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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde
Autoren: Lisa Hendrix
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Zeuge dessen zu werden, segelte Cwen hinaus dem Sonnenlicht entgegen.
    Ich bin eine Närrin,
dachte sie, als sie zu der Höhle zurückflog, wo ihr Körper lag und sie erwartete. Als von Gold die Rede gewesen war, hatte sie zu voreilig die Möglichkeit ausgeschlossen, dass es sich bei dem Unterpfand um das Amulett des Löwen handeln könnte, und nun hatte einer mehr von ihnen die Chance, ihr durch die Finger zu schlüpfen, ohne dass sie die Genugtuung der Rache erfahren würde.
    Und dennoch fühlte sie sich sonderbar wohlauf, als sie so über den Wald schwebte, stark wie seit Jahren nicht mehr, selbst im Körper dieses zarten Wesens. Sie streifte die Baumkronen und genoss die Freiheit des Flugs, der ihr zuteilgeworden war dank der seltsamen Gabe, die die Götter ihr verliehen hatten.
    Erst als sie die Höhle erreicht hatte und wieder in ihren eigenen Körper geschlüpft war, verstand sie, warum sie sich so stark fühlte.
    Blut.
    In ihrer Raserei musste der Vogel dem Seher die Hand aufgerissen haben, denn sein ungetrübtes Blut, reich an seiner Lebenskraft und Magie, klebte am Brustgefieder der Elster, dick an der gleichen Stelle, wo auch ihre Wunde sich befand.
    »Du hast mir ein Geschenk gemacht, Elster.« Sie streckte eine Hand aus, und der Vogel sprang willig auf ihren Finger. Cwen strich über die weichen Federn und sammelte das verkrustete Blut auf ihrem Finger. »Vielen Dank, meine Kleine.«
    Sie ließ den Vogel davonfliegen, dann öffnete sie ihr Gewand und strich das Blut auf ihre Wunde. Wärme breitete sich langsam an der Stelle aus, die für so lange Zeit erkaltet war. Mit einem scharfen Atemzug holte sie tief Luft und stieß sie in Form eines Seufzers wieder aus.
    Ja.
Sie warf den Kopf in den Nacken, als wieder Macht in sie hineinströmte, süß und köstlich, und schließlich fühlte sie, dass sie zu heilen begann. Der Rabe hatte nicht die leiseste Ahnung, worüber er da verfügte – welche Macht die Götter ihm gewähren würden, wenn er nur den Mut aufbrächte, darum zu bitten. Aber nein, davor fürchtete er sich zu sehr.
    Sie fürchtete sich nicht davor. Sie war Cwen. Wenn er diese Macht nicht benutzte, dann würde sie es tun.
    Immerhin waren noch sieben von ihnen übrig. Sie alle würden bezahlen, besonders der Bär. Und nun, da sie durch Blut mit dem Raben verbunden war, konnte er ihr dabei helfen, indem sie sich seiner bediente.
    Lächelnd drehte sie sich um zu der kleinen Elster, die ganz in der Nähe auf einem Stein hockte. Leise glucksend begegnete der Vogel dem Blick aus ihren schwarzen Augen. Cwen klopfte sich auf die Schulter, und die Elster flog zu ihr, um ihren Platz als ihre Vertraute einzunehmen.
    »Komm, mein Vögelchen.« Cwen trat hinaus ins Sonnenlicht und sog die saubere Waldluft ein. »Wir müssen uns eine neue Bleibe suchen. Ich bin es leid, eine Nonne zu sein.«
     
    Steinarr starrte auf den in Gold gebetteten Löwen in Roberts Hand und verstand nicht. »Du musstest es doch dem König geben.«
    »Ich musste es ihm nur präsentieren. Nicht geben. Beinahe im selben Moment gab er es mir zurück.«
    »Aber ich dachte …«
    »Ich weiß. Ich dachte auch, er würde es behalten, doch er sagte, es gehöre Huntingdon. Und nun gehört es Euch.« Robert drückte Steinarr das Medaillon in die Hand und schloss Marians Finger um beides. »So wie das Herz meiner Schwester.«
    Odin, bitte.
»Wirklich?«, fragte Steinarr Marian, unsicher in allem, außer seiner Angst vor ihrer Antwort. »Gehört mir dein Herz, obwohl du weißt, was ich bin?«
    »Obwohl ich weiß, was du bist.« Sie hielt das Medaillon in die Höhe und presste den Löwen auf die Mitte seiner Brust. »Ich liebe dich aufrichtig.«
    Schmerz durchfuhr Steinarr, der gleiche Schmerz wie beim Wechsel seiner Gestalt, nur schlimmer, tausendmal schlimmer, und er spürte, wie der Löwe mit ausgefahrenen Krallen in ihm aufstieg. »Lauft!«
    Aber sie blieben: Ari und Robert und vor allem Marian. Steinarr bog sich nach hinten, krümmte sich, fiel auf die Knie, schrie vor Schmerz, und sie blieb bei ihm. Wut, Hunger, der Drang zu töten, sich zu paaren, zu jagen, all das fuhr aus ihm heraus, in Strängen schwarzen Rauchs, die sich um seinen Brustkorb legten, ihm die Luft aus den Lungen pressten, ihn einschnürten.
    »Ich liebe dich«, sagte Marian noch einmal mit tränenerstickter Stimme. Weiterer Schmerz warf ihn zu Boden. Ein Schrei entfuhr seiner Kehle und erhob sich zu Gebrüll.
    Und dann war es vorbei, still, und er war allein in seinem
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