Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
zwei Wachmänner, die ihn flankieren. Er sieht ein wenig ramponiert aus, wirkt jedoch ungebrochen.
    „ Ich erwarte, dass Sie diese Männer augenblicklich den Behörden übergeben, sowie wir das Festland erreicht haben. Und das nicht nur meiner Mandantin zuliebe.“ Alex’ Stimme ist kultiviert. „Ferner erwarte ich, dass Sie meine Mandantin nicht weiter mit der Anwesenheit ihres Peinigers belästigen. Vor allem dann nicht, wenn er solch haarsträubende Begründungen für sein Tun von sich gibt.“ Er wirft Christopher einen vernichtenden Blick zu. „Vampire – ich bitte Sie. Das sind doch Ammenmärchen.“
    Ich zucke leicht zusammen, was Christopher ein triumphierendes Lächeln entlockt.
    Mr. Morgan scheint mit der Situation vollkommen überfordert und so hüllt er sich in tiefes Schweigen. Auch ist er sich nicht sicher, was er glauben soll und was nicht.
    „ Aber ich habe recht“, erklärt Christopher sachlich. „Sie ist ein Vampir und der hat meine Schwester getötet und meinen Vater in den Wahnsinn getrieben.“
    Vor aufkommender Wut beiße ich mir auf die Lippen, um nicht zu platzen, und Mr. Morgan schließt kurz die Augen.
    Alex sagt nichts und so fühlt Christopher sich anscheinend bestätigt, denn er fährt unbeirrt fort: „Lassen Sie mich gehen. Ich erledige für Sie schon die Drecksarbeit. Bevor wir angelegt haben, sind Sie das Monster los.“
    Vielleicht ist es gerade diese emotionale Kälte in Christophers Stimme, welche Mr. Morgan dazu veranlasst keine Diskussion anzufangen. Oder es ist die endgültige Einsicht, dass sein Urteil über mich voreilig und wohl doch zu hart war. Möglicherweise ist es aber auch mein Gesicht, welches von seinem Blick kurz gestreift wird und das nach wie vor zugeschwollen ist und in sämtlichen Regenbogenfarben schillern dürfte. Vielleicht ist es all das zusammen oder noch etwas ganz anderes, was ihn dazu veranlasst sich zurückzunehmen – und das obwohl ein sehr großes „Ich weiß, was ich zu tun habe“ auf seiner Stirn prangt.
    Ehrlich gesagt ist es mir völlig egal. Ich habe genug für heute. „Relax…“ – wieder Franky in meinem Kopf. Alex schweigt immer noch, ganz der kluge Taktiker. Er zwingt Morgan so, sich mit der Situation und den absurden Anschuldigungen auseinanderzusetzen.
    Morgans Gesicht wendet sich mir nun endgültig zu. „Können Sie aufstehen?“
    Ich nicke vorsichtig.
    Noch vorsichtiger setze ich mich auf und stütze mich auf das Bett. Auch wenn meine Wunden schnell heilen, werde ich das hier ganz gewiss nicht demonstrieren. „Es wird schon gehen.“
    „ Sehen Sie“, triumphiert Christopher. „Es geht ihr gut. Welchen Beweis wollen Sie denn noch, dass ich recht habe?!“
    Alex wirft ihm einen vernichtenden Blick zu. „Sie können von Glück reden, dass es so ist, Mr. Summers“, erklärt er.
    „ Das sehe ich auch so.“ In Mr. Morgans Gesicht zuckt es. Eine seltene und daher interessante Regung, doch ich bin wirklich nicht in der Stimmung dies näher zu ergründen.
    „ Miss Ashton“, setzt er an, wird aber von Christopher jäh unterbrochen.
    „ Sie heißt Dalton – nicht Ashton! Christina Dalton.“
    „ Bringen Sie ihn zurück in Gewahrsam!“, bellt Mr. Morgan und es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich diesen Mann bei einem Hauch von Ungeduld erwische.
    „ Sie heißt Dalton …! D – A – L – T – O – N!“ Die Tür klappt und Christopher ist fort. Meine Nerven liegen blank und ich frage mich unwillkürlich, was jetzt wohl kommt.
    Mr. Morgan sammelt sich, bevor er fortfährt. „Also, Miss Ashton. Wie geht es Ihnen?“
    Alex tritt an meine Seite, ganz der Beschützer.
    „ Ich fühle mich nicht besonders gut, aber es wird schon gehen“, erkläre ich in der Untertreibung des Jahrhunderts.
    Morgan mustert mich aufmerksam. „Die Schwester sagt, sie würde Sie gerne hierbehalten und morgen dann einem Krankenwagen übergeben, wenn wir anlegen.“ Er macht eine Pause. „Unserem Arzt Dr. Morten haben die beiden leider übel mitgespielt, wie Sie vermutlich wissen.“ Ich nicke betroffen. „Er liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung im Nebenzimmer und wird wohl eine Weile nicht praktizieren können. Wir nehmen in Hamburg einen Ersatzarzt an Bord.“ Warum erzählt er mir das?
    „ Mr. Morgan. Ich würde gerne den Rest der Reise in meiner Kabine verbringen. Ich kann gehen, wenn auch langsam.“
    Er schüttelt den Kopf. „Ich bedaure Ihnen diesen Wunsch abschlagen zu müssen. Es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher