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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster
Autoren: Jason Dark
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liegende Bündel bewegte sich. Es sah so aus, als würden Kleider geschoben und gezupft. Ein röchelnder Laut begleitete das Aufstehen der Gestalt.
    Noch hatte der Vampir seine Schwierigkeiten. Die Hand gab ihm den nötigen Halt. Er blieb dort in der Haltung eines Mannes stehen, der nach Waffen untersucht werden sollte. Tierlaute wehten aus dem offenen Mund. Dann durchrann ein Schütteln den Körper, und wieder raschelte der Stoff.
    Ruckartig das Abstoßen von der Wand. Schwerfällig die darauf folgende Drehung.
    Aber er schaffte es und hielt sich auf den Beinen. Die ersten Schritte waren noch lahm und schleppend. Der Earl kannte dies. Jeden Tag erlebte er diesen persönlichen Horror. Er steigerte sich immer mehr, und er würde erst geringer werden, wenn es ihm gelang, an das Blut eines Menschen heranzukommen.
    Das sollte in dieser Nacht der Fall sein. Die neue und auch die richtige Nahrung, wie es sich für einen Vampir geziemte. Und seine Tochter würde ihm das Opfer besorgen.
    Im Dunkeln fand er sich zurecht. Mit wesentlich kräftigeren Schritten bewegte er sich auf die Tür zu. Er öffnete den Riegel und schrie vor Vergnügen auf, als sich die Tür so leicht für ihn öffnen ließ.
    Keine Mauer hielt ihn mehr.
    Der Vampir war auf dem Weg nach oben, wo ihn das frische Blut erwartete…
    ***
    Doreen und ich hatten es erst gar nicht versucht, Deckung zu finden. Einfach weil es keine gab. Es war uns nichts anderes übriggeblieben, als uns an die Wand zu drücken und dabei in die Hocke zu gehen. Ich hatte mich so gedreht, daß ich mit meinem Körper Doreen La Monte die nötige Deckung gab.
    Sie hatte sich sehr klein gemacht und die Arme angehoben und zugleich angewinkelt. So schaffte sie es auch, ihr Gesicht zu schützen, denn die Luft um uns herum war erfüllt von wildem Flattern. Die Fledermäuse schienen völlig aus dem Häuschen zu sein. Sie fanden keine Plätze und flogen immer wieder nach oben oder zu den Seiten weg. Sehr nahe strichen sie dabei an uns vorbei. Besonders ich spürte die Berührungen ihrer Schwingen, wenn sie hautnah an mir vorbeistrichen. Zum Glück hakten sie sich nicht an mir fest. Keine Krallen, die in meine Kleidung oder in meine Gesichtshaut schlugen. Keine Zähne, die Wunden reißen wollten. Sie schienen satt zu sein oder wollten sich einfach andere Opfer suchen.
    Doreen hatte ihr Gesicht in den angelegten Armen versteckt. Sie zitterte und atmete heftig. Ich hielt sie fest, weil ich nicht wollte, daß sie plötzlich in Panik aufsprang und wegrannte.
    Die Szene war so anders. Sie dauerte auch an. Sicherlich nicht besonders lange. Ich befand mich in einem Zustand, in dem mir die Zeit doppelt oder dreimal so lange vorkam.
    Es ging vorbei.
    Die Fledermäuse hatten ihr Ziel gefunden. Sie flogen nicht mehr wie aufgeschreckt durch die Halle, sondern hatten sich an die Decke und die Wände geklammert. Dort hingen sie wie alte Lappen nach unten und bildeten einen regelrechten zweiten Putz aus Haut. Ich blieb trotzdem noch sitzen und hob nur den Kopf an. Unsere Position war dicht an der Ausgangstür und verschaffte uns einen entsprechend guten Überblick.
    Die Tiere blieben an der Decke und an den Wänden hängen. Hin und wieder zitterten einige von ihnen oder losten sich von ihren Plätzen. Sie flogen allerdings rasch wieder hin und klammerten sich in die Lücken hinein. Auf uns hatten sie es nicht abgesehen. Demnach hatte ihr Erscheinen einen anderen Grund. Sie konnten so etwas wie Vorboten für das eigentliche Übel sein. Sie waren die Botschafter des Earls, den ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Er hielt sich verborgen und hatte seine Lieblinge vorgeschickt. Ich konnte mir vorstellen, daß es nicht mehr lange dauerte, bis er selbst kam.
    Ich stand wieder auf den Füßen. Doreen blieb hocken. Sie saß jetzt mit angezogenen Beinen auf dem kalten Boden, schaute unsicher und ängstlich drein, während das vor ihrer Brust hängende Kreuz matt schimmerte.
    Ich gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, daß alles in Ordnung war. »Keine Sorge, Doreen, sie werden dir schon erst recht nichts tun. Du kennst sie ja.«
    »Es sind seine Freunde«, flüsterte sie. »Das weiß ich, und ich habe mich auch schon darauf vorbereitet, daß er hier erscheint.«
    »Er kommt nie allein«, gab sie flüsternd zu. »Wer ist bei ihm?«
    »Sie - die Nachtgespenster. Es ist auch ihre Zeit. Sie werden ihre Welt verlassen und den unheimlichen Reigen tanzen.«
    Ich entfernte mich von der Tür und blieb dort
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