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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin
Autoren: Heyne
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er vielleicht anmarschiert kommt oder auch nicht. Wir gehen jetzt in die Wohnung!«
    »Willst du die Tür aufbrechen?«
    »Nein. Ich weiß, dass Pepe einen Schlüssel hat.«
    Wenige Minuten später schlossen sie die Wohnungstür auf.
    Das gesamte Appartement war fein säuberlich aufgeräumt, der Kühlschrank abgetaut, ausgeschaltet und leer, sämtliche Stecker waren aus den Steckdosen gezogen, die Bettwäsche war abgezogen und die Überdecke akkurat über die Inletts gelegt. Im Kleiderschrank war nur eine Garnitur Bekleidung für den Notfall, ähnlich im Bad, wo Matthias von Steinfeld nur Zahnbürste und Zahnpasta zurückgelassen hatte.
    »Verflucht noch mal!«, schrie Neri und schlug mit der Faust auf den hölzernen Esstisch, dass es krachte. »Er ist abgereist! Wir sind wieder eine Winzigkeit zu spät!« Ihm war ganz übel vor Enttäuschung. Wie hätte sich Gabriella gefreut, wenn er mal diesen einen riesengroßen Erfolg gehabt hätte.
    Neris Handy klingelte.
    »Pronto!«, schrie er ungehalten in den Apparat.
    »Ich bin’s, Neri«, meldete sich Gabriella, und so verängstigt hatte er sie noch nie gehört. Augenblicklich saß ihm die Angst im Nacken. »Reg dich jetzt bitte nicht auf, aber du musst hierher ins Krankenhaus kommen! Es ist etwas passiert!«
    »Was denn? Nun sag schon!«, schrie Neri immer noch.
    »Als ich in der Cafeteria war, um einen Kaffee zu trinken, muss jemand in Giannis Zimmer gewesen sein. Er hat sämtliche Schläuche, auch den von der Beatmungsmaschine, durchgeschnitten, und dann ist er abgehauen. Niemand hat ihn gesehen.«
    Von Steinfeld, dachte Neri blitzartig. Er hat Angst, dass Gianni irgendwann redet.
    »Und?«, fragte er heiser. »Was ist mit Gianni?«
    »Eine Schwester hat ihn gerade noch rechtzeitig gefunden. Sie konnten ihn retten und wieder stabilisieren. Aber es war verdammt knapp.«
    »Ich komme.«
    »Neri, ich hab Angst.«
    »Bleib ganz ruhig, ich bin gleich da!«
    Neri legte auf und drehte sich zu Alfonso um. Er war aschfahl im Gesicht.
    »Großfahndung!«, sagte er tonlos. »Jetzt hat er auch noch versucht, meinen Sohn im Krankenhaus umzubringen.«
    Berlin
    Um Mitternacht war Susanne dank eines Dolmetschers umfassend über sämtliche Ermittlungsergebnisse der Italiener informiert, Automarke und Kennzeichen waren bekannt, der Wagen wurde international zur Fahndung ausgeschrieben.
    Susanne wartete im Büro auf neue Nachrichten. Ben gegenüber ließ sie sich nicht anmerken, dass sie von seiner Trennung von Melanie wusste. Um zehn hatte sie versucht, Melly anzurufen, aber sie war nicht ans Telefon gegangen.
    Erst um drei Uhr dreißig in der Nacht kam dann die erlösende Nachricht: Matthias von Steinfeld war in seinem Porsche kurz hinter Nürnberg an einer Tankstelle festgenommen worden.
    Susanne rief sofort Neri auf seinem Handy an.
    »Wir haben ihn!«, ließ sie den Dolmetscher sagen. »Er ist beim Tanken verhaftet worden. Commissario, wir danken Ihnen! Sie haben großartige Arbeit geleistet!«
    »Ja«, sagte er. »Gratulazione.« Mehr nicht. Seine Enttäuschung machte ihn stumm. Natürlich hätte Neri so einen dicken Fisch gern selbst ins Netz bekommen, aber hier ging es schließlich um die Sache; ob letztlich die Deutschen oder die Italiener dem Mörder das Handwerk legten, war im Grunde nebensächlich. Aber so nah wie diesmal war er noch nie dran gewesen.
    Neri sank zurück in sein Kissen. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken.
    »Was ist?«, murmelte Gabriella.
    »Sie haben ihn in Deutschland gefasst. Alles ist gut. Schlaf weiter.«
    Zum Glück war die Angst um Gianni jetzt weg, aber er hatte auch keine Kraft mehr. Die ganze Nacht über war die Großfahndung in Italien gelaufen, doch von Steinfelds Porsche war wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Jetzt hatten nicht er und seine Kollegen, sondern die Deutschen den Triumph und den Erfolg in der Hand.
    Bereits wenige Stunden später war die Festnahme des Serientäters Thema in der gesamten Presse. Auch international widmete man sich dem Fall. Die Nachrichtensendungen im Fernsehen berichteten davon, zeigten Aufnahmen von der Verhaftung und dem Abführen des mutmaßlichen Mörders, der keine Anstalten machte, sein Gesicht zu verstecken.
    Susanne nahm bereits Glückwünsche und Belobigungen ihres Chefs entgegen und köpfte zusammen mit Ben eine Flasche Sekt. Mit der Pressekonferenz wollte sie warten, bis sie Matthias von Steinfeld verhört hatte.

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    Montebenichi, Samstag, 17. Oktober 2009
    Gabriella saß vor dem Fernseher,
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