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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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war sie schlicht und einfach neugierig, mehr über die Mortons und ihre Absichten zu erfahren.
    Letitias Mutter hatte sie Hexen und Zauberer genannt und sie in ihrer Todesstunde allesamt als Inkarnationen des Bösen und als Teufelsanbeter bezeichnet. Letitia konnte sich nur schwer vorstellen, dass das stimmen sollte.
    Magie und Übernatürliches waren für sie Phantastereien, mit denen sich Wirrköpfe beschäftigen mochten und die nicht mehr in die moderne Zeit passten.
    Es klopfte wieder, diesmal hart und fordernd. Wer da draußen stand, würde keine Ruhe geben. Letitia seufzte, ging an die Tür, spähte durch den Spion, erkannte, wie sie schon erwartet hatte, Thomas Morton und öffnete.
    Morton grüßte, Letitia bat ihn herein. Morton trug immer noch seinen schwarzen Frack, hatte den Zylinder dabei. Er nahm im Wohnzimmer Platz. Letitia fragte, ob sie ihm etwas anbieten könne.
    »Ein Tee und ein Whisky wären mir recht.«
    In der Beziehung war Morton ein echter Brite. Letitia setzte Teewasser auf und holte die Besucherflasche aus dem Schrankfach.
    Nachdem Letitia den Tee eingeschenkt hatte, kam Morton zum wahren Zweck seines Besuchs.
    »Ich will dir erzählen, weshalb meine Schwester Mary nicht mehr mit uns verkehrte. Sie hatte eine unglückliche Liebe. Ihr Verlobter wendete sich ihrer Schwester zu. Zudem verdächtigte man Letitia, ihn aus Rache bestohlen zu haben. Zutiefst enttäuscht über das Verhalten ihres ungetreuen Verlobten und die Anschuldigungen ihrer Familie nahm Mary die Fähre, verschwand und ließ nie wieder von sich hören. Sie hinterließ nicht einmal einen Abschiedsbrief.«
    »Meine Mutter war keine Diebin!«, entfuhr es Letitia.
    »Nein. Später stellte sich heraus, dass ein Dienstmädchen das Geld entwendet hatte. Aber da war es schon zu spät, sich bei Mary zu entschuldigen. Außerdem blieb es bei dem Entscheid von Marys Exverlobten, ihre Schwester zu heiraten. Das hat er dann auch getan. Wir dachten, Mary würde sich nach einiger Zeit wieder melden. Das geschah nicht. Daraufhin stellten wir Nachforschungen an. Mary war zuerst in Glasgow gewesen. Dort verlor sich ihre Spur. Obwohl wir uns sogar an New Scotland Yard wendeten, vermochten wir nicht, sie aufzuspüren.«
    »Wie ist es euch denn dann jetzt gelungen?«
    »Über eine Detektei. Die langen Nachforschungen trugen Früchte.«
    Letitia glaubte die Geschichte. Sie überlegte, ob sie ihrem Onkel erzählen sollte, was ihre Mutter in der Todesstunde gesagt hatte.
    »Wir wollen das Unrecht, das Mary zugefügt wurde, wenigstens an dir wiedergutmachen, Letitia. Besuch uns doch einmal auf den Hebriden, damit du uns kennenlernst und wir dich. Die Mortons sind, wie gesagt, reich. Davon sollst du auch etwas haben. Du willst doch bestimmt erfahren, wo du herstammst und wer deine Verwandten sind. Kann ich noch einen Whisky haben?«
    »Bitte, schenk dir ein, Onkel.«
    Thomas Morton goss sich zwei Fingerbreit Whisky ins Glas und schmeckte kennerhaft.
    »Auf den Hebriden haben wir besseren Whisky. Das Zeug in der Stadt taugt nichts.«
    »Das ist schottischer Whisky.«
    »Die Schotten taugen auch nicht viel. Sie sind schlechte Fischer und Geizhälse.«
    Zwischen der Bevölkerung der Hebriden-Inseln und den Schotten gab es seit altersher eine tief eingewurzelte Abneigung. »Es ist eine weite Reise zu den Hebriden. Außerdem bin ich berufstätig.«
    »Du wirst doch sicher Urlaub erhalten, Letitia. Wir bezahlen die Fahrtkosten natürlich. Du hast auch noch Geld zu erhalten, dein Erbe. Bitte, versöhne dich mit deinen Verwandten! Wir freuen uns alle darauf, Marys Tochter kennenzulernen. Helen, das Clanoberhaupt, hat mich zu dir geschickt. Thomas, sagte sie, das Zerwürfnis mit Mary brennt mir auf der Seele. Es ist jammerschade, dass sie sterben musste, bevor wir uns aussöhnen konnten. Bring mir wenigstens meine Enkelin.«
    »Ist Helen meine leibliche Großmutter?«
    »Deine Urgroßtante. Deine Großmutter mütterlicherseits ist schon verstorben.«
    »Ich weiß nicht. Ich bin in London geboren und aufgewachsen. Was du mir da erzählst, ist alles neu und überraschend für mich, Onkel Thomas. Meine Mutter hat mir erst auf dem Sterbebett von euch auf den Hebriden erzählt. Sie äußerte sich nicht gerade freundlich.«
    »Was hat sie denn gesagt? Du kannst es mir ruhig erzählen, Letitia. Sprich offen. Vielleicht müssen Missverständnisse ausgeräumt werden.«
    »Den Eindruck habe ich allerdings auch.«
    Letitia gab die Worte ihrer Mutter wieder. Thomas Morton
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