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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio
Autoren: Vanessa Farquharson
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raffinierter Zucker für irgendjemanden gut waren, am allerwenigsten für jemanden mit einer ernsthaften Erkrankung des Verdauungsapparates.
    »Das da trinke ich aber auch gern«, sagte er lächelnd und nahm einen letzten Schluck Sportlerlimo aus der Plastikflasche, die er dann in den Abfalleimer neben seinem Bett fallen ließ.
    Ich erinnerte mich an das Gespräch mit meiner Mutter über all den Müll, der im medizinischen Bereich und in Krankenhäusern anfällt – nun gut, Einwegspritzen und Papierkittel waren noch mal etwas anderes, aber es leuchtete mir überhaupt nicht ein, warum man nicht wenigstens Dosen und Flaschen recycelte. Wenn sich die Krankenhäuser diese Mühe machen und ihren Patienten vielleicht auch ordentliche Kost servieren würden, könnte dies eine geringere Belastung für Luft, Gewässer und Böden bedeuten, was wiederum der Gesundheit der Menschen zuträglich wäre und das Gesundheitswesen entlasten könnte.
    Eine Schwester kam herein, um den Beutel mit der Kochsalzlösung an Kierans Tropf auszutauschen und seinen Blutdruck zu messen. Kurz darauf ertönte eine Lautsprecherdurchsage, dass die Besuchszeit zu Ende sei.
    Ich griff in den Mülleimer und holte die leere Flasche heraus. »Was dagegen, wenn ich die mitnehme?«, fragte ich.
    Kieran bedachte mich mit einem Blick, der entweder beeindruckt oder verärgert oder vielleicht auch beides war. »Nur zu«, sagte er. »Noch einen Butterkeks für unterwegs?«
    18. FEBRUAR , 355. TAG
    Karten von Green Map benutzen; ökologische Stadtrundgänge machen
    Ich wäre nie auf die Idee gekommen, auf »grüne« Kartografie umzustellen. Doch wie so oft wurde ich wieder einmal daran erinnert, dass es entgegen allem Anschein sogar noch kompromisslosere Öko-Freaks gibt als mich.
    Als ich heute Nachmittag aus einem Gartencenter kam, fiel mir eine Landkarte auf, die irgendwie nach »Öko« aussah (mittlerweile habe ich einen rasiermesserscharfen Blick für alles, dessen Design Umweltfreundlichkeit verspricht). Tatsächlich entpuppte es sich als Stadtplan für Toronto, auf dem alle Parks samt Hohlwegen und die Radwege der Stadt hervorgehoben waren, außerdem sämtliche nachhaltigen Hotels, umweltverträglichen Reinigungen, vegetarischen Restaurants, Gemeinschaftsgärten, Bauernmärkte und sogar die verschiedenen Recycling-Unternehmen.
    Wie ich herausfand, steckt eine Nonprofit-Organisation namens Green Map dahinter, und ähnliche Stadtpläne gibt es beispielsweise auch für Stockholm, Chicago und Peking (was mich wunderte – gab es wirklich etwas Ökologisches in Peking?). Am lustigsten war aber wohl die Kompostkarte von Manhattan – man fragt sich, wie viele Bananenschalen-Abgabestellen brauchen die New Yorker denn?
    22. FEBRUAR , 359. TAG
    Eine umweltfreundliche Bestattung im Testament verfügen
    Da sich mein Öko-Abenteuer dem Ende zuneigt – und auch aus dem eher profanen Grund, dass mein Anwalt mich permanent drängt, ein Testament zu machen, wegen Hausbesitz und so –, scheint das Thema Tod einfach naheliegend zu sein. Und was bietet sich mehr an, als die letzten Dinge im Einklang mit Mutter Natur zu regeln?
    Ich erinnerte mich, dass Crunchy Chicken das Thema in ihrem Blog angeschnitten hatte, also suchte ich den alten Beitrag dazu heraus und ging die Kommentare durch. Nach weiterer, wenngleich wenig ergiebiger Recherche kam ich zu dem Schluss, dass der ökologisch sauberste Weg ins Jenseits in einer Naturbestattung auf einem Öko-Friedhof oder in einem Friedwald ohne Trauerschmuck und Grabstein bestand; alternativ konnte man sich auch in einer Kiste aus Fichten- oder Tannenholz, Pappe oder biologisch abbaubarem Material einäschern lassen, allerdings nur, sofern man keine Amalgam-Zahnfüllungen hatte (was bei mir nicht der Fall war), weil sonst Quecksilber freigesetzt wurde.
    Doch es standen noch mehr Möglichkeiten zur Auswahl, etwa eine Himmelsbestattung, was bedeutet, dass der Leichnam auf einen Berg geschleppt und an Geier verfüttert wird. Oder man lässt sich zur letzten Ruhe in einen sogenannten Ecopod betten, einen Sarg aus natürlich gehärtetem Recyclingpapier. Dann gibt es auch die Idee der »Gedenk-Riffkugel«: Dabei wird die Asche in eine Art Beton gemischt und zu einer Kuppel gegossen, die dann ins Meer versenkt wird und als Korallenriffersatz für Meereslebewesen dient. Und natürlich könnte ich meine Leiche der Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stellen – oder, noch gruseliger, den Machern der »Körperwelten«-Ausstellungen,
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