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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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allgemeine Begeisterung für Yoga hatte sie unberührt gelassen – sie machte lieber Pilates oder ihr Wii-Fitnesstraining. Trotzdem merkte sie, dass sie sich auf ihre Atmung konzentrierte und all ihre Willenskraft aufbot, sie zu beruhigen. Vielleicht wäre sie dann in der Lage aufzustehen.
    Ein anderes Geräusch drang in ihr Bewusstsein – ein leises Wimmern von der anderen Seite des Raumes. Travis. Den hatte sie fast vergessen.
    Manny blickte auf und sah, dass er mit schlaffer Hand auf etwas zeigte. Sie folgte seinem Finger.
    Der Hund stand wieder auf.
    Manny versuchte hastig, selbst wieder auf die Beine zu kommen, aber ihre Gliedmaßen reagierten, als würden sie von einem anderen Gehirn gesteuert.
    Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Der Hund, der zuvor nichts Anmutiges an sich gehabt hatte, schien durch die Luft zu schweben und kam näher und näher. Manny konnte ihren Fuß nicht mehr sehen, weil ihr Bein jetzt in einem Hundemaul steckte. Äußerst seltsam. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie außerhalb ihres Körpers. Ich komm nie wieder in meine Stilettos rein.
    Der Schmerz, den sie empfand, war real, aber es war nicht der stechende Schmerz von Zähnen, die sich in ihr Fleisch bohrten, sondern eher wie ein schrecklich wuchtiger Hammerschlag. Auch das war seltsam.
    Und noch etwas anderes kam ihr komisch vor. Travis rannte. Rannte schreiend genau auf sie zu. Rannte dann zu dem Käfig, den er hochhob und auf den Hund schleuderte. Der mochte das nicht. Er öffnete das Maul. Sie rollte sich weg.
    Und dann gab es plötzlich einen weiteren krachenden Schlag. Die Tür flog auf. Der Raum war voller Menschen. Ein Schuss fiel, schrecklich dicht neben ihrem Kopf.
    Manny wuchtete sich hoch und suchte die Gesichter im Raum ab.
    »Wo ist Jake?«

62
    Was macht dein Bein? Nimm noch ein Percodan.«
    Manny drehte den Kopf von der Tablette weg. »Von den Dingern wird mir komisch. Schieb einfach mein Kissen ein bisschen höher. Kann ich nicht lieber ein Glas Veuve Clicquot Rosé haben?«
    Jake eilte zum Fußende des Sofas und schüttelte das Kissen unter Mannys bandagiertem Bein auf. »Wie ist da–« Er sah ihr breites Grinsen und hielt inne. »Das macht dir Spaß, was?«
    »Dafür, dass du hier einen auf Florence Nightingale machst, lohnt es sich fast, von einem Pitbull gefressen zu werden«, sagte Manny. »Und sieh dir das Haus an. Du musst ja eine ganze Putztruppe bestellt haben, während ich im Krankenhaus war.«
    »Das ist allein Sams und mein Werk«, sagte Jake und sah sich in dem blitzsauberen Wohnzimmer um. »Ich fand, die Idee mit dem Potpourri war ein besonders netter Einfall für deine Heimkehr.«
    »Es wäre noch netter, wenn der getrocknete Lavendel nicht aus den Augenhöhlen eines Schädels rieseln würde.«
    Jake nahm ihre Hand. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass du jetzt hier bist.«
    Manny wich seinem Blick aus. »Nun ja, ich bin dir wirklich dankbar, dass du dich um mich kümmerst. Aber nur für ein paar Tage. Sobald der Arzt sagt, dass ich wieder ohne Hilfe gehen kann, zieh ich zurück in meine Wohnung.«
    Jake streichelte ihr Haar. »Du hast alle Zeit der Welt.«
    Sam brachte ein Tablett mit drei Kaffeetassen herein. Gleich hinter ihm kam Mycroft und hüpfte auf Mannys Schoß.
    »Seit wann servierst du so vornehm mit Tablett?«, fragte Manny, froh über die Ablenkung. »Hast du einen Kurs in Etikette belegt?«
    »Ich passe mich lediglich meiner jeweiligen Umgebung an«, sagte Sam. »Du solltest mal sehen, wie formvollendet meine Manieren sind, wenn mich der Buckingham Palace einlädt.«
    »Apropos Auslandsreisen, stimmt es, dass die Costellos am Flughafen aufgegriffen wurden, während sie auf ihren Abflug nach Buenos Aires warteten? Ich glaube, das hab ich in den Nachrichten gehört, während ich im Krankenhaus war, aber die haben mich da dermaßen mit Medikamenten vollgestopft, dass ich nicht weiß, ob ich das vielleicht nur geträumt hab.«
    »Nein, hast du nicht geträumt«, sagte Jake. »Das ist eine gute Nebenwirkung des Terrorismus. Heutzutage kann keiner mehr überhastet aus den USA abhauen. Der Sicherheitsdienst am Flughafen hat sie festgenommen, als ihr Bordgepäck durchleuchtet wurde. Sie sind jetzt in Haft. Kaution abgelehnt. Und die Anklage wurde sogar noch auf Tierquälerei erweitert. Dieser mörderische Pitbull hat sowohl deine Attacke als auch die Polizei überlebt und muss jetzt für immer in Gewahrsam bleiben, den Costellos sei Dank.«
    »Gerechtigkeit. Travis
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