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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck
Autoren: Samantha Hunter
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lachte laut auf. Brenna hatte Sinn für Humor – nur dass sie es wahrscheinlich todernst meinte. Reid dachte darüber nach, das Furz-Schild aufzuhängen, nur um zu sehen, wie sie wieder errötete, wenn sie zurückkam.
    Und was die Unterwäsche betraf, fragte Reid sich, was sie wohl untendrunter trug. Etwas Erotisches oder weiße Baumwolle? Er hätte ihr beides mit Genuss diese gerundeten Hüften heruntergeschoben. Angesichts ihrer deutlichen Abneigung gegen ihn und ihrer anderen Probleme war es jedoch wenig wahrscheinlich, dass das passierte, aber schön, darüber nachzudenken.
    Seinen Matchbeutel hatte er, ohne ihn auszupacken, auf sein schmales Bett geworfen. Reid hatte nicht viel dabei. Es war nur eine Viertagesreise, und wenn er irgendwas brauchte, würde er es beim nächsten Halt kaufen.
Lebe den Moment!
Das war sein derzeitiges Motto.
    Was er allerdings dabei
hatte
, waren Kondome. Lebe den Moment, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Das Zimmer zu teilen war vielleicht nicht gerade förderlich, um auf der Reise seinen Spaß zu haben, es sei denn, er verbrachte die Nacht bei jemand anderem im Abteil, was vielleicht für alle Beteiligten das Beste wäre.
    Als er sich seinen Tablet- PC schnappte, den er ebenfalls eingepackt hatte, stellte Reid erleichtert fest, dass das kostenlose W- LAN gut funktionierte. Nachdem er seine E-Mails, seinen Twitter-Account und ein paar andere routinemäßige Dinge gecheckt hatte, ertappte er sich dabei, wie er Brennas Namen in die Suchmaschine eintippte.
    Er erschien im Impressum verschiedener Zeitschriften … interessanterweise nicht auf Twitter oder Facebook. Ein paar Kommentare in Blogs und zu Artikeln für Menschen mit Phobien und über deren Therapie. Im Vergleich zu vielen anderen hatte Brenna keine starke Onlinepräsenz, und Reid war ein bisschen enttäuscht. Und neugierig. Nur wenige widerstanden heutzutage der Verlockung sozialer Netzwerke.
    Auf der dritten Seite fiel sein Blick dann auf einen alten Zeitungsartikel – über einen Autounfall.
    Der übel zugerichtete Metallklumpen auf dem Foto war kaum als Fahrzeug zu erkennen, und die Bildunterschrift sagte alles:
    Rettungshelfer brauchen drei Stunden, um Teenager aus Unfallwagen zu befreien.
    Reid fluchte. Ohne den Artikel lesen zu müssen, wusste er, wer der Teenager war. In diesem Wrack hatte Brenna drei Stunden festgesessen?
    Plötzlich schien es ihm keine so große Sache mehr, angeschossen worden zu sein. Wie hatte Brenna diesen Albtraum überlebt? Die anderen beiden, Fahrer und Beifahrer, hatten offenbar nicht so viel Glück gehabt.
    Er fluchte noch mal und schaltete den Bildschirm aus, als Brenna hereinkam. Bei seinem Anblick hielt sie inne und versteifte sich. Für einen Moment dachte er, sie wüsste, was er sich gerade angesehen hatte, doch das war unmöglich. Dann lockerten sich ihre Schultern, sie schloss die Tür und stand da, als wäre sie unschlüssig, was sie als Nächstes tun sollte.
    Keine sichtbaren Narben, keine Deformierungen, nicht mal ein leichtes Hinken von dem Unfall. Offenbar beschränkten die Narben sich auf ihre Seele.
    »Was?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen.
    »Hä?«
    »Sie starren mir Löcher in den Bauch.« Sie schlang die Arme um ihren Körper.
    »Tut mir leid, ich habe nicht Sie angestarrt, sondern eher nur … gestarrt.« Lügner. Aber er würde Brenna nicht erzählen, dass er geschnüffelt hatte. Er wollte sich dafür entschuldigen, dass er sich so überheblich über ihre Phobie geäußert hatte. Keiner, der durch diese Hölle gegangen war, würde ohne irgendeinen Schaden davonkommen, und sie kämpfte dagegen an. Versuchte, es zu überwinden.
    Bewunderung und Verlangen überschlugen sich, aber sie war keine Frau, mit der man spielen sollte. Sie hatte ernsthafte Probleme.
    Brenna schien sich unwohl zu fühlen, denn sie wandte den Blick ab. Nervös ging sie zu ihrem Bett, setzte sich hin, griff nach einer großen Tasche und kramte darin herum, als suchte sie eine Beschäftigung.
    »Ach, ähm, ich muss mir mal die Beine vertreten«, sagte Reid, der sich auch nicht wohlfühlte. »Ich gehe ein bisschen spazieren, mir was zu essen besorgen. Ich habe gehört, heute Abend läuft ein Film. Wollen Sie mitkommen und ihn sich ansehen?«
    Sie schüttelte den Kopf, ohne auch nur aufzublicken.
    Super. Nach seinem Auftritt vorhin konnte er es ihr nicht verübeln. Das Beste, was er tun konnte, war wahrscheinlich, sich so rar wie möglich zu machen und sie eine Weile in Frieden zu
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