Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stehen, wo wir gestanden hatten, um in den anderen Raum zu schauen, der mir wie ein Tunnel vorgekommen war.
    Mittlerweile hatte sich auch draußen das Licht verändert. Da strahlte nichts mehr, da war es grau geworden, als hätten sich dünne Wolkenschichten gebildet. Zudem hingen überall die dunklen Körper der Fledermäuse, so war auch die Umgebung hier stark nachgedunkelt.
    Ich versuchte, etwas innerhalb dieses ›Tunnels‹ zu erkennen. Irgendwo ließ mich das Gefühl nicht los, daß ich den Blutsauger aus dieser Richtung zu erwarten hatte.
    Noch bewegte sich dort nichts.
    Sekunden verstrichen, in denen ich den Atem anhielt. Nur die Augen bewegten sich. Der Blick zur Treppe - nichts. Stille. Beklemmend, wie zum Greifen nah.
    Wieder nach vorn schauen. Die Düsternis bildete sich aus mehreren Schatten. Sie berührten einander. Sie liefen ineinander über - und waren plötzlich nicht mehr so starr.
    Etwas bewegte sich.
    Zuerst blinzelte ich, wischte auch über die Augen, weil ich glaubte, mir etwas eingebildet zu haben. Es war keine Täuschung gewesen. Innerhalb des folgenden großen Raumes war es zwar nach wie vor totenstill, aber über den Boden hinweg, an den Wänden und auch dicht unter der Decke sah ich die Bewegungen.
    Dünne, kalte, neblige Wesen! Nachtgespenster!
    Der Tag neigte sich, sie waren endlich erwacht und hatten sich zu ihrem Reigen zusammengefunden.
    Dunkle, hauchdünne, fließende Wesen, die sich lautlos voranbewegten. Hauchzart, aber kühl. Sie strahlten eine Kälte aus, die mir vor ein paar Sekunden bereits aufgefallen war. Zuerst hatte ich dabei an ein inneres Frieren gedacht. Nun mußte ich erleben, daß ich mich geirrt hatte.
    Die Wesen kamen. Und sie brachten die Kälte ihrer Welt mit. Es war nicht die eines normalen Winters. Sie war anders, schmieriger, sie glitt selbst wie Nebelschwaden an meinem Körper vorbei und streichelte auch die Haut an Gesicht und Händen.
    Ich versuchte herauszufinden, ob sie hier mit einer bestimmten Gestalt erschienen. Ich dachte an den Todesnebel, in dem ich hin und wieder so etwas wie Gestalten mit menschlichen Umrissen gesehen hatte. Diese Schattenwesen waren einfach zu dunkel. Sie näherten sich immer mehr dem saalartigen Raum, in dem ich mich aufhielt. Je näher die Nachtgespenster kamen, um so mehr verdichteten sie sich und schälten sich immer stärker hervor.
    Manche sahen aus, als hätte jemand einfach fettigen Ruß in die Höhe geblasen und aus ihnen flaschenähnliche, feinstoffliche und dunkle Gestalten geformt.
    Sie strichen an mir vorbei. Immer wieder spürte ich ihre kalten Grüße und erschauerte.
    Sie waren überall. Sogar auf der Treppe malten sie sich ab und standen dort so regungslos wie Figuren. Sie waren gesichtslos. Es gab keine Arme und Beine, ich sah auch keine Gesichter, in dessen aufgerissenen Mäulern irgendwelche Zähne schimmerten.
    Für mich waren die Nachtgespenster die wahren Herrscher des Schlosses. Aber sie mußten einfach noch jemand im Schlepptau haben. Der Earl of La Monte wollte Blut. Seine Tochter hatte ihm das Opfer gebracht. Er wäre nicht der perfekte Vampir gewesen, wenn er mich nicht schon längst gewittert hätte.
    Ich sah ihn nicht und überlegte schon, ob er sich unter den kalten Nachtgespenstern befand.
    Da hörte ich den Schrei!
    Er riß mich aus meinen Gedanken, denn kein Nachtgespenst hatte ihn ausgestoßen, auch kein Vampir im Hintergrund, sondern Doreen La Monte.
    Ich fuhr herum und sah Entsetzliches!
    ***
    Doreen kämpfte gegen ihr Schicksal an!
    Ich war derartig stark auf andere Dinge konzentriert gewesen, daß ich sie einfach vergessen hatte. Außerdem hatte ich sie unter dem Schutz des Kreuzes sicher gewähnt, und genau das war ein Fehler gewesen. Das Kreuz war zu einem Feind geworden, weil Doreen an der Grenze stand, um in ihre zweite Identität hineinzuschlüpfen. Sie war dabei, sich in einen Vampir zu verwandeln. Die böse Kraft steckte in ihr. Das Grauen wollte sich freie Bahn verschaffen und für die Verwandlung sorgen. Dagegen stand die Kraft des Kreuzes, und Doreen war genau zwischen die beiden Fronten geraten.
    Sie litt schrecklich.
    Noch saß sie auf dem Boden. Mit zuckenden Bewegungen schleuderte sie den Körper hin und her. Ihr Kopf bewegte sich dabei ebenfalls hektisch. Ihr Mund war weit aufgerissen. Die Augen zeigten kaum noch einen menschlichen Ausdruck. Ihre Hände hatten das Haar zerwühlt. Blondfahle Strähnen umwehten ihren Kopf. Das Kreuz ›arbeitete‹. Es glühte. Es wollte nicht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher