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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt
Autoren: Theres Buechner
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hektisch den Schalter ihrer Nachtischlampe. Bei dem plötzlichen,
hellen Licht kann sie im ersten Moment nichts erkennen. Dann endlich kann ist
die Uhrzeit zu lesen – der Wecker wird erst in einer halben Stunde klingeln.
Mimi ist noch in ihrem Zeitplan.
     
    Schritt für Schritt schafft Mimi es bis in
die Küche, um Frühstück zu machen. Sie entspannt sich, als sie merkt, dass die
Schmerzen nachlassen.
    Im Stehen trinkt sie ihren Kaffe und isst
ein Toast. Schnell stürzt sie noch ein Glas Traubensaft hinunter.
    Mimi wühlt in der Küchenschublade und
findet ihre Zigaretten. Die Schachtel ist fast leer. Meine Güte, nach der
Hochzeit muss ich das Rauchen einstellen. Ab morgen ist Schluss damit.
    Sie steht in der Terrassentür und raucht.
Irgendetwas hat sich seit gestern verändert. Nicht in ihrem Garten, sondern in
ihrem Innern. Sie hat das Gefühl etwas Großartiges und Einmaliges verloren zu
haben. Aber da ist auch noch etwas anderes. Ein gutes Gefühl, dass Mimi mit
Kraft und Wärme erfüllt. Bestimmt hat es etwas mit Petras Hochzeit zu tun, überlegt
sie.
     
    Als sie aus der Dusche kommt, stellt sie
sich vor den großen Spiegel im Flur. Sie begutachtet ihre schmerzende Seite,
kann jedoch weder einen blauen Fleck, noch eine Schwellung erkennen. Mimi zieht
Jeans, T-Shirt und eine Strickjacke über. Während sie den kleinen Rucksack und
ihr Kleid für die Hochzeit über dem Arm hält, schlüpft sie in ihre Sneakers. Dann
zieht sie auch schon die Haustür hinter sich zu. Langsam fängt es an hell zu
werden. Die Luft duftet nach Frühling und der Nebel der Nacht weht über den
Boden. Die Krokusse sehen aus, als würden sie weiße Schleier tragen. Dieser Tag
scheint Petras Hochzeit gewidmet zu sein. Mimi freut sich darauf ihre Freundin
im Brautkleid zu sehen. Nicht einmal ihr hat Petra das Kleid gezeigt. Daher ist
Mimi ganz gespannt, was Petra tragen wird.
     
    Mit einem Lappen wischt Mimi schnell die
beschlagenen Scheiben ihres Autos sauber und beginnt dann ihre kleine Reise. Sie
hat noch nicht richtig Fahrt aufgenommen, als Andy ihr (wieder) vor das Auto
springt. Diesmal schafft sie es, die Kupplung zu treten.
    Mein Gott, wenn Andy sich das zur
Gewohnheit macht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich ihn irgendwann
überfahre, denkt Mimi.
     
    Kaum ist sie aus dem Auto gestiegen, fällt
ihr Michi um den Hals. „Oh, es ist schön dich zu sehen“, sagt Michi und drückt Mimi
fester an sich. Mimi stöhnt vor Schmerz und sofort lockert Michi ihre Umarmung.
Plötzlich ist auch Andy neben ihr und stützt sie am Arm. „Alles in Ordnung mit
dir?“, will er wissen.
    Die Beiden sind ehrlich besorgt. „Ja. Ihr werdet es nicht
glauben, ich bin heute Nacht aus dem Bett gefallen. Dabei muss ich mir die
Rippen geprellt haben. Ist nicht schlimm. Tut nur ziemlich weh. Aber was macht
ihr in aller Herrgott Frühe hier draußen?!“
    Die Beiden sagen nichts, starren Mimi nur
an, bis Andy seine Frau anstößt. „Äh, wir wollten dir für Petra ein Geschenk
mitgeben. Wir haben es die letzte Woche nicht geschafft es dir rüber zu
bringen.“ Michi hält ihr einen silbernen Geschenkkarton entgegen.
    Andy und Michi scheinen nicht davon
überzeugt, dass Mimis Schmerzen von einer Rippenprellung kommen. „Meinst du es
ist gut, wenn du zur Hochzeit fährst?“, fragt Andy. „Die lange Strecke und die
Feier. Wäre es nicht besser du würdest zu Hause bleiben? Michi und ich könnten
nach dir sehen und……“
    Mimi reißt verständnislos die Augen auf: „Spinnt
ihr, auf diesen Tag habe ich siebzehn Jahre gewartet. Das wird einer der
schönsten Tage in meinem Leben.“
    Sie hat das Geschenk gegriffen und ist bereits
auf dem Weg zu ihrem Wagen, als Michi sie nochmals anspricht: „Mimi! Andy und
ich freuen uns, dass es dir gut geht. Gib Petra einen dicken Kuss von uns.“
    „Danke, sie wird sich bestimmt über euer
Geschenk freuen.“
    „Na“, erwidert Andy, „wenn sie dich sieht,
wird ihr das Freude genug sein.“
    Michi und Andy winken. Im Rückspiegel
sieht Mimi, wie die Zwei immer kleiner werden. Irgendwann sind sie nur noch
winzige Punkte, auf der hinter Mimi liegenden Strasse.
     
    Während sie auf der A7 in Richtung Norden
fährt, steigt die aufgehende Sonne immer weiter in den Himmel. Der Dunst des
Morgens verschwindet und macht einem strahlend blauen Himmel Platz. Nicht ein
einziges kleines Wölkchen ist zu sehen. Der perfekte Hochzeitstag.
    Als sie die Autobahn verlässt, um das
letzte Stück Strecke auf der
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