie hinweg und raste auf Travis zu.

58
    Jake hatte Mühe, die Worte zu verstehen, die durchs Telefon in sein Ohr drangen, weil ihn das Geschehen auf dem Computermonitor vollkommen in Bann schlug. Der Hund hatte Travis in die Ecke gedrängt.
    Der Chef der Hundestaffel war in der Leitung und behauptete, gegen den Hund zu kämpfen wäre der größte Fehler, den man machen könne. Wenn er sich erst mal festgebissen hätte, würde nichts ihn dazu bringen, wieder loszulassen, solange noch Leben in ihm war. Gegenwehr würde seinen Kampfinstinkt provozieren. Er würde angreifen, wild um sich beißen, bis seine Beute erlegt war. Stellte sie sich jedoch tot, könnte er das Interesse verlieren.
    Und dann? Würde er sich seinem nächsten Opfer zuwenden – Manny.
    Normalerweise schöpfte Jake aus Wissen Kraft, doch was nützte es ihm jetzt? Er konnte die Information nicht an die Menschen weiterleiten, die sie brauchten. Der Hund biss dicht vor Travis’ Oberschenkelarterie in die Luft. Sollte sie durchtrennt werden, würde der Junge in wenigen Minuten verbluten.
    Jake knallte den Hörer auf und richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Was zum Teufel machte Manny da? Sie lief auf den Hund zu. O Gott – sie versuchte, Travis zu retten.
    ***
    Manny zog hastig die Füße unter ihren Körper und rieb über den langen Kratzer an ihrem Bein, wo sich die Hundekrallen ins Fleisch gegraben hatten, als das Tier aus dem Käfig gesprungen war. Auf der anderen Seite des Raumes presste Travis sich gegen die Wand, als hoffte er, dass sich das Mauerwerk hinter ihm öffnen würde.
    Der Hund war in fünf Sätzen bei dem Jungen und stellte sich sofort auf die Hinterbeine. Er versuchte instinktiv, Travis’ Kehle zu erreichen, aber er war nicht groß genug und schnappte stattdessen nach den Ellbogen, die Travis schützend erhoben hatte.
    Manny reagierte, wie sie es schon immer getan hatte, wenn ein übermächtiger Gegner jemanden terrorisierte, der klein und wehrlos war. Sie stürzte hinüber und trat den Hund so fest sie konnte ins Hinterteil, so wie sie einmal Johnnie Appleton in den Hintern getreten hatte, als er den kleinen Barry Neufeld auf dem Spielplatz traktierte.
    Der Hund fuhr herum und schnappte nach ihr, aber Manny wusste jetzt, wie schnell sich das Vieh bewegen konnte, und sie war bereit. Sie rannte durch den Raum zu der einzigen Stelle, die eine gewisse Zuflucht bot – das Fenster mit dem Metallgitter.
    Sie sprang und zog sich hoch, so wie als Kind, wenn sie über den Maschendrahtzaun vom städtischen Schwimmbad geklettert war. Der Hund tobte vor Wut, weil sie knapp außerhalb seiner Reichweite war. Das Metall schnitt in ihre Finger. Sie würde sich nicht lange hier oben halten können, schließlich war sie nicht Spiderwoman.
    Sie blickte nach unten. Der Hund lag genau unter ihr, die Augen auf ihre Beine geheftet. Etwas prähistorisch Böses schien von ihm auszugehen. Aber er war nicht böse; er funktionierte nach einem rein darwinistischen Überlebensinstinkt. Töten oder getötet werden.
    Kein beruhigender Gedanke.
    »Travis, steh langsam auf und nimm die beiden Stricke. Binde sie zusammen. Vielleicht können wir ihn damit überwältigen.«
    Aber Travis antwortete nicht. Es saß zitternd hinten an die Wand gedrückt.
    Manny war auf sich allein gestellt.

59
    Was hältst du davon?«
    Sam hatte wahllos Informationen über Asbest aufgerufen, während Jake ohnmächtig dasaß, wie gelähmt durch die Gefahr, in der Manny schwebte. Er war erstaunt und beeindruckt, dass es ihr gelungen war, den Hund von Travis abzulenken. Ihr Manöver, was immer es gewesen sein mochte, hatte sich außerhalb des
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