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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck
Autoren: Samantha Hunter
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in der Nähe anzusehen. Für Brenna waren diese Abstecher auch eine Hintertür für den Notfall.
    Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass
er
immer noch da war, direkt hinter ihr, und mit ihr Schritt hielt. Das war an und für sich nicht erstaunlich, nur dass sie Abteil um Abteil passierten, ein Passagier nach dem anderen seines fand und schließlich nur noch sie beide auf dem Weg zum Ende des Waggons waren. Brenna hatte extra um das letzte Zimmer gebeten – eine Suite – weil es mehr Fenster hatte. Vier Fenster auf achteinhalb Quadratmetern, ein Doppelbett und ein ausziehbares Einzelbett.
    Das Abteil wurde als ausreichend für drei Personen beworben, mit eigenem kleinem Bad, aber für sie war es gerade groß genug, um sich bei geschlossener Tür noch wohlzufühlen. Obwohl es sie einiges gekostet hatte, wusste sie, dass es sich lohnen würde. Brenna hatte versucht, sich mit den kleineren Abteilen zu arrangieren, doch es war ihr nicht gelungen.
    Vielleicht hat er einfach seine Zimmernummer übersehen, dachte sie geistesabwesend, sich seiner Gegenwart aber immer noch bewusst.
    Als sie jedoch das Ende des Waggons erreichten, beschleunigte sich ihr Pulsschlag. Irgendwas war hier faul. Plötzlich fühlte sie sich sehr allein in dem langen Gang. Sie sagte sich, dass sie gewiss jemand hören würde, wenn sie schrie.
    Ohne Vorwarnung drehte Brenna sich um und legte dem Mann eine Hand auf die Brust, was ihn abrupt zum Anhalten brachte. Sein Ausdruck war eher überrascht als bedrohlich.
    »Warum folgen Sie mir?«, fragte sie und blickte ihm in die Augen. Die waren tief dunkelbraun wie der vorzüglichste Schokokaffee. Sein Haar war lockig – nicht vernachlässigt, aber auch nicht gestylt. Ein bisschen wild vielleicht. Einen Tick dunkler als seine Augen.
    »Ich folge Ihnen nicht. Jedenfalls nicht so, wie Sie meinen. Ich gehe zu meinem Abteil.« Sein Blick fiel auf ihre Hand.
    Sie nahm sie weg, und Brennas Lippen verzogen sich zweifelnd. »Das einzige Abteil, das in diesem Waggon noch übrig ist, ist meins. Ihres muss hinter Ihnen liegen.«
    »Nein, meins ist genau da vorne.« Er zeigte auf das Ende des Waggons.
    Sie hörte einen leichten Brooklyn-Akzent heraus oder vielleicht auch einen New Jersey- oder Philadelphia-Akzent. Die hatte sie noch nie auseinanderhalten können.
    »Das ist nicht möglich. Ich habe ausdrücklich dieses Abteil reserviert«, sagte sie schnippisch, drehte sich um und ging weiter.
    Als sie die Schlüsselkarte in den Schlitz an der Tür steckte, leuchtete es grün auf. Lächelnd trat sie ein und warf dem Mann einen triumphierenden Blick zu.
    »Sehen Sie? Ihres ist irgendwo da hinten. Schönen Tag noch!« Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    Brenna sah sich den Raum an.
    Genau wie sie ihn in Erinnerung hatte. Bis auf den Blumenstrauß auf dem Tisch am Fenster. Neugierig ging sie hin und las die Karte. Sie und die Blumen waren von ihrer Freundin Mel, die ihr Glück wünschte.
    Die kleinen Fenster mit den Jalousien ließen noch genug Licht herein. Auch das Badezimmer war beengt und nur mit dem Allernötigsten ausgestattet, aber wenn sie die Tür offen ließ, würde es schon gehen.
    Brenna fühlte sich gut. Ein wohliger Schauer überlief sie. Diesmal konnte sie es schaffen.
    Die Tür hinter ihr klickte, summte und knackte.
Es waren
die gleichen Geräusche wie eben, als sie sie mit ihrer Schlüsselkarte geöffnet hatte. Vor Schreck umklammerten ihre Finger fest die Griffe ihrer Taschen, als sie sich umdrehte.
Er
stand vor ihr in der Tür.
    Lächelnd winkte er mit seiner Schlüsselkarte.
    »Na so was!«, sagte er und blinzelte ihr mit diebischer Freude zu, trat ein und schloss mit einem Klicken, das sich schrecklich endgültig anhörte und das in Brennas Schädel widerhallte, die Tür hinter sich.
    Ein Taubheitsgefühl setzte ein. Das konnte nicht wahr sein! Brennas Kopf war plötzlich leer, als sie sich der einen Sache gegenübersah, auf die sie sich niemals hätte vorbereiten können.
    Reid Cooper sah zu, wie die Frau, die in der Mitte der Suite stand, ihm den Rücken zukehrte, aus dem Fenster blickte und etwas in sich hineinmurmelte. Sie atmete viel zu schnell, ihr ganzer, hübscher Körper war angespannt wie ein Drahtseil.
    Er runzelte die Stirn und bereute sein rechthaberisches Verhalten. Hier lag eindeutig ein Versehen vor, aber er hatte sie nicht ängstigen wollen.
    »Nur weil ich Angst habe, bedeutet das nicht, dass Gefahr droht«, flüsterte sie immer wieder.
    »Hören Sie! Tut mir leid,
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