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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind
Autoren: Jeffery Deaver
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Wirklich viel.« Der Sheriff sagte das, als wäre es allein schon verdächtig.
    Dann fügte er hinzu, dass Hart kurz verheiratet gewesen sei und keine Kinder gehabt habe.
    Die Ehe ist nichts für mich. Ist sie etwas für Sie, Brynn?
    Seine Eltern wohnten in Pennsylvania. Er hatte einen jüngeren Bruder, der als Arzt arbeitete.
    »Ein Arzt?«, fragte Brynn skeptisch.
    »Ja. Die Familie war ziemlich normal. Womit man eigentlich nicht rechnen würde. Doch Hart hat schon immer riskant gelebt. In der Schule gab es ständig Probleme. Aber wie schon gesagt, er wurde nie verhaftet. Er hat stets den Schein gewahrt. Seine Firma läuft gut. Und ob Sie’s glauben oder nicht, er hat Holzarbeiten gemacht. Sehr hochwertige Sachen. Echte Möbel, nicht so was wie die Bücherregale, die ich zusammenzimmere. Über seiner Werkbank hängt ein Schild mit einem Spruch, den ich noch von einem meiner Lehrer kenne: ›Zweimal messen, einmal schneiden.‹ Kein typischer Profikiller.«
    »Und wie genau ist er ums Leben gekommen?«
    »Ganz banal. Er hatte sich eine Weile in Green Bay versteckt. Nach Michelles Festnahme bestand dazu keine Veranlassung mehr, und er ist nach Hause zurückgekehrt. Am frühen Samstagnachmittag hat er in einem seiner alten Stammlokale etwas gegessen. Als er wieder nach draußen kam, hat jemand ihn von hinten erwischt.«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Nicht wirklich. In der Bar haben sich alle zu Boden geworfen, als die Schießerei losging. Es ist immerhin Chicago. Niemand
konnte den Cops irgendwas Konkretes sagen. Die Straße war menschenleer. Ein paar Wagen sind davongerast. Keine Nummernschilder, keine nähere Beschreibung.« Er hielt inne. »Es gibt eine Verbindung hierher.«
    »Hierher?«, fragte Brynn.
    Dahl biss in den frittierten Teigkringel. Krümel rieselten auf den ausgeblichenen Teppichboden.
    »Nun ja, nach Wisconsin. Die Projektile passen eventuell zu einer Waffe, die vor etwa sechs Monaten drüben in Smith bei einem Überfall benutzt wurde. Auf die Exxon-Tankstelle. Der Angestellte hat fast sein Leben verloren.«
    »Daran kann ich mich gar nicht erinnern.«
    »Die Staatspolizei hat den Fall bearbeitet. Von uns hatte keiner damit zu tun.«
    »Dieselbe Waffe?«
    »Angeblich. Aber wer weiß? Dieser Ballistikkram ist längst nicht so simpel, wie das bei CSI immer aussieht.«
    »Der Täter hier könnte die Waffe weggeworfen haben«, sagte Brynn. »Jemand anders hat sie gefunden und auf der Straße verkauft.«
    »Schon möglich.«
    »Auf die Art von Recycling kann ich verzichten.«
    »Amen.«
    Brynn lehnte sich zurück und legte ein schmales hölzernes Rührstäbchen quer über die Öffnung ihres Kaffeebechers. »Was ist da noch, Tom? Sie verschweigen mir doch etwas.«
    Dahl zögerte. »Sie sollten es wohl besser erfahren. Hart hatte ein Notizbuch in der Tasche. Darin standen Ihr Name und Ihre Anschrift. Und in seiner Wohnung wurden noch weitere Dinge gefunden. Bilder.«
    »Bilder?«
    »Ausgedruckte Digitalfotos. Außenansichten von Ihrem Haus. Erst kürzlich aufgenommen. Man kann die Frühlingsknospen erkennen. Die Fotos haben in einem kunstvollen hölzernen
Kasten gelegen. Wie es scheint, hat Hart ihn selbst angefertigt.«
    »Tja.«
    Ein lang gezogenes Seufzen. »Außerdem gab es Bilder von Joeys Schule.«
    »Nein. Auch von Joey?«
    »Bloß von der Schule. Ich hab mir gedacht, er hat vielleicht versucht, den Tagesablauf Ihrer Familie auszuspionieren … In seiner Wohnung stand ein fast fertig gepackter Koffer. Darin lag eine Waffe mit Schalldämpfer. Ich hab so ein Ding noch nie gesehen. Nur im Kino.«
    Sie nickte langsam. Und rührte immer weiter den Kaffee um, der gar nicht umgerührt zu werden brauchte.
    »Wir streichen Ihr Haus nun von unserer Überwachungsliste, falls Sie einverstanden sind.«
    »Sicher. Ich schätze, damit ist die Sache erledigt, Tom.«
    »Richtig. Der Fall ist abgeschlossen. Ich glaube, das habe ich in den letzten vierzehn Jahren noch nie gesagt.« Dann schlenderte er mit seinem Frühstück zurück in sein Büro.

101
    Es war in Wisconsin überraschend heiß geworden. Kristen Brynn McKenzie hatte ihr kastanienbraunes Haar hochgesteckt. Sie ging an einem Dutzend Kiefern vorbei, rund und leuchtend grün. Unter den Armen ihrer gelbbraunen Uniformbluse hatten sich Schweißflecke gebildet, und sie spürte einige Tropfen die Wirbelsäule hinunterrinnen. Brynn nahm die Bäume genauer in Augenschein. Sie waren nur wenig höher als sie selbst. Im Vorbeigehen streckte sie die Hand aus und strich
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