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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil.
Autoren: Sophie Andresky
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nach
     
Zürich zu fliegen.
     
Es tut mir leid, dass wir unser erstes Mal, worauf ich mich
     
so sehr gefreut hatte, nun doch auf später verschieben
     
müssen. Ich hatte nicht einmal Zeit, Dir persönlich Bescheid
     
zu geben. Die Einzige, der ich eine Nachricht zukommen
     
lassen konnte, war Cousine Röschen, die ich gebeten habe,
     
die Reise fortzusetzen und sie zu genießen.
     
Mein Liebster, wenn die Reise beendet ist, erwarte ich Dich
     
schon sehnsüchtig hier in Zürich, bis dahin
     
Deine Dich verehrende Lisbeth.«
     
Geilenbrügge blickte verwirrt auf.
     
Sein Blick wurde von seinem Gegenüber eingefangen.
     
Geilenbrügge trat der Schweiß auf die Stirn und er fühlte wie
ihm schwindlig wurde.
     
Während sein Gegenüber eine Reihe bräunlich-gelber Zähne
unter einem borstigen Frauenbart entblößte, blitzte etwas unter
der Kinnfleischwulst hervor.
     
Es war eine Kette.
     
Eine goldene Kette mit einem Amulett, auf dessen Vorderseite
ein weißer Diamant eingefasst war. Ein Dreikarätiger.

Krischan Schoeninger: Nachts sind alle Katzen geil
Auf dem Dach eines Altberliner Hauses spazierte ein Kater von
Schornstein zu Schornstein und jammerte seine sexuelle
Frustration in den nächtlichen Himmel. Der Mond ließ sich
davon nicht beeindrucken und tastete stattdessen mit seinen
Strahlen die bröcklige Fassade des Wohnhauses ab.
     
Er lugte in die stets ungelüftete Wohnung von Frau Gemke aus
der ersten Etage, einer Rentnerin, die allabendlich ein
Kreuzworträtsel löste, eine Packung filterloser Zigaretten
rauchte und eine Flasche Weinbrand Gold leerte.
     
Ihr Nachbar war ein unscheinbares Männchen, der sein
einziges unverwechselbares Markenzeichen – eine waschechte
Jyl-Brunner-Glatze – unter einem viel zu kleinen Toupet
versteckte. Für einen kurzen Augenblick funkelten die
Kunststoffhaare geheimnisvoll auf, dann kletterte der Mond eine
Etage höher.
     
Dort starrte er hypnotisiert auf den großen Busen von Martina
Matuschewski, einer unbekümmerten Grazie Ende zwanzig,
welche sich anschickte, ihren Nachbarn und regelmäßigen
Feierabend-Lover Hans Hagen zu empfangen. Doch auch eine
andere Person wurde von diesem schwergewichtigen Paar
weiblicher Pracht magisch angezogen. Es war Sascha
Tiedemann aus dem dritten Stockwerk genau über ihr. Sein
Blick verkrallte sich regelmäßig im Ausschnitt ihrer stets zu
knappen T-Shirts, wenn beide sich im Treppenhaus begegneten.
     
Auf dem Klingelschild neben Sascha Tiedemann, und damit
über seinem erfolgreichen Konkurrenten Hans Hagen, logierte
bis vor kurzem die Kleinfamilie Kleinschmidt. Über der
nunmehr verlassenen Wohnung und Tiedemann thronte nur das
Dach mit sechs Schornsteinen und eben jenem Kater auf
Brautschau, der dieses Areal als sein Revier betrachtete.
     
Sascha Tiedemann lag mit einem gebrochenen Bein in seinem
Bett und verfluchte stündlich den kleinen Badeunfall vor gut
zwei Wochen. Er wurde von einem periodisch auftretenden
Juckreiz unter dem Gips gequält und konnte fast zusehen, wie
seine Muskeln schwanden. In anderer Hinsicht stellte sein
Körper dafür Bestmarken auf. Sein Gehör verzeichnete täglich
Quantensprünge im Erkennen selbst weit entfernter Geräusche,
und Martina Matuschewskis rumpelnde Waschmaschine im
Schleudergang nebst ihres aktiven Liebesleben stellten sein ganz
privates Hörspielerlebnis dar.
     
»Ding Dong«, hallte es durch den Treppenflur.
     
»Hey«, konnte er Hans Hagen sagen hören.
     
»Hallo mein süßer Racker«, flötete Martina zurück und Sascha
Tiedemann glaubte das Schnippen eines Büstenhalterträgers auf
die nackte Haut zu hören. Er verdrehte angewidert die Augen
und bekam eine leichte Erektion.
     
Er spürte beinahe körperlich, wie sich eine sportliche Hand in
Martinas Dekolleté schob und ein bißchen an ihren Brustwarzen
spielte.
     
Ein ›Ping‹ drang an das Ohr des Bettlägerigen und riß ihn aus
seinen Phantasien. Die Identifizierung der Sektmarke erwies
sich jedoch eindeutig als zu schwierig.
     
Was nun folgte, kannte Sascha Tiedemann nur zu genau. Es
handelte sich um ein Ritual, welches er seit vierzehn Tagen fast
lippensynchron nachsprechen konnte.
     
Hans Hagen: »Rrrrrrrrrrrr … was haben wir denn da versteckt …«
     
Martina Matuschewski: »Was glaubst du denn? …. ähmmmhhmh …«
     
Hans Hagen: »Hohoho … Aber Hallo …«
     
Martina Matuschewski: »Na … Und … Mehr? …«
     
Hans Hagen: »Brrrrrrrrhuhu … Brrrrrrhuhu«
     
Martina Matuschewski:
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