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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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nadelartig.« Jake blickte auf. »Das ist Asbest, und die Probe enthält eine hohe Konzentration davon.«
    »Und die andere Faser?«, fragte Sam.
    »Baumwolle. Schlichte Baumwolle.«
    »Ich wüsste nicht, wie uns das weiterbringen könnte«, sagte Sam. »Wir können nicht davon ausgehen, dass Freak das Zeug von dem Ort hat, an dem Travis und Manny festgehalten werden.«
    »Stimmt, sicher ist das nicht. Aber Freak hat die Hunde abgerichtet. Und da ist ein Pitbull bei Manny im Raum. Es wäre naheliegend, dass Freak das Tier dorthin gebracht hat. Ich bin sicher, dass er schon mal da war, wo Manny jetzt ist.«
    »Ja, aber den Staub kann er von woanders herhaben«, wandte Sam ein.
    »Das würde ich eher akzeptieren, wenn Travis nicht regelmäßig gehustet hätte, seit die Übertragung läuft. Und Elena Costello hat auch gehustet, als sie mit mir telefoniert hat. Asbest reizt die Lungen stark. In dieser Konzentration würde der Kontakt ausreichen, um binnen eines Tages oder noch früher Husten auszulösen.«
    Sam zwirbelte einen Bleistift zwischen seinen langen Fingern. Der Monitor war so gedreht worden, dass beide Männer das Bild sehen konnten, aber keiner ertrug es, lange hinzusehen. Manny kämpfte nach wie vor mit Travis’ Fesseln. Der Hund hatte noch zweimal gebellt.
    »Okay, sie sind also in irgendeinem asbestverseuchten Gebäude. Die Beschreibung trifft bestimmt auf Tausende Häuser in New York und Umgebung zu. Asbest war ein gebräuchliches Baumaterial – es steckt in altem Linoleum, Dämmplatten und so weiter. Fast jedes Mal wenn ein Gebäude kernsaniert wird, müssen erst die Typen in den weißen Schutzanzügen ran und das Zeug entsorgen.«
    »Ja, aber diese Fasern stammen nicht aus Linoleum oder Dämmplatten«, sagte Jake. »Es sind keine anderen Baustoffe beigemischt. Bloß Asbest und Baumwolle.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    Jake ging zu einem anderen Computer. »Jetzt ist ein bisschen Recherche angesagt.«
    »Ich helfe dir«, bot Sam an.
    Jake beäugte ihn skeptisch. Sam war dafür berüchtigt gewesen, dass er Referate in Windeseile runterschrieb, indem er fehlende Informationen einfach erfand.
    »Kuck nicht so. Ich will helfen. Zu zweit geht es schneller.«
    »Okay, such nach Asbest in Kleidung‹. Mal sehen, was wir rausfinden.«

57
    Manny schaffte es endlich, Travis’ Fesseln zu lösen.
    »Donnerwetter, danke. Jetzt binde ich Sie los.«
    Manny zögerte. »Vielleicht solltest du lieber erst mit deinem Strick den Käfig zubinden, ehe du mich befreist.«
    Ganz langsam bückte sich Travis und nahm den kurzen Strick vom Boden auf. Er machte zwei Schritte auf den Käfig zu, als müsste er gegen eine starke Anziehungskraft aus der entgegengesetzten Richtung ankämpfen.
    Der Hund bellte und warf sich gegen die Metallstäbe.
    Travis sprang zurück.
    »Schon gut«, sagte Manny. »Binde mich schnell los, dann mach ich das.« Während Travis sie losband, betrachtete Manny die Gitterstäbe des Käfigs und fragte sich, ob es ihr gelingen würde, hinüberzusprinten, den Strick durch die Stäbe zu fädeln und die Tür so fest zuzubinden, dass das Tier gefangen blieb, wenn die Verriegelung aufsprang.
    Sie wünschte, sie hätte bei den Pfadfindern gelernt, richtig gute Knoten zu binden. Aber als Mädchen hatte sie nur Erfahrung darin gesammelt, selbst gebackene Plätzchen in der Nachbarschaft zu verscherbeln. Es kam ihr vor, als hätten sie Stunden – Tage – gebraucht, um die Fesseln zu lösen, und sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis die Tür entriegelt wurde, geschweige denn, ob sie es überhaupt schaffen würde, mit dem Strick an den Stäben zu hantieren, ohne dass ihre Finger in Reichweite dieser Reißzähne gerieten.
    Als der Strick endlich von ihren Handgelenken fiel, schnappte Manny ihn sich und rannte ohne Zögern zum Käfig. Vor der Tür ließ sie sich auf die Knie fallen, nur wenige Zentimeter von den rollenden Augen und schnappenden Zähnen des Hundes entfernt. Er bellte wie wild und warf sich mit solcher Wucht gegen die Stäbe, dass der ganze Käfig erbebte.
    Manny befingerte den Strick. So schnell, wie sie reagiert hatte, merkte sie erst jetzt, dass sie kein Gefühl mehr in Armen und Händen hatte, die so lange auf den Rücken gefesselt gewesen waren. Unbeholfen fädelte sie das kurze Ende des Stricks durch die Stäbe. Der Hund schnappte nach ihren Fingern, aber sie riss sie rechtzeitig zurück. Der Strick fiel runter, und sie fing wieder von vorne an.
    »Beeilen Sie
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