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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt
Autoren: Theres Buechner
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dreißig von ihnen. Auf dieser Lichtung
befinden sich genauso viele Hunde, wie Menschen.
     
    Ganz langsam erhebt sich einer der Hunde und kommt
näher. Im Licht der Feuer kann Mimi seine wunderschönen Augen erkennen. Sie haben
die Farbe von Honig. Alt und weise schauen sie ihr bis in die Tiefen ihrer
Seele. In diesem Moment ist sie sich sicher, würde der „Wolf“ sprechen können,
er würde jede ihrer Fragen beantworten. Seine Augen haben Mimi komplett in
ihren Bann gezogen. Ganz leise, als wollte sie es ihm zuflüstern, sagt sie: „Darragh.“
    „Das ist sein Name“, bestätigt ihr Michi, ohne sie dabei
anzuschauen.
     
    Jetzt ist Mimi neugierig und holt tief Luft, um ein
paar Fragen beantwortet zu bekommen. Doch bevor sie die erste Frage stellen
kann, ist ein Mann an einem der Feuer aufgestanden. Darragh geht zurück zu
seinem Rudel und als er seine Honigaugen schließt, beginnt der Mann zu sprechen:
„Mimi, wir warten schon so lange auf dich. Wir haben all unsere Kraft und
Energie darauf verwandt dich in dieser Nacht zu uns zu wünschen. Wir können dich
nicht an diesem Ort halten, da uns ansonsten keine Kraft bleibt, um diese Welt
zu schützen. Du musst den hierher Weg allein finden. Die Zeit drängt. Eine
große Schlacht liegt vor uns. Nur wenn die Gemeinschaft vollzählig ist, können
wir vielleicht siegreich sein.“
     
    Es ist nur noch ein Flüstern, das Mimi vernimmt: „Wenn
du glaubst wirst du den Weg finden. Komm zu uns, wir brauchen dich. Wenn wir
den bevorstehenden Kampf verlieren wird diese Welt in Dunkelheit versinken.“
     
    Dann hört Mimi einen immer lauter werdenden Piepton.
Nach ein paar Sekunden der Orientierungslosigkeit schlägt sie genervt auf ihren
Wecker.
    Durch die schnelle Bewegung fallen ihr die Haare ins
Gesicht und sie bildet sich ein, dass diese nach dem Rauch eines offenen Feuers
riechen.

D er Wahnsinn reicht ihr
die Hand
    Mimi ist völlig orientierungslos. Mit geschlossenen
Augen versucht sie zu verstehen wo sie sich befindet.
    Ihr ist, als hätte jemand ihren Kopf in beide Hände
genommen und ihn kräftig geschüttelt. Alles ist durcheinander und nichts passt
mehr zusammen. Mimi fühlt sich zerrissen. Ein Teil ihres Gehirns versucht
krampfhaft Ordnung zu schaffen, der andere Teil hängt noch irgendwo im Traum
fest. Langsam öffnet sie ihre Augen und setzt sich auf. Allmählich erkennt sie
ihr Schlafzimmer und begreift, dass alles nur ein Traum gewesen ist. Wie
schade!
     
    Bevor Mimi sich endgültig aus dem Bett wälzt, fällt sie
noch einmal zurück in die Kissen, schließt die Augen und kann alles wieder
genau sehen. Nichts von dem wunderbaren Traum ist verloren gegangen, nicht ein
winziges Detail. Das ist ungewöhnlich. Wenn sie sich überhaupt an einen Traum
erinnern kann sind es nur Bruchstücke, zusammenhanglose Bilder, die spätestens
beim Frühstück wieder vergessen sind. Dieser Traum aber hat sich tief in ihr
Gedächtnis gebrannt.
     
    In der Küche angekommen macht Mimi erst die
Kaffeemaschine Start klar, dann das Radio an.
    ……….wird heute der erste richtige Frühlingstag des
Jahres. An der Westküste erwarten wir bis zu 16°, im Binnenland bis zu 20°.
Niederschlagswahrscheinlichkeit unter zehn Prozent.
    Wir möchten von Ihnen wissen, was Sie an diesem
Samstag, bei dem tollen Frühlingswetter, machen. Fangen Sie mit der
Gartenarbeit an oder gehen Sie mit Freunden in die Stadt, setzen sich in ein
Kaffee und probieren, ob Ihnen die Sonnenbrille noch passt?
    Rufen Sie uns an oder schicken Sie eine Mail an
NDR2…...
     
    Was, was, WAS? Hat er gerade Samstag gesagt? Jetzt ist
Mimi wieder auf Kurs. Natürlich, heute ist Samstag und die nächste Woche hat
sie Urlaub. Wie konnte sie vergessen den blöden Wecker auszuschalten.
     
    Während im Radio Krieger des Lichts gespielt
wird, muss sie lächeln. Sie denkt an Petra und an die Inschrift auf ihrem
Köcher. Als Mimi wieder der Traum in den Kopf kommt, fängt sie an sich zu
ärgern. Hätte sie den Wecker ausgestellt könnte sie jetzt noch schlafen und
träumen. Vielleicht hätte dieser flüsternde Mann noch etwas zu sagen gehabt.
Nicht, dass sie verstanden hätte, was er ihr anscheinend mitteilen wollte, aber
sie fand ihn spannend.
     
    Mimi fällt auf, dass sie nicht schlecht gelaunt ist. Sie
ist total fit und ausgeschlafen. Das ist ein guter Grund nicht wieder ins Bett
zu gehen, sondern einen entspannten ersten Frühlingstag, mit langem Frühstück,
zu machen.
    Sie bringt einen kleinen Beistelltisch zu
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