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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt
Autoren: Theres Buechner
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sterben.
    Während sie über Petras Spruchband nachdenkt, glaubt
sie zu sehen, dass ein Lächeln über das Gesicht ihrer Freundin huscht.
     
    Alle hier ähneln sich in ihrer Kleidung. Jeder trägt
das grob gewebte Leinen, dass auf der Haut weich und warm ist. Bei allen
stecken die Hosen in den Stiefeln. Nur bei den Ledersachen, die über den Hemden
getragen werden gibt es kleinere Unterschiede. Es gibt Westen unterschiedlicher
Länge und Jacken mit kurzem oder langem Arm. Bei den meisten dienen Gürtel
dazu, Weste oder Jacke zu schließen. Aber einige haben Knöpfe, die aussehen,
als wären sie aus den Gebeinen von Tieren geschnitzt.
     
    Mimi sitzt zwischen Andy und seiner Frau Michi. Andy
hat schulterlanges Haar und ein Gesicht, dem man ansieht, dass er bisher wild und
leidenschaftlich gelebt hat. Er ist einer der Männer die eine Streitaxt führen.
Er hat seine Lederweste und sein Hemd ausgezogen. Wie andere der Männer sitzt
er mit freiem Oberkörper an dem wärmenden Feuer.
     
    Auf seinem linken Arm ist ein Drache tätowiert. Der
Drache speit Feuer und sein Kopf bedeckt fast Andys gesamten Unterarm. Die
Flammen züngeln über seinen Handrücken, bis zu den Fingern. Der Körper des
Drachens verläuft über den restlichen Unter- und den gesamten Oberarm, bis auf das
Schulterblatt. Die Drachenpfoten, mit den scharfen Krallen, liegen um Andys
Arm. Auf der Unterarmseite sieht es aus, als würden sich zwei Armreife
schließen. Die gesamte linke Seite von Andys Rücken ist mit dem Drachenschwanz
bedeckt.
    Im Schein des Feuers, das bei jedem winzigen Windhauch
zu tanzen beginnt, fangen die Rot- und Orangetöne des Drachens in einem
unwirklichen Licht an zu leuchten. Man könnte glauben, dass der Drache lebendig
sei und sein Feuer Andys Hand verbrennt.
     
    An Mimis linker Seite sitzt seine Frau, Michi. Sie hat
etwas Elfenhaftes. Nicht nur hier in dieser magischen Nacht, sondern auch in
der Welt der Angorasocken. Ihr weißblondes Haar fließt, wie flüssiges Silber,
über ihre Schultern und reicht bis zu ihren Hüften. Im Schein des Feuers ist
Michis Haut beinahe durchsichtig und ihre sanften Augen sind auf einen Punkt in
weiter Ferne gerichtet.
     
    Außer Petra, Michi und Andy kennt Mimi niemanden. Und obwohl
die Männer und Frauen ihr fremd sind, sind sie ihr dennoch vertraut.
    An Mimis Feuer sitzt auch eine junge Frau. Sie ist
nicht älter als die Auszubildenden der Gärtnerei und von umwerfender Schönheit.
Sie hat eine Figur, die jeder Männerfantasie gerecht wird.
    Lange, lockige rote Haare umrahmen ein schön
geschnittenes Gesicht mit großen, grünen Augen. Untypisch für ihre Haarfarbe
sind die pechschwarzen, dichten Wimpern und Augenbrauen. Sommersprossen geben
ihr eine mädchenhafte Fröhlichkeit.
     
    Neben der rothaarigen Schönheit sitzt ein Mann. Er ist
groß und breit wie ein Schrank. Mimi ist er vertraut, wie kaum ein anderer
Mensch. In diesem Moment weiß sie, dass er schon immer ihr Freund war und sein
wird.
     
    Seit sie die Lichtung betreten hat, hat Mimis Herz
nicht aufgehört wie verrückt zu klopfen. Als sie jetzt ihr Gegenüber, den Sechsten
an ihrem Feuer betrachtet, setzt ihr Herz einen Schlag aus, um dann viel zu
schnell weiter zu hüpfen. Weil ihre Gedanken verrückt in ihrem Kopf hin und her
springen wird ihr ein wenig schwindelig.
     
    Seine Hände sind groß und braungebrannt. Seine starken
Arme und seine muskulöse Brust zeichnen sich unter dem Leinenhemd ab. Das
schwarze Haar ist leicht gewellt und sieht wild aus. Während sie ihn anstarrt
hat der Mann den Kopf gesenkt. Plötzlich schaut er sie an.
    Seine Augen sind dunkel, beinah so schwarz wie sein
Haar. Sein Blick ruht nur einen winzigen Moment auf Mimi. Er nickt kurz, um
dann den Kopf zu senken. Mimi ist total durcheinander. Noch nie hat ein Mann
sie so angesehen. Damit sie aufhört ihn anzustarren lässt sie den Blick über
den Rest der Gemeinschaft schweifen. Als sie zu Petra hinüber sieht, könnte sie
wetten, dass diese schon wieder lächelt.
     
    Ein Glitzern am Waldrand erregt Mimis Aufmerksamkeit.
Es sieht aus, als wären die diamantenen Sterne des Nachthimmels hinunter auf
den Boden gefallen.
    Es sind die wolfsähnlichen Hunde, die die Parierstange
ihres Schwertes zieren. In ihren Augen bricht sich das Licht der Feuer. Die
Hunde haben die Größe eines Kalbes und Mimi schätzt ihr Gewicht auf mindestens
achtzig Kilogramm. Ihr Fell ist grau und struppig. In einem großen Rudel liegen
sie zusammen. Insgesamt zählt Mimi
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