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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel
Autoren: Max Bronski
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war die Sache geräuschlos erledigt, und ich musste mir eingestehen, dass sich ein Kerl wie ich gegenüber dem Florett diplomatischer Mittel wie ein Rüpel mit Faustkeil ausgemacht hätte. Mir behagte das alles nicht. Ich sagte Emma, ich würde noch eine Letzte rauchen gehen und sei gleich wieder da.
    Qualmend lief ich draußen auf und ab. Jeden Anflug von Neid und Missgunst sollte man unterdrücken. Sie zehren einen von innen her auf. Um mich mit den höheren Mächten wieder auszusöhnen, gab ich nach oben hin kund, dass sie mit dem feinen Herrn sicher die bestmögliche Lösung für diese brisante Situation gefunden hatten. Meine innere Unruhe legte sich dennoch nicht. Schnell sollte sich herausstellen, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen war.
    Ich schnippte den Stummel weit hinaus auf die Straße und machte mich zurück in den Gastraum auf. Dabei tastete ich meine Brusttasche nach den Eintrittskarten ab. Vielleicht war ich dadurch abgelenkt und merkte nicht, wo ich langging, aber eigentlich hatte ich das komische Gefühl, dass mir jemand ein Bein stellte. Jedenfalls verhedderte ich mich und stürzte.
    Als ich hilflos wie ein Maikäfer dalag, war das Gesicht des Grauen über mir. Sein Lächeln war unfein, weil es alle Merkmale eines schadenfrohen Grinsens an sich hatte. Jetzt erkannte ich ihn zweifelsfrei.
    13
    – Ist das nicht Gossec?
    Er lachte.
    – In bekannter Lage!
    Der Graue war Stan. Stan Bolzmann, der Hallenkönig von München. Er reichte mir die Hand, ich schlug sie aus und sprang, so behände ich konnte, auf die Beine.
    – Alles klar?
    Ich nickte, und nun gaben wir uns die Hand.
    – Das mit den Neonazis hast du ja gut hingebogen.
    Er kniff verschwörerisch das linke Auge zu, beugte sich zu mir hin, dass mich die ihn umgebende Parfümaura, in der sich Zimt-, Leder- und Zitrusaromen verwirbelt hatten, leicht benommen machte, und klopfte mit dem Fingerknöchelchen an mein Sternum.
    – Auftreten ist die halbe Miete.
    Eine unbändige Wut kam in mir hoch, als ich das hörte. Ich drehte mich auf dem Absatz um und verschwand.
    Ich holte Emma aus dem Gastraum, und wir gingen in den Saal hinüber, wo wir am Ehrentisch platziert waren. Nun würde der Abend, so hoffte ich, endlich seine Wendung zum Guten nehmen. Dieser Wunsch zerstob rasch, denn ein paar Minuten später nahm Stan, eskortiert von der Kassendame persönlich, den freien Platz neben uns ein. Wenn ich etwas hätte vermeiden wollen, dann genau das.
    Er gab mir einen Klaps auf die Schulter und stellte sich Emma vor. Einer so attraktiven Frau gegenüber erwies sich Stan als charmanter Plauderer. Er erkundigte sich nach ihrer Arbeit, die er professionell zu beurteilen wusste, da er ja selbst viel mit Gastronomie zu tun hatte. Um seine Wichtigkeit herauszustellen, ließ er mich übers Stöckchen springen.
    – Na, Gossec, sagte er betont locker, machst du immer noch in Hinterhoftrödel?
    – Ich mache nicht in irgendwas, ich bin ein Trödler!
    – Schon gut. In gewisser Weise bin ich das ja auch noch.
    Er umriss kurz und effektvoll seine Aktivitäten. Auf seinen Haufen hatte der Teufel gern und oft geschissen. Während sich mein Königreich auf dreißig Quadratmeter Ladenfläche beschränkte, umfasste seines ein Vielfaches: Vom Antikparadies über die Prinz-Rupprecht-Halle bis zum Musikbunker hatte er sich eine ganze Kette von Hallen in München zusammengekauft und -gemietet. Der Erfolg kam wie von selbst, denn er verfügte über den richtigen Riecher für die nächste Mode. Noch bevor die ersten Jugendlichen den Wunsch geäußert hatten, sich ins Koma saufen zu wollen, hatte er schon die passenden Disko- und Clubtankstellen dafür, in denen der Schnaps so billig wie zu Zeiten von Mutter Courage war.
    – Woher kennt ihr euch?, fragte Emma.
    Diese Geschichte glaubte ich in Beton gegossen und in der Isar versenkt zu haben. Und jetzt schwamm diese Leiche wieder obenauf. Stan kräuselte die Lippen.
    – Wir haben zusammen angefangen.
    Nun war es raus! Wie gerne hätte ich bella figura gemacht. Aber es gab nun mal nichts daran zu deuteln, dass er der Hallenkönig und ich der Hinterhoftrödler war. Mir tat diese Gegenüberstellung weh, weil ich fürchtete, für Emma nun als Arsch vom Dienst dazustehen. Als Versager, der gegen diesen Supergockel nicht bestehen konnte.
    – Melatone hat ja schon mehrfach versucht, mit uns ins Geschäft zu kommen, sagte Stan zu Emma.
    Sie beugte sich vor.
    – Tatsächlich?
    – Pippo Malandrino hat
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