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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck
Autoren: Samantha Hunter
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habe es gemietet und bin die Nacht durchgefahren.«
    Das schien ihn noch etwas wacher zu machen. »Wirklich? Warum?«
    »Weil ich gestern eine Idiotin war, und ich weiß es auch. Ich hätte all diese Dinge nicht sagen sollen. Ich habe meine Phobie als Ausrede benutzt, um kein Risiko eingehen zu müssen – wenn ich daran festgehalten hätte, hätte ich mich um den Job gedrückt und darum … es mit dir zu versuchen.«
    Reid schwieg. Er stand nur da und sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Vielleicht war es ja so.
    »Es tut mir so leid, Reid! Du warst so gut zu mir, und ich war grässlich zu dir. Wenn das hier sonst zu nichts gut ist, dann will ich dir das wenigstens gesagt haben und dich wissen lassen, dass ich … unsere gemeinsame Zeit genossen habe. Aber ich kann dir nicht verübeln, dass du sauer auf mich bist, also gehe ich einfach und …«
    Brenna drehte sich um. Ihre Augen brannten. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte, doch sie würde jetzt nicht weinen. Sie hatte es bis hierhin geschafft und gesagt, was sie hatte sagen wollen. Reid war nicht begeistert, sie zu sehen, so viel war klar. Jetzt musste sie darüber hinwegkommen.
    »Brenna!« Reids Stimme klang schroff, als er sie mit einer Hand am Arm zurückhielt. »Komm zurück! Komm rein!«
    In der Kabine setzte Reid sich aufs Bett – das er die ganze Nacht gemieden hatte, weil es ohne Brenna viel zu breit und leer war. Als sie an seiner Tür erschienen war, hatte er geglaubt, eine Art Halluzination zu haben, herbeigeführt durch Alkohol und Schlafmangel. Aber als Brenna nun eintrat, wurde ihm klar, dass sie wirklich da war, auch wenn sie zaghaft und unsicher wirkte.
    Die Erleichterung, die ihn durchflutete, war geradezu demütigend.
    »Ich habe dich vermisst. Ist das nicht verrückt? Ich kenne dich erst ein paar Tage und hab dich wahnsinnig vermisst.« Er konnte die nackte Emotion in seiner Stimme nicht verbergen.
    Sie durchquerte den Raum, setzte sich neben ihn und nickte. »Ja, komisch. Aber ich hab dich auch vermisst.«
    »Und du bist ganz allein hergefahren? Und ohne Probleme wieder in den Zug gestiegen?«
    »Es stand auf Messers Schneide, doch ich habe mich dazu entschlossen. Weil ich es wollte. Zu dir zurückzukommen war wichtiger, als sich meinen Ängsten zu ergeben.«
    »Oh, Liebling, das ist wunderbar!«, sagte er, schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Er war so verdammt glücklich, dass sie da war und diese enorme Leistung vollbracht hatte, er fand gar keine Worte.
    Dann überkamen ihn Schuldgefühle. Dass er sie im Stich gelassen hatte und sie die ganze Nacht gefahren war, allein, seinetwegen.
    »Es tut mir so leid, Reid! Ich hatte Angst, aber ich wusste nicht einmal genau, wovor, bis Mel mir liebevoll den Kopf zurechtgerückt hat«, murmelte sie an seiner Schulter.
    Er wich zurück, und seine Stirn legte sich wieder in Falten. »Mel? Mel mit den Blumen?« Er war sich nicht sicher, ob ihm die Richtung gefiel, in die das Gespräch nun führte.
    »Ja. Sie ist meine beste Freundin – sie war früher meine Therapeutin –, und sie hat mich wissen lassen, dass ich voll auf dem Egotrip bin.«
    »Klingt nach einer klasse Freundin«, sagte er mit einem Lächeln. Erleichtert strich er ihr das Haar aus dem Gesicht.
    »Das ist sie. Ich denke, zu einem gewissen Grad werde ich mich immer mit diesen Ängsten auseinandersetzen müssen, doch ich habe mich an sie geklammert, weil sie so vertraut und sicher waren. Als mir das klar wurde … und auch, wie sehr ich hier bei dir sein wollte, war es leicht, sie loszulassen. Aber ich hatte solche Angst, dass ich es längst total vermasselt habe …« Ihre Stimme versagte.
    »Ach, Schatz, nicht weinen! Ich hab mich selbst in den Hintern gebissen, weil ich einfach wieder in den Zug gestiegen bin und dich im Stich gelassen habe. Ich hab mich wie ein verdammter Mistkerl gefühlt, weil ich nicht geblieben bin und mich darum gekümmert habe, dass es dir gut geht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht deine Aufgabe. Ich meine, ich weiß deine Hilfe zu schätzen – sie hat einen himmelweiten Unterschied gemacht –, aber die Tatsache, dass du gefahren bist, hat mir geholfen zu erkennen, was ich tun muss. Es war gut, dass du weggegangen bist. Ich hatte es verdient. Du warst keine Krücke. Du warst … ein Wunder. Du hast mich erkennen lassen, zu was ich fähig bin
.
«
    Reid war so bewegt von ihren Worten, dass er selbst keine mehr hatte. Er zog sie wieder dicht an sich, fuhr mit den Händen
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