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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus
Autoren: D Koontz
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war ein Dorn in seinem Fleisch, der sich selbst nach all diesen Jahren noch fortwährend durch seine Seele vorarbeitete und zu tief saß, um sich rausziehen zu lassen. Er konnte, wenn überhaupt, nur dadurch Buße tun, dass er anderen zuverlässige Dienste erwies.
    Am Ende seiner fünften Bahn stellte er sich hin und drehte sich zum fernen Ende des langen schimmernden Rechtecks um, wo er die Stufen ins Wasser hinuntergestiegen war. Der Pool war einen Meter fünfzig tief und Bailey maß einsachtundachtzig, und daher reichte ihm das Wasser nicht ganz bis an die Schultern, als er sich an den Beckenrand zurücklehnte, um sich auszuruhen, ehe er weitere fünf Bahnen schwamm.
    Er strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht zurück … und sah unter Wasser eine dunkle Gestalt auf sich zukommen. Er hatte nicht gemerkt, dass nach ihm noch jemand in den Pool gestiegen war. Die gekräuselte Wasseroberfläche wob aus dem bebenden Licht und den Schatten der kleinen Wellen plätschernde Muster, die dafür sorgten, dass die näher kommende Gestalt erheblich verzerrt wurde. Wenn man unter Wasser war, wurde die Fortbewegung durch den größeren Widerstand er schwert. Es war einfacher, Bahnen an der Oberfläche zu schwimmen, doch dieser Schwimmer bohrte sich wie ein Tor pedo durch das Wasser. Die Anstrengung, die erforderlich war, um so rasch voranzukommen, hätte den Mann eigentlich zwin gen müssen aufzutauchen, um Luft zu holen, ehe er eine Bahn von dreißig Metern Länge bewältigen konnte, doch er schien sich unter Wasser so absolut in seinem Element zu fühlen wie ein Fisch.
    Zum ersten Mal seit seinen Zeiten im Marine Corps nahm Bailey eine tödliche und unmittelbar bevorstehende Bedrohung wahr. Er vergeudete keinen Moment darauf, an seinen Instinkten zu zweifeln, sondern drehte sich um und presste die Hände flach auf die Pooleinfassung, stemmte sich hoch und schwang sich aus dem Pool und auf die Knie. Jemand packte von hinten seinen linken Knöchel. Er wäre ins Wasser zurückgezerrt worden, wenn er nicht mit dem rechten Fuß heftig zugetreten und das getroffen hätte, was das Gesicht seines Angreifers zu sein schien.
    Sowie er sich befreit hatte, rappelte Bailey sich auf, um auf die Füße zu kommen, wankte auf den Fliesen mit der matten Oberfläche zwei Schritte weit und drehte sich um, plötzlich atemlos und von der irrationalen Furcht überwältigt, er befände sich in Gegenwart von etwas Unmenschlichem, des einen oder anderen mythischen Ungeheuers, das jetzt nicht mehr ein reines Fabeltier war. Nichts stellte sich ihm entgegen.
    Die Unterwasserlampen strahlten nicht mehr so hell wie zuvor. Tatsächlich hatten sich die Eigenschaften des Lichts verändert. Es war von einem strahlenden Weiß zu einem düsteren Gelb übergegangen. In diesem schwefligen Schimmer wirkten die blauen Kacheln am Beckenrand grün.
    Der dunkle Umriss bewegte sich unter der Oberfläche und kehrte geschmeidig und blitzschnell zu den Stufen zurück. Bailey eilte am Beckenrand entlang und versuchte den Schwimmer genauer zu sehen. Das Wasser im Pool war jetzt säuregelb und wirkte verschmutzt, an einigen Stellen klar, doch an anderen trüb. Es erwies sich als schwierig, Einzelheiten der Person – oder des Dings – im Wasser zu erkennen. Er glaubte, Beine, Arme und eine den groben Umrissen nach menschliche Gestalt auszumachen, und doch entstand der Gesamteindruck von etwas z utiefst Befremdlichem.
    Zuerst einmal setzte der Schwimmer keinen Frogkick ein, was nahezu unerlässlich war, um ohne Schwimmflossen unter Wasser gut voranzukommen, und er machte auch nicht die Schwimmstöße eines Brustschwimmers. Er schien sich mit dem muskulösen Winden eines Hais dahinzuschlängeln und auf eine Weise voranzukommen, die einem Menschen unmöglich war.
    Wenn Baileys Besonnenheit größer gewesen wäre als seine Neugier, dann hätte er sich seinen dicken Frotteebademantel von dem Haken geschnappt, an dem er hing, wäre hineinge schlüpft, hätte die Füße in seine Flipflops gesteckt und wäre zu dem nahen Wachraum im Westflügel des Kellers geeilt. Dort würde Devon Murphy Dienst haben. Aber die gespenstische Natur des Schwimmers und die jenseitige Stimmung, in die der Raum getaucht war, hatten Bailey in ihren Bann gezogen.
    Das Gebäude bebte kaum merklich. Ein leises Grollen stieg aus der Erde unter dem Fundament des Pendleton auf, und Bailey blickte auf den Boden vor sich und rechnete beinah damit zu sehen, wie sich in den Mörtelfugen zwischen den Kacheln
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