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Nackt

Nackt

Titel: Nackt
Autoren: David Sedaris
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jetzt mit dem zu Besuch weilenden Geistlichen unterhielt.
    «Da draußen in Arizona gibt es ein paar ganz süße nackte Menschen und sie bringen einen kostenlos aufs Gelände», sagte sie gerade. Dann sah ich, dass sie sich das gesamte Schamhaar bis auf ein Hitlerbärtchen abrasiert hatte. Der freigelegte, sonnenlotionbeschichtete Vaginalbereich ähnelte einem dieser glänzenden Kleingeldportemonnnaies aus Plastik, die es bei Banken und Autohändlern umsonst gibt und die nur von sehr Jung und sehr Alt verwendet werden. Die Redewendung Stimmt so kam mir in den Sinn. Jetzt bin ich schon eine Woche hier und habe immer noch nicht kapiert, wie das mit dem Rasieren läuft. Männer mit Fünf-Uhr-Schatten im Gesicht, aber frischen, blutenden Rasierschmissen auf dem kahlen Skrotum sind ein alltäglicher Anblick. Tut man das, um die Zeckensuche zu beschleunigen, oder rasieren sich diese Männer und Frauen das Grau ab, um jünger zu wirken?
    «Damit die Möbel nicht voll Haare sind», sagte Roberta. «Ich persönlich würde da mit der Staubhexe drüber gehen, aber scheiß doch der Hund drauf, jedem das Seine. Da spart man vielleicht ein bisschen Zeit beim Saubermachen, aber wenn man bedenkt, wie viele Stunden die mit Rasieren zubringen, weiß ich nicht, ob das wirklich so rationell ist. Am allerbesten ist es wahrscheinlich, wenn man sich ein Sofa kauft, das zur Haarfarbe passt; da kann man dann das Rasieren und das Saubermachen vergessen. So hab ich das jedenfalls gemacht und bisher sind keine Klagen gekommen, stimmt’s, Duke?»
    Das war heute mein letzter Vormittag auf dem FKK-Gelände. Als ich gestern Abend aus der Sauna zurückkam, sah ich, wie eine nackte Frau aus meinem Anhänger rannte und in ein wartendes Auto sprang. Es war Roberta und sie hatte eine Notiz hinterlassen. Sie lud mich ein, Duke und sie zum Frühstück zu besuchen. Bevor ich hier angekommen war, hatte ich mich gefragt, wie es wohl wäre, zum Essen zu jemandem nach Hause zu gehen. Laut meiner Mutter ging es in Ordnung, wenn man seinen Teller als Aschenbecher benutzte, unter gar keinen Umständen dagegen betrat man ein Haus barfuß. Dies bedenkend, trug ich Turnschuhe und nahm, für den wenig wahrscheinlichen Fall, dass sie sich zum Essen anzogen, eine Leinentasche mit, die ich mit Handtuch, Hemd und Shorts gepackt hatte. Als ich hinkam, saßen meine Gastgeber nackt in ihrer Kochnische, spielten SuperNintendo und hörten sich im Radio einen dieser frühmorgendlichen Schlauberger an. Im Gegensatz zu meinem Anhänger, der fest verankert war, war ihrer dazu da, vom Auto gezogen zu werden, und stand auf einem winzigen Rasenstück, die Räder mit Ziegeln blockiert, damit er nicht den Hügel hinunterrollte.
    «Warum so förmlich?», fragte Duke. «Zieh dir die Schuhe aus und bleib ein bisschen.»
    Wir klemmten uns um einen winzigen Einbautisch, und Roberta präsentierte ein kissengroßes Omelette, gefüllt, wie sie sagte, «mit allem möglichen Scheiß. Vielleicht ist sogar ein bisschen Katzenstreu drin; möglich ist alles. Wir haben die kleinen Fickbiester zwar zu Hause gelassen, aber der Kram schafft es immer wieder überallhin. Na, nun esst erst mal auf.»
    Hin und wieder gibt jemand eine kleine Information preis, die plötzlich alles ändert. Ich fragte, wie viele Katzen sie hätten, und Roberta holte Block und Blei hervor. «Mal sehen, siebzehn plus zwölf minus zwei plus die eine, die das Arschloch zurückgebracht hat, als sie ihm auf den Teppich geschissen hatte.» Sie plierte das Papier an und kämpfte mit den Zahlen. «Achtundzwanzig. Bei der letzten Zählung hatten wir achtundzwanzig Katzen, aber das ist nun auch schon wieder ein paar Tage her. Coppertone hat letzten Monat acht Junge geworfen, und ich hab noch versucht, diese kleinen Arschlecker unterzubringen, als Wieheisstsienoch, der kleine Krüppel, direkt auf dem gottverdammten Bett vier Babys kriegte, während Duke und ich es gerade so nett miteinander trieben.» Sie hob die Schultern; das Rätsel blieb. «Ich weiß nicht, wo die verdammten Biester herkommen. Wir haben offenbar besonders spitze Katzen erwischt, nehme ich mal an. Duke hier hat mal eine der Mütter weit hinaus aufs Land gefahren und ihr einen ordentlichen Tritt in den Arsch gegeben und sie ausgesetzt, als er an einem ganz besonders gutaussehenden Bauernhof vorbeikam. Dreißig Meilen hat er sie durch die Gegend gegurkt, aber eine Woche später hat die kleine Nutte bei uns wieder die Möblierung zerstückelt, als war nix gewesen. Was
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