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Nachtwelt

Nachtwelt

Titel: Nachtwelt
Autoren: Theres Buechner
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alte
Fachwerkscheune zum Wohnhaus umgebaut.
     
    Bald wird neben der kleinen Strasse das Gras wieder
saftig grün sein. Schwarz weiße Kühe werden sich hier dick und fett fressen.
Wenn dann noch die Rapsfelder blühen ist es der perfekte Nachhauseweg.
    Schon knirschen die Autoreifen auf der Auffahrt vor
dem Herrenhaus. Als Mimi an ihren Drachen vorbei radelt lächelt sie ihnen, in
der Hoffnung sie bewegen sich, zu. Dies scheint ihr wahrscheinlicher, als dem
Retter in der Dunkelheit zu begegnen.
     
    Mimi beginnt ihren Frühjahrsputz im Flur, der eher an
eine begehbare Garderobe erinnert. Zwischen den Winterjacken, Mützen und Schals
findet man zwei Türen. Hinter der einen liegt das kleine Duschklo. Hinter der
anderen das Wohnzimmer, mit offener Küche. Im Wohnzimmer ist eine Wendeltreppe
aus Industriestahl installiert, die in den ausgebauten Spitzboden führt. Die
Grundfläche unterm Dach ist nicht klein, aber durch die Schrägen ist die
Stehhöhe sehr eingeschränkt. Auf der einen Giebelseite ist der begehbare
Kleiderschrank. Auf der anderen Seite steht Mimis Bett, mit Blick auf das dreieckige
Fenster.
     
    Um 18:30 Uhr ist sie mit dem Frühjahrsputz,
Gartenbegehung und Abendessen fertig. Von der Arbeit und den vielen schlechten
Nächten ist sie total kaputt. Das lässt Mimi hoffen, heute Nacht gut schlafen
zu können. Sie geht früh ins Bett um zu lesen, schafft aber nicht einmal drei
Seiten. Während sie das Licht ausmacht, versinkt ihr Kopf schwer im Kissen. Im
Halbschlaf zieht sie die von Mutti selbst gestrickten Angorasocken von den
heißen Füssen.
     
     
    Dunkelheit legt sich wohltuend zu ihr. Zufrieden streckt
sie sich aus und hat das Gefühl ihre Füße würden weiches Gras berühren.

F euer in der Nacht
    Es ist kein Gras, sondern Moos, auf dem sie steht.
Seine Farbe - ein tiefes Grün. Sie hat das Gefühl, als stünde sie auf einem
dicken, weichen Teppich. Das Moos überzieht eine weite Ebene, auf der ein paar
Felsen liegen. Es sieht aus, als hätte ein Riese seine großen Hände geöffnet
und die Felsen willkürlich in dieses grüne Meer fallen lassen.
     
    Sie geht zu einem der Steine, um sich zu setzen. Der
nachtblaue Himmel ist übersät von Sternen. Es müssen Millionen sein. Hier sehen
sie nicht wie kleine, helle Punkte aus, sondern vielmehr wie Diamanten. Die
Sterne glitzern, scheinen in Bewegung zu sein und wechseln dabei ihre Farbe.
    Obwohl es tiefe Nacht ist, bleibt dem Auge nichts
verborgen. Die Umgebung ist genau zu erkennen.
     
    Erst jetzt merkt Mimi, dass die Angorasocken, die eben
noch ihre Füße wärmten, kniehohen Stiefeln, aus dickem, weichem Leder gewichen
sind. In die Stiefel hat sie ihre Hose, aus grob gewebtem, naturweißem Leinen
gesteckt.
    Ihr Hemd ist aus dem gleichen Material wie ihre Hose. Ihre
Unterarme werden von ledernen Manschetten geschützt, die vom Handgelenk bis zu
den Ellenbogen reichen. Das Leder ist mit Ornamenten, Tieren und Dämonenhaften
Fratzen, verziert. Über dem Hemd trägt sie eine ärmellose, knielange
Lederweste. An einem breiten Gürtel, mit schlichter silberner Schnalle, ist ein
Schwert befestigt.
     
    So als hätte sie es hunderte Male vorher getan, zieht
sie das Schwert aus seiner hölzernen Schwertscheide. Vorsichtig hält Mimi die
scharfe Klinge zwischen ihren Händen.
    Die Parierstange, dass Querstück zwischen Griff und
Klinge, zeigt zwei wolfsähnliche Hunde. Es scheint, als würden die Hunde von
der Schwertklinge weg springen. Das Ende des Schwertgriffes ziert ein
kobaltblauer, runder Stein.
    In die Hohlkehle, die Vertiefung, die beidseits in die
Mitte des Schwertes eingeschmiedet wurde, ist, mit eben diesem kobaltblauen
Stein, ein Spruchband eingelegt. Es sind fremde Schriftzeichen, Runen ähnlich. Während
sie mit dem Finger die Hohlkehle entlangfährt liest sie,
     
    Kämpfe und Sterbe aus Überzeugung .
     
    Langsam lässt sie das Schwert zurück in seine Scheide
gleiten. Es ist eine Sache aus Überzeugung zu kämpfen, aber Sterben?
     
    Mimi schaut über die Moosebene, dann hinauf in den
Diamanthimmel. Sie hat das Gefühl, als wäre sie nach langer Zeit nach Hause
zurückgekehrt. Alles an diesem Ort scheint richtig zu sein: Die Kleidung, die
Bewaffnung und, dass sie die runenartigen Schriftzeichen lesen kann. In diesem
Moment spürt sie etwas wie Glück und ist von einer tiefen Zufriedenheit
erfüllt.
     
    Noch nie hatte sie einen Traum, der so wirklich war.
Selbst den sanften, warmen Wind kann sie auf ihrer Haut spüren. Gerne würde
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