Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
Vom Netzwerk:
herausfinden sollte, wem die Webseite gehörte, doch Jake hegte wenig Hoffnung, dass es ihnen schnell genug gelingen würde, um Manny noch helfen zu können. Wer raffiniert genug war, einen so ausgeklügelten Plan zu entwerfen, der war auch raffiniert genug, seine elektronischen Spuren zu verwischen. Wahrscheinlich würden die Experten den Vampir letztendlich aufspüren, aber sie hatten nicht tagelang Zeit, um Manny und Travis zu finden, sondern lediglich Minuten.
    Noch nie hatte Jake sich so hilflos gefühlt, so kurz davor, in Panik zu geraten. Er durfte seine Angst nicht die Oberhand gewinnen lassen, denn dann könnte er Manny gar nicht mehr helfen. Also griff er zur eigenen Beruhigung auf das einzige Mittel zurück, das ihm zur Verfügung stand: die Wissenschaft.
    Er rief Sam an und brachte ihn auf den neusten Stand. »Ich kann mein Büro jetzt nicht verlassen, um nach Paterson zu kommen. Du musst meine Augen und Hände sein. An der Leiche befinden sich vielleicht Hinweise darauf, wie wir Manny ausfindig machen können.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Sam.
    Jake empfand eine Welle der Dankbarkeit für seinen Bruder. Sie konnten stundenlang über Nichtigkeiten debattieren, aber wenn es drauf ankam, war auf Sam Verlass. »Sieh dir die Kleidung und die Haut des Toten an. Beschreibe alles Ungewöhnliche, was dir auffällt.«
    »Also, er trägt Jeans und T-Shirt, und auf der Jeans ist von den Knien abwärts ziemlich viel weißer Staub. Als hätte er in irgendwas gekniet oder wäre durchgewatet.«
    »Nimm eine Probe davon und bring sie mir.«
    »Jake, ich hab zufällig gerade keinen sterilen Beweismittelbeutel dabei.«
    »Dann improvisier eben. Schab was auf ein sauberes Blatt Papier und falte es zusammen. Es muss nicht steril sein.«
    »Okay, ich nehme eine alte Quittung. Hab eine Probe genommen. Was noch?«
    »Nimm einen Dollarschein und kratz damit etwas von dem Material unter seinen Fingernägeln ab«, sagte Jake.
    »Erledigt. War’s das?«
    Jake seufzte. Diese Leiche war möglicherweise eine Fundgrube an Informationen, aber im Augenblick konnte er nur das verwerten, was schnell analysiert werden konnte. »Ja. Komm so schnell du kannst zu mir ins Büro.«
    In dem Wissen, dass die Sandovals und die anderen Opfer des Vampirs gleichfalls zusahen, saß Jake vor seinem Computerbildschirm und wartete ab, was als Nächstes passieren würde. Er klammerte sich an die Hoffnung, dass sich der Vampir, jetzt, da er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, damit begnügen würde, seine Botschaft loszuwerden.
    Manny war dabei, Travis’ Hände von den Fesseln zu befreien. Er wünschte, sie hätte sich zuerst von dem Jungen ihre Hände losbinden lassen; ungefesselt wäre sie die Nützlichere der beiden. Er konnte das leise Murmeln ihrer Stimmen hören, aber die Tonqualität war schlecht. Er vermutete, dass das Mikrofon nicht in ihrer Nähe war. Er wünschte, er könnte ihr Ermutigungen oder Anweisungen zurufen, aber natürlich konnten sie ihn nicht hören.
    Er studierte das schmale Blickfeld, das die Kamera übertrug, und suchte nach Hinweisen. Er konnte ein einzelnes großes, schmutziges Fenster mit einem dicken Gitter sehen. Einen alten unbearbeiteten Holzboden. Kein Mobiliar.
    Manny bemühte sich noch immer, Travis’ Hände freizubekommen. Ihre Arbeit wurde unterbrochen, als die Schultern des Jungen nach oben schnellten, sein Oberkörper bebte und sein Gesicht rot wurde. Er hustete schwer, obwohl das Geräusch nur als leises Rascheln bei Jake ankam.
    Plötzlich schallte ein gellender Laut durch sein Büro. Hart, durchdringend, wütend. Jake zuckte zusammen und sah, dass es Manny und Travis ebenso erging. Der Hund hatte gebellt. Das Mikrofon war an seinem Halsband. Falls sich also der Hund und seine Beute aus dem Blickfeld der Kamera herausbewegen sollten, könnten die Zeugen noch immer das Bellen und Knurren seines Angriffs hören. Und die Schreie seiner Opfer.
    Er sah, wie Manny und Travis den Kopf wandten.
    Manny blickte direkt in die Kamera. Auch ihr Mund war geöffnet. Er brauchte keine Tonübertragung, um zu wissen, was sie schrie.
    »Jake!«

56
    Was siehst du?«
    Jake hatte den Kopf übers Mikroskop gebeugt. Er hörte die Ungeduld in der Stimme seines Bruders, aber er musste diese Probe sorgfältig untersuchen. Er brauchte Gewissheit, keine Mutmaßungen.
    »In dem Staub, den du an Freaks Leiche gefunden hast, sind zwei unterschiedliche Arten von Fasern. Die eine hat eine sehr charakteristische Form – dünn und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher