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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck
Autoren: Samantha Hunter
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lassen.
    »Nett, dass Sie fragen! Doch ich bin müde und werde wohl früh schlafen gehen.«
    »Na gut. Dann gute Nacht.«
    Draußen vor der Tür schloss Reid die Augen und blieb kurz stehen, bevor er wegging. Vielleicht traf er beim Abendessen oder beim Film jemand anderen, aber aus irgendeinem Grund ertappte er sich dabei, dass er zurück ins Abteil gehen und sich mit Brenna unterhalten wollte. Wiedergutmachen, was er verbockt hatte, und ihr zeigen, dass er doch ganz okay war.
    Zweifellos würden die Kondome die ganze Reise über eingepackt bleiben. Er hatte es nicht besser verdient.
    Brenna verbrachte den Rest des Abends im Abteil und sagte sich, dass sie sich an den Raum schon noch gewöhnen würde.
    Ja, klar.
    Sie war so eine Idiotin! War erstarrt wie ein verängstigtes Reh, als sie ins Zimmer gekommen war, und hatte Reid damit eindeutig vergrault. Sie hatte gewusst, dass das passieren würde, denn sie hatte das schon einmal durchgemacht. Sie konnte nicht viel gegen ihre Reaktionen auf die Dinge ausrichten, doch manchmal war es auch für andere schwer, damit umzugehen. Über die Jahre hatte sie durch ihr unberechenbares Verhalten immer wieder Freunde und Partner verloren. Selbst ihre Familie schien erleichtert gewesen zu sein, als sie aufs College gegangen war.
    Die Wahrheit war, dass es diesmal nichts mit ihrer Phobie zu tun gehabt hatte. Die Intensität und die Art seines Blickes hatten sie erstarren lassen. Kein Mann hatte sie je so angesehen. Als wäre sie eine reife, saftige Frucht, die er schälen und in einem Stück verschlingen wollte.
    Sie war wie gelähmt gewesen. Brenna fühlte sich wie die Idiotin, für die er sie jetzt garantiert auch hielt. Warum konnte sie zur Abwechslung nicht einfach mal
normal
sein?
    Jede normale Frau hätte an der Tür angefangen, ihre Kleider abzulegen, und nicht aufgehört, bis sie ihn ebenfalls ausgezogen hatte.
    Wie wär’s mit einem kleinen Abenteuer, Reid?
, hätte sie mit so einem schwül-hauchigen Tonfall gesagt.
Was hältst du davon, wenn wir die Reise mit ein bisschen Sex beginnen?
    Genau.
    Stattdessen war Brenna zu ihrem Bett gestürzt, hatte ihre Tasche durchwühlt, ohne etwas Bestimmtes zu suchen, damit er in ihrem Gesicht nicht wie in einem Buch lesen konnte. Und um noch eins draufzusetzen, hatte sie dämlicherweise seine Einladung, ihn zu begleiten, abgelehnt.
    Es war nicht ihre Klaustrophobie, die sie davon abhielt, eine heiße Nacht mit einem Mann zu verbringen. Es hatte vielmehr etwas mit purer Dummheit zu tun.
    Was Reid wohl jetzt machte?
    Warum sollte sie das interessieren? Sie kannte ihn nicht einmal einen Tag.
    Es war spät, und er war immer noch nicht zurück. Im Kopf war sie durchgegangen, was sie bei seiner Rückkehr sagen würde.
    Aber er kam nicht zurück. Vielleicht hatte er eine andere gefunden, mit der er sich den Film ansah. Mit der er die Nacht verbrachte.
    Tja, schön für ihn!
    Nachdem sie sich in dem winzigen Bad ihr Nachthemd angezogen hatte, ging sie zu Bett und gelobte beim Einschlafen hoch und heilig, dass morgen alles besser werden und sie sich vor Reid nicht wieder lächerlich machen würde. Vor ihr lagen noch drei Tage. Genug Zeit, um es wiedergutzumachen.
    Brenna hätte nicht sagen können, wovon sie aufwachte, aber was ihr als Erstes entgegenschlug, war völlige Dunkelheit.
    Nicht nur Dunkelheit, sondern alles umfassende Schwärze. Nichts fühlte sich richtig oder vertraut an, und sie brauchte ein paar Sekunden, um sich bewusst zu werden, wo sie sich befand und was geschehen war.
    Als sie sich aufsetzte und ihre Augen sich allmählich an die Lichtverhältnisse gewöhnten, sah sie die klitzekleinen orangefarbenen Lichtchen, die unten an der Wand entlang verliefen, den Streifen Mondlicht, der durchs Fenster fiel. Ihr Atem wurde gleichmäßiger, und ihr klammernder Griff um die Bettdecke lockerte sich, als sie sich auf die Lichtpunkte konzentrierte.
    Reid musste zurückgekommen sein und das Licht ausgeschaltet haben.
    Brenna schlief immer mindestens mit einem Nachtlicht, denn Dunkelheit war genauso schlimm für sie wie jeder enge Raum, aber das konnte sie Reid wohl kaum erzählen.
    Beziehungsweise … Sie hatte es ja vorgehabt, doch den Zettel, auf dem stand, dass nachts mindestens ein Licht anbleiben sollte, hatte er weggeworfen.
    Als ihr Anflug von Panik abgeklungen war, legte sie sich wieder hin und atmete gleichmäßig. Und plötzlich wurde ihr auch Reids Atem bewusst. Noch ein ungewohntes Geräusch. Wie lange war es her, dass sie
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