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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck
Autoren: Samantha Hunter
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die »Belohnung«.
    Abgesehen von einem Halt, um zu tanken und Kaffee zu trinken, bewältigte sie den Rest der Strecke, indem sie den Satellitensender Eighties Classics laut aufdrehte und aus voller Kehle mitsang, um die Enge in ihrer Brust zu beseitigen.
    Es funktionierte.
    Sie war erschöpft und vollgepumpt mit Adrenalin, aber als sie sich zum Bahnhof von Niagara vortastete, stellte sie erleichtert fest, dass sie früh dran war. Es begann gerade erst zu dämmern. Auf dem Parkplatz verriegelte sie die Türen und döste eine Weile vor sich hin, bis das vertraute Geräusch der kraftvollen Maschinen der Lok sie weckte.
    Der beeindruckende silberne Zug rollte ein, und Brenna sah zu und holte tief Luft.
    Was auch immer jetzt passierte, alles würde gut werden.
    Sie hatte noch nie zuvor eine so weite Strecke allein mit dem Auto zurückgelegt, und sie hatte keinen Zweifel, dass sie eigenständig nach Hause kommen würde, wenn es sein musste. Wenn Reid nichts an ihrer Entschuldigung lag, dann sollte es eben so sein, aber sie hatte sich der Angst gestellt, die sie so lange beeinträchtigt hatte.
    Dennoch trübte die Vorstellung, Reid könnte sie zurückweisen, diesen strahlenden Moment, als sie auf den Zug zuging. Es war noch früh am Morgen. Wahrscheinlich schlief er noch. Vielleicht konnte sie in seine Koje schlüpfen und ihn überraschen – doch andererseits war das möglicherweise gar keine so gute Idee.
    Darüber zerbrach sie sich auf dem Weg zum Bahnsteig den Kopf. Sean, der Schaffner, stieg gerade aus dem Zug und machte sich für die Gäste bereit, die bald aufwachen und den Reisezug verlassen würden.
    »Brenna! Wie kommst du denn hierher? Trina hat gesagt, du seiest in Skaneateles ausgestiegen.«
    »Bin ich auch, aber … ich wollte nicht aufgeben. Ich bin über Nacht hierhergefahren.«
    »Du bist den ganzen Weg selbst gefahren?« Sean machte große Augen. »Sehr gut. Ich wette, ich weiß, warum. Ihm ging es beschissen ohne dich, weißt du.«
    Brenna spürte, wie sie bis unter die Haarwurzeln errötete, aber sie konnte nicht widerstehen zu fragen: »Wirklich?«
    »Hat sich abgesondert, kaum was gegessen und sich früh mit ein paar Bier von der Bar zurückgezogen. Ich glaube, er wird froh sein, dich wiederzusehen.«
    »Ich hoffe, du hast recht.« Brenna wandte sich so entschlossen dem Eingang des Zuges zu, als stellte sie sich einem Feind.
    »Fährst du mit uns zurück?«
    »Ich weiß noch nicht. Kommt darauf an.«
    »Tja, wir treten die Rückfahrt heute Nachmittag gegen vier an, Abendessen gibt’s an Bord, und morgen früh sind wir zurück am Lake Champlain. Nur damit du Bescheid weißt«, sagte er. »Du kannst … äh … einsteigen, wenn du willst. Einen Kaffee trinken vielleicht.«
    Ihre Energie und ihr Optimismus schwanden, als sie einen Blick auf ihr Spiegelbild im Zugfenster erhaschte und merkte, dass sie aussah, als wäre sie die ganze Nacht durchgefahren.
    Na super.
    Aber das spielte alles keine Rolle.
    Sie holte tief Luft und tat, wozu sie gestern Nachmittag nicht den Mut gefunden hatte: Sie betrat den Zug.
    Brenna lächelte, als sie Seans leisen Jubel hinter sich vernahm.
    So einfach war das. Es ging ihr gut.
    Der schwierigste Teil würde sein, Reid gegenüberzutreten.
    Als sie bei ihrer
Kabine angekommen war, zögerte sie minutenlang und drehte die Schlüsselkarte in ihren Fingern.
    Sollte sie einfach reingehen oder zuerst anklopfen?
    Oder im Frühstückswagen warten, bis Reid herauskam?
    Ihn anrufen und eine Nachricht hinterlassen?
    Es begann, auf dem Gang des Zuges lebhaft zu werden. Türen wurden geöffnet, und Gäste schwärmten zum Essen aus. Brennas Magen knurrte. Sie hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen.
    Brenna hob die Hand, um zu klopfen, und machte einen Satz, als die Tür geöffnet wurde und sie Reid plötzlich gegenüberstand.
    »Oh«, sagte sie, und auf einmal verließen sie die Worte.
    Er sah furchtbar aus – und wunderbar. Müde, unrasiert und nicht gerade glücklich, sie zu sehen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er und klang erschöpft und schläfrig.
    Brenna spähte an ihm vorbei und sah, dass er eine ganze Bataillon Bierflaschen mit aufs Zimmer genommen hatte, nicht nur »ein paar«, und die meisten davon schienen leer zu sein.
    »Ich – ich bin zurückgekommen, um mich zu entschuldigen.«
    Seine Miene blieb finster, doch sein Blick schien sich während einiger langer Sekunden des Schweigens zu klären. »Moment. Wie bist du denn hergekommen?«
    »Mit dem Auto. Ich
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