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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin
Autoren: Heyne
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entsetzt.
    »Nichts.«
    »Natürlich ist was los! Du bist doch nicht ohne Grund ungeschminkt, verheult und noch dazu zu Hause in deinem eigenen Bett! Was ist mit Ben?«
    »Nichts.«
    »Wie nichts? «
    In dieser Sekunde brachen alle Schleusen, und Melanie konnte ihre mühsame Beherrschung nicht länger aufrechterhalten.
    »Es ist aus«, schluchzte sie. »Aus, vorbei, Feierabend!«
    Im ersten Moment verschlug es Susanne die Sprache. Sie setzte sich zu Melly aufs Bett und nahm sie in den Arm. Streichelte ihr übers Haar und schwieg.
    Melly ließ es geschehen und weinte hemmungslos.
    »Hast du mit ihm Schluss gemacht oder er mit dir?«, fragte Susanne nach einer Weile.
    »Er mit mir.«
    »Und warum?«
    Melanie versuchte mit den Schultern zu zucken, was ihr aber kaum gelang, so sehr schüttelte sie das Weinen.
    »Es geht nicht, hat er gesagt, es klappt einfach nicht«, stotterte sie. »Wir sind zu unterschiedlich, außerdem ist er immer gestresst, weil er zu wenig Zeit hat. Zu wenig für mich und zu wenig für seinen Job. Er hat ständig ein schlechtes Gewissen, und das hält er nicht aus. Wahrscheinlich hast du so lange gezetert, bis er aufgegeben hat.«
    »Das ist eine Unverschämtheit von dir, Melly! Mir so was zu unterstellen! Keinen Ton hab ich in dieser Beziehung zu ihm gesagt. Ich hab mich da rausgehalten, auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst!«
    Melanie schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. »Okay, okay, okay«, jammerte sie. »Aber das ist doch alles kein Grund!«
    Susanne drückte sie fest an sich.
    »Ich liebe ihn doch«, schniefte Melanie. »Suse, bitte sag mir, was ich machen soll. Das geht doch nicht, dass er mich einfach in die Wüste schickt!«
    Susanne fand auch, dass sich Ben wie ein Schwein benommen hatte, und wollte gerade ein paar tröstende Worte sagen, als das Telefon klingelte.
    Sie befreite sich sanft aus der Umarmung und ging im Flur an den Apparat.
    »Knauer«, meldete sie sich kurz.
    Es war ihre Sekretärin aus dem Kommissariat.
    »Susanne, hör zu. Die Italiener haben angerufen, zum Glück gleich mit Dolmetscher. Sie kennen den Mörder. Sie wissen, wer in Berlin und auf Giglio gemordet und in Montebenichi vergewaltigt hat. Es handelt sich um einen Berliner, Matthias von Steinfeld, sie sind unterwegs und nehmen ihn jetzt fest.«
    »Ich komme sofort!« Sie legte auf, und ihr wurde heiß vor Aufregung.
    Als sie zurück in Melanies Zimmer kam, spürte sie sofort, dass ihre Tochter sich über die Unterbrechung durch das kurze Telefonat geärgert hatte. Aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen.
    »Melly, es tut mir leid, aber ich muss noch mal schnell ins Büro.«
    »Natürlich musst du ins Büro!«, schrie Melanie und war von null auf hundert sofort aggressiv. »Immer musst du ins Büro! Nie bist du da, wenn man dich mal braucht! Immer ist dein Scheißjob wichtiger als ich!«
    »Melly!« Susanne ging zu ihr und berührte sie am Arm, aber Melanie stieß sie weg. »Melly, es kann sein, dass die Italiener unseren Serientäter gefasst haben. Da ist noch vieles unklar, darum muss ich jetzt weg! Das verstehst du doch, oder?«
    »Glückwunsch!«, zischte Melanie bissig. »Natürlich versteh ich das! Ich muss immer Verständnis haben für die Probleme meiner Frau Mutter!« Ihr Sarkasmus war unüberhörbar. »Hau doch ab! Verpiss dich! Es ist mir egal! Schönen Abend noch!« Damit zog sie sich die Bettdecke über die Ohren.
    Susanne seufzte laut und verließ das Zimmer.
    Im Flur griff sie nur noch schnell ihre Jacke und ihre Tasche und rannte dann aus dem Haus.
    Montebenichi
    Neri und Alfonso rasten in ihrem Wagen, einem dunkelblauen Panda, die kurvige Straße hinauf nach Montebenichi. Noch nie war Neri die Strecke so lang vorgekommen. Alfonso war mittlerweile über alle Ermittlungsschritte informiert, und er hatte – genau wie Neri – auch das Gefühl, dass ein großer Coup bevorstand. Ein Fahndungserfolg, der international Beachtung finden und den winzigen Ort Montebenichi über Nacht berühmt machen würde.
    Im Appartement des Deutschen war alles dunkel. Das sahen sie sofort, als sie auf der Piazza hielten. Neri brach der Schweiß aus. Aber dann versuchte er sich sofort zu beruhigen. Vielleicht schlief er, oder er war zum cena in irgendeinem Restaurant. Sie mussten eben Geduld haben.
    Ein paar Minuten warteten sie im Auto, dann wurde es Neri zu viel.
    »Alfonso, wir haben den Haftbefehl für einen Schwerverbrecher! Auf keinen Fall können wir hier noch länger darauf warten, dass
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