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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt
Autoren: Theres Buechner
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Tische
rollen.
     
    Mimi kommt zu Petra: „Es ist fantastisch.
Besser geht es nicht. Was für eine logistische Meisterleistung, das alles
hierher zu schaffen und so perfekt aussehen zu lassen.“
    „Alles Bens Verdienst. Ich musste mich um
nichts kümmern. Aber du kennst ja die Mediziner. Wenn es ums Feiern geht, sind
die ganz groß.“
    Mimi nickt und das Angrillen am
Falkensteiner Strand fällt ihr wieder ein.
     
    Es wird gegessen. Reden werden gehalten
und es wird viel gelacht. Es ist der perfekte Tag. Als das Brautpaar den Tanz
eröffnet, wird Mimi sentimental. So lange hat Petra auf ihr Glück gewartet und
jetzt tanzt sie mit ihrem Prinzen der Ewigkeit entgegen. Ein langer Weg, der
gegangen werden musste, um hier anzukommen. Die Tanzfläche wird voller. Damit
niemand auf die Idee kommt sie aufzufordern geht Mimi zum Buffet und lädt ihren
Teller noch einmal mit kleinen italienischen Leckereien voll.
     
    Während Mimi an ihrem Tisch sitzt und isst,
tanzen Petras Eltern an ihr vorbei. Herr Buschke ruft ihr zu: „Nicht so viel
Essen, Mimi. „Du hast mir einen Tanz versprochen. So gut wie heute werde ich
nie wieder aussehen.“
    „Ja und Sie haben gesagt, dass Sie nicht
mit mir tanzen wollen, weil ich es nicht kann.“
    „So schlimm wird es schon nicht sein. Du
kannst dich auf meine Füße stellen.“
     
    Mimi lächelt Herrn Buschke, der seine Frau
schwindelig tanzt, hinterher. Tatsächlich schafft sie es, sich den ganzen
Nachmittag vor irgendwelchen tanzwütigen Männern zu verstecken. Entweder hat
sie ein großes Stück Kuchen in der Hand, ist in eine angeregte Unterhaltung
vertieft oder lässt sich von Petra retten. Während der Polonäse bietet das Dixi
Klo nicht den schönsten, aber den sichersten Platz.
     
    Es ist später Nachmittag, als Herr
Schultz, mit tz, die Tanzfläche betritt und nach mehrmaligem Klopfen auf das
Mikrofon, Gehör bei der Hochzeitsgesellschaft findet:
    „Also liebe Gäste. In einer Stunde werden
die Kutschen für die Rückfahrt bereitstehen….“
    Das scheint Petras Stichwort zu sein. Sie
kommt zu Mimi und sagt mit ernstem Gesicht: „Bevor ihr abfahrt, muss ich dich
noch sprechen.“
    „Was Schlimmes? Du guckst so!“
    „Nee“, und schon lächelt ihre Freundin
wieder.
     
    Die beiden Frauen gehen ein Stück am
Strand entlang und lassen sich bei einer kleinen Düne in den weichen, warmen
Sand zu fallen.
    „Und?!“, will Mimi wissen.
    „Ich habe ein Geschenk für dich“. Petra
hält Mimi eine kleine, flache Schachtel entgegen, die sie unter ihrer Weste
versteckt hatte.
    „Für mich? Aber es ist deine Hochzeit.“
     
    Mimi öffnet die kleine Schachtel. Auf
purpurnen Samt ist dort ein Armband gebettet. Das Band ist aus dickem,
schwarzem Leder. Seine Enden sind in Rotgold gefasst. An einem Ende ist ein
schwerer Ring angebracht. Auf der anderen Seite ein Karabiner, der zum
Schließen an dem Ring befestigt wird. Mit einem feinen Rotgoldfaden sind
runenartige Schriftzeichen in das Leder gestickt.
     
    Während Mimi mit dem Zeigefinger über die
Runen fährt, beobachtet Petra sie genau.
    „Es ist wunderschön“, sagt Mimi. „Was es
wohl heißen mag?“
    „Dort steht, Kämpfe und Sterbe aus
Überzeugung . So wurde es mir zumindest überliefert. Es gibt auch eine
Geschichte dazu. Da du ein großer Fantasy Fan bist, wird sie dir bestimmt
gefallen.“
    „Ja los. Erzähl’.“
    „Man sagt, dass das Armband aus einer Welt
stammt, die nur in der Dunkelheit betreten werden kann und in der Bäume singen.
Es ist eine Welt, in der es möglich ist, zu finden, wonach man sich sehnt. Es
sind Zwerge, die über diese Welt wachen. Diese Zwerge haben das Armband für
jemanden gefertigt, der bewies, dass Liebe und Freundschaft über jeden Zweifel
erhaben sind.“
    „Das ist wahrlich eine schöne Geschichte“,
sagt Mimi und hält Petra den Arm hin, damit sie ihr hilft, das Armband zu
schließen. Perfekt legt es sich um ihr Handgelenk.
    „Es ist wie für dich gemacht“, sagt Petra.
„Ich habe es übrigens erst heute Morgen bekommen. Sozusagen Sonderlieferung.“
    „Es ist wunderschön und ich werde es nie
wieder abnehmen.“ Mimi drückt ihrer Freundin einen dicken, nassen Kuss auf die
Wange, den Petra lachend aus ihrem Gesicht wischt.
    „Da ist etwas, was du für mich tun musst“,
sagt Mimi.
    „Na.“
    „Wenn ich dich mit Ben sehe und euer
gemeinsames Glück, wird mir bewusst, dass allein sein nicht gut ist. Ich kenne
niemanden, der so sehr an die Liebe glaubt wie du und darum
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